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Schlaganfall mit Mitte 20 Wann ihr die 112 anrufen solltet

Schlaganfall – kriegt man doch erst ab 70 Jahren. Falsch! Auch junge Menschen erleiden Hirninfarkte, Studien zufolge ist die Zahl in den letzten Jahren gestiegen. Neurologe Bodo Heyse erklärt, wann man den Notruf wählen sollte.

Von: Eva Riedmann

Stand: 10.05.2019 | Archiv

Grafik mit rotem Mann auf Skateboard | Bild: BR

PULS:  Wie hoch ist das Risiko, dass ich mit 27 einen Schlaganfall bekomme?

Bode Heyse: Insgesamt ist das Risiko bei jungen Menschen sehr niedrig. Dazu gibt es Daten vom Robert-Koch-Institut für die Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen. Da wird das Risiko für einen Schlaganfall auf ungefähr ein Prozent geschätzt, bei 70- bis 80-Jährigen liegt es bei etwa acht Prozent. Wer unter 40 ist, hat dementsprechend ein noch geringeres Risiko.

Aber trotzdem steigt die Zahl der jungen Schlaganfallpatienten?

Ja, in den letzten Jahren werden Schlaganfälle bei jungen Leuten häufiger. Wir wissen, dass das Risiko für einen Schlaganfall steigt, wenn junge Menschen rauchen oder wenn sie übergewichtig sind und deshalb zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes haben.  

Gibt’s noch andere Risikofaktoren?

Patienten, die eine Migräne mit Aura haben, also eine mit neurologischen Ausfällen, haben auch ein höheres Schlaganfallrisiko.
Davon sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Deswegen erleiden insgesamt mehr junge Frauen als junge Männer einen Schlaganfall. Mit zunehmendem Alter dreht sich die Verteilung dann um.

Spielt da die Antibabypille auch eine Rolle?

Dr. Bodo Heyse, Oberarzt der Abteilung für Neurologie im Schön Klinikum München Schwabing

Ja, es ist belegt, dass es unter Einnahme der Antibabypille vermehrt zu Schlaganfällen kommt. Deshalb sollte man auf den Östrogen-Wert der Pille achten. Wer eine Pille mit niedrigem Östrogren-Anteil nimmt, hat ein geringeres Schlaganfallrisiko. Da sollte man sich aber nicht allzu verrückt machen. Das Risiko erhöht man aber zum Beispiel, wenn man zusätzlich auch noch raucht.

Wann sollte ich als Mitte 20-Jährige auf jeden Fall die 112 wählen?

Das Entscheidende ist: Die Symptome treten schlagartig auf. In der Regel sind sie wirklich von einer Sekunde auf die andere da. Zu den Symptomen gehören: Lähmungen, plötzliche Sprachstörungen oder Sehstörungen. Dass man auf einem Auge zum Beispiel nichts mehr sieht. Dann sollte man auf jeden Fall den Notruf wählen. Vor allem, weil in der ersten Stunde nach dem Schlaganfall die Behandlungsmöglichkeiten am besten sind. "Zeit ist Hirn" ist das Schlagwort.

Wie stehen die Chancen, dass ein junger Patient nach einem Schlaganfall wieder fit wird?

Im Durchschnitt besser als bei älteren Menschen. Das Gehirn eines jüngeren Menschen ist anpassungsfähiger. Nach einem Schlaganfall muss das Gehirn umorganisiert werden. Und das ist ein bisschen wie eine Sprache zu lernen – da tut sich ein junger Mensch auch leichter als ein älterer. 

Mit welchen Einschränkungen haben denn junge Menschen nach einem Schlaganfall besonders zu kämpfen?

Junge Menschen kämpfen natürlich sehr mit dem Problem, ihren Beruf wieder ergreifen zu können und nicht frühzeitig in Rente gehen zu müssen. Da stellt man sich außerdem Fragen wie: Hält meine Beziehung oder kann ich überhaupt neue Beziehungen schließen, wenn ich zum Beispiel im Rollstuhl sitze? Es ist also vor allem das soziale Umfeld, mit dem jüngere Menschen besonders zu kämpfen haben.

Sendung: PULS vom 10.05.2019 ab 15 Uhr