Aufforstung von Laubbäumen (Symbolbild)
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Rikschas, Bäume, VHS-Kurse: Was mit Klimaschutz-Geldern passiert

Der globalen Erderwärmung muss entgegengewirkt werden. Dafür gibt es EU- und Bundesfördergelder. Auch die Stadt Bamberg profitiert davon. So wurde dort das Programm "Mitmachklima" aufgelegt. Doch: Wird das Geld wirklich sinnvoll eingesetzt?

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Mitmachklima" heißt das Projekt, für das der Bund von 2022 bis 2024 insgesamt 3,325 Millionen Euro der Stadt Bamberg zur Verfügung stellt. Das Ziel, so ist in einer Mitteilung der Stadt Bamberg zu lesen, sei, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern etwas für den Klimaschutz zu tun. Auf der entsprechenden Internetseite sind viele Vorschläge zu lesen. Doch: helfen wirklich Rikschas für Senioren und Bürgerlabor dabei? Reicht es einen Klimapark für 30.000 Euro und elf Bäume für 220.000 Euro in einer Straße zu pflanzen?

Mitmachen und mitgestalten

Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative fördert die Bundesregierungen Projekte, die zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 beitragen. Finanziell unterstützt wurden nach Angaben des Bundes bereits über 45.000 Projekte mit einem Fördervolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Auch Bamberg ist jetzt dabei.

"Gemeinsam mit den Menschen wollen wir Bürgersolaranlagen verwirklichen, Stadtteile begrünen oder Bildungsprojekte starten." Jonas Glüsenkamp (Grünes Bamberg), Zweiter Bürgermeister Bamberg und Klimareferent

Die Stadt Plattling rüstete mit den Fördermitteln einen Teil der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik um. In Rosenheim wird, mit Förderung des Ministeriums, der städtische Fuhrpark komplett auf E-Mobilität umgerüstet. Der Landkreis Neumarkt arbeitet an einer effizienten Klärschlammverwertung. Die Städte Fürth und Erlangen führen die flächendeckende Sammlung von genutzten Speiseölen und -fetten in ihren gesamten Stadtgebieten ein. Hierzu werden über die beiden Stadtgebiete verteilt insgesamt 32 Sammelautomaten aufgestellt. Die Öle und Fette können dann, wie auch gleichartige Abfälle aus Großanfallstellen, aufbereitet und unter anderem als Rohstoff für die Biokraftstoffherstellung verwertet werden.

Bamberg hat sein eigenes Mitmachklima

Seit 2022 ist auch Bamberg unter den Städten, die aus dem Topf des Bundes Geld für den Klimaschutz bekommt. Und natürlich sind auch hier Fahrten der Stadträte in andere Kommunen geplant. Nach Aussage von Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grünes Bamberg) waren die Mitglieder schon in Rosenheim, planen eine Fahrt nach Berlin-Treptow und München und nach Angaben von Stadtrat Andreas Triffo (Bamberger Bürger Block) sei auch noch eine Reise nach Tübingen vorgesehen. Natürlich mit der Bahn. Aber trotzdem, in Zeiten, in denen Teams- und Skype-Schalten bereits zum Alltag gehören und Fördermittel gezielt eingesetzt werden sollten.

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Siemensstraße in Bamberg: Hier sollen elf Bäume in den Parkbuchten gepflanzt werden

Elf Bäume für 220.000 Euro

Ein ganz großes Projekt des Mitmachklimas in Bamberg ist die Straßenbepflanzung mit Bäumen. So wurde beschlossen, in der Siemensstraße elf Bäume zu setzen. Sie sind in den Parkbuchten vor vier Hochhäusern geplant. Billig ist die Pflanzaktion nicht. Sie kostet 220.000 Euro. Für die Schaffung solcher neuen Baumstandorte müssten im Vorfeld Boden- und Materialproben genommen und ausgewertet werden. Dazu kommen Beweissicherung, Verkehrssicherung, Bauzaun, Bodenarbeiten, Asphalttrennung, Einfassungen, und die Bäume selbst. Ein Ingenieurbüro hat für jeden einzelnen Baumstandort Kosten in Höhe von 20.000 Euro errechnet.

Die Bürger seien informiert, so Glüsenkamp. "Wir machen keine Befragung. Wir gehen zu den Menschen hin vor Ort, sind im Gespräch mit ihnen." Hier sei der Eindruck entstanden, so Glüsenkamp weiter, dass ungefähr ein Drittel für und ein Drittel gegen die Baumpflanzung seien. Ein Drittel habe keine Meinung dazu. Es gebe in Bamberg aber sogar eine "kleine Initiative" für mehr Bäume in der Stadt. "Und die wünsche sich, dass das Projekt schneller vorangehen soll", so Glüsenkamp gegenüber BR24.

"Es ist der Wunsch von vielen Menschen…Wir haben Straßenzüge ausgewählt, die jetzt nicht in der Innenstadt liegen, sondern im weiteren Umfeld der Innenstadt, wo es weiter auch ausreichend Parkmöglichkeiten geben wird." Jonas Glüsenkamp, Klimareferent, Bürgermeister von Bamberg

Bei einer nicht repräsentativen Befragung der Menschen vor Ort, bekam das BR-Team aber keine einzige positive Rückmeldung zu den Plänen des Klimareferenten. Viele waren völlig überrascht vom Vorhaben. Andere klagten, dass schon jetzt die Parkplätze überbelegt seien, oft werde verkehrswidrig geparkt. Auch die Nebenstraßen seien dicht. Für einen Mietplatz gebe es lange Wartelisten. Ein dort wohnhafter Krankenpfleger erzählt, wie er nach Dienstschluss um 22 Uhr regelmäßig seine Runden dreht, um irgendwo noch ein Plätzchen zu finden. "Manchmal parke ich in der Moosstraße, aber da geht es nur bis 8 Uhr morgens. Also muss ich wieder früh raus und einen neuen Parkplatz suchen." Ein Anwohner in der Ferdinand-Braun-Straße erzählt, wie regelmäßig seine Garageneinfahrt vollgeparkt ist. Und ein weiterer Anwohner, der ebenfalls noch nichts von der Baumaktion in seiner Straße mitbekommen hat, schüttelt den Kopf und zeigt auf die Bäume, die jetzt schon dastehen.

Erst vor kurzem wurde eine Unterschriftenliste der Anwohner durch den Bamberger Bürgerblock an Oberbürgermeister Starke (SPD) übergeben, die sich gegen die Beseitigung weiterer Parkplätze in der Siemensstraße ausspricht. Eine Reaktion gab es bislang nicht.

Weitere Baumpflanzungen geplant

Und die Siemensstraße ist nur eine, in der es demnächst noch grüner werden soll. Im Rahmen des Mitmachklimas sollen weitere 22 Bäume in der Hallstadter Straße gepflanzt werden. Auch die Stadt Bamberg, eher haushaltstechnisch als klamm zu bezeichnen, plant weitere 15 in der Gönnerstraße und unter anderem 23 in der Zollnerstraße.

Das entscheidende sei, dass es Straßenzüge seien, wo es heute überhaupt keine Beschattung gebe, erklärt Glüsenkamp die Standortauswahl. Das sei auch ein soziales Problem, weil beispielsweise ältere Menschen oder auch Familien, wenn sie das Haus verlassen, erst einmal sehr weite Strecken laufen müssten, bis sie überhaupt in den Schatten kämen. Doch die Siemensstraße hat bereits eine Baumbepflanzung und der Hauptsmoorwald ist in unmittelbarer Nähe und fußläufig zu erreichen.

Ganz anders schaut es beim Maxplatz aus. Über das öde Terrain vor dem Rathaus, mitten in der Touristenstadt Bamberg, wird seit Jahren über die Umgestaltung diskutiert. Hier wünschen sich die Menschen seit Jahren Bäume und Schatten, aber leider vergeblich.

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Maximiliansplatz Bamberg

Das Projekt "Mitmachklima" ist vielfältig

Aber natürlich gibt es auch schon Projekte, die bereits durch die Fördergelder des Bundes unterstützt wurden oder unterstützt werden sollen. So wurde eine Rikscha für Senioren und Behinderte für 20.000 Euro angeschafft. Auch acht Lastenräder für Handwerker sollen bald zum Einsatz kommen. Damit kann dann der Klemptner oder der Dachdecker durch die Stadt radeln mit seinem Werkzeug und dem Material auf dem Hänger. Man suche derzeit noch nach Handwerkern, die sich daran beteiligen wollen, heißt es von einer Mitarbeiterin des Mitmachklimas.

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Fahrrad-Fußabsteller an Ampeln , der durch die Stadt Bamberg finanziell gefördert wurde

Es gab bereits einen "Klimafit-Kurs" an der VHS Bamberg, der ebenfalls durch die Fördergelder unterstützt wird. Geplant sind auch sechs Mobilitätsstationen als zentrale Anlaufstelle für Car- und Bikesharing, E-Scooter und E-Roller. Und auch eine Sammelbestellung für Balkonsolarmodule wurde initiiert durch die Stadt.

Klima ist auch Bildungsache

Es soll der Aufbau von Schulgärten vorangetrieben werden, wenn denn nicht schon längst einer vorhanden ist. Weitere Projekte für Kinder und Jugendliche: "Stadtentwicklung, Klima & Co. werden durch Künstlerinnen und Künstler der Bamberger Kulturszene in spannenden Projekten an die Schulen gebracht und durch Theater, Radio, Film und Upcycling-Kunst mit allen Sinnen erlebbar."

Nächstes Projekt: die Dach- und Fassadenbegrünung. 2.500 Quadratmeter Fläche von städtischen Gebäuden sollen begrünt werden. Städtische Gebäude wohlgemerkt. Dadurch sollen aber Privatleute inspiriert werden. Die Partei Bamberger Bürgerblock forderte die Förderung der Begrünung von kleineren Dächern oder auch Garagen von Bürgern. Das wurde vom Oberbürgermeister abgelehnt. Hierfür würden Personal- und Finanzressourcen fehlen. Zudem hätte diese Idee bereits im Antrag auf die Fördermittel des Bundes beantragt werden müssen. Und dies sei eben nicht der Fall.

Beispiel Heidelsteig: 25 Bäume für einen Bildungspark

Am Heidelsteig zwischen Uni-Mensa und Heidelsteig-Schule wurde in einem kleinen Park ein sogenanntes Klima-Arboretum angelegt. Das heißt: Hier wurden Baumarten gepflanzt, die heiße Temperaturen besser vertragen. Das Ganze soll auch ein Bildungspark für Schulen sein. Kosten für die 25 Bäume: 30.000 Euro. Die Schüler sollen im Rahmen des BIldungsprojektes demnächst auch Schilder für die Bäume anfertigen.

Bamberg, die Förderprogramme, Parkplätze und der ÖPNV

Neben dem mit 3,325 Millionen Euro geförderten Projekt "Mitmachklima", bekommt die Stadt weitere Gelder des Bundes als "Schwammstadt" für die Vorbeugung von Hochwasser und die Begrünung für besseres Klima. Und auch bei der Initiative "Tempo 30" in der Innenstadt beteiligt sich Bamberg. Leider teilte der Klimareferent mit, dass bis dato (2022) nicht bekannt sei, wie viele Straßen bereits in Bamberg als 30-Zonen ausgewiesen seien.

Für die Nördliche Promenade, eine der wenigen Möglichkeiten eines stadtnahen Parkplatzes, überlegt sich die Stadt neue Nutzungsmöglichkeiten.

Grüner soll die Domstadt werden und vor allem verkehrsärmer

Ab dem 1. Juli 2023 erhöht Bamberg die Parkgebühren. Das hat mit dem erwarteten Defizit der Stadtwerke in Höhe von 7,2 Millionen Euro zu tun, die für den ÖPNV in Bamberg zuständig sind. Andererseits aber ist es wahrscheinlich auch dem generellen Bestreben nach einer autofreien Innenstadt geschuldet. In der Parkzone 1 steigen in der Touristenstadt die Kosten für eine Stunde Parken von zwei Euro auf 2,60 Euro. Auch die Parkhaustarife werden angepasst ab 1. Juli. Die Park-und Ride-Parkplätze sind schon jetzt ab den Mittagsstunden komplett ausgelastet. Ob nun am Heinrichsdamm oder in der Kronacher Straße: das Angebot wird angenommen. Das Parken kostet nichts. Das soll sich aber auch ändern. Ab 2024 muss gezahlt werden, so der Beschluss der Stadt Bamberg.

Und Apropos Öffentlicher Nahverkehr: Hier sollen die Preise zwar stabil bleiben aber mit dem neuen Fahrplan 2023/24 werden auch einzelne Fahrten gestrichen oder Nebenlinien mit anderen zusammengelegt werden. Das ÖPNV-Angebot wird im Dezember noch stärker an die Nachfrage der Fahrgäste angepasst werden. So sollen einzelne Fahrten gestrichen werden, wo es besonders wenige Fahrgäste gibt. Auf mehreren Nebenlinien wird der Takt ausgeweitet, redundante Linien und Linienäste entfallen, heißt es von der Stadt.

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