Gemälde der queeren Ausstellung "Jesus liebt" von Rosa von Praunheim in der Nürnberger Egidienkirche
Bildrechte: BR/Rosa von Praunheim/Julia Demel

Queere Kirchen-Ausstellung: Suche nach neuem Standort

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Queere Kirchen-Ausstellung: Suche nach neuem Standort

Die umstrittene Ausstellung "Jesus liebt" des queeren Künstlers Rosa von Praunheim in der Nürnberger Egidienkirche musste nach nur wenigen Tagen schließen. Jetzt wird kurzfristig ein neuer Standort gesucht. Eine Kirche soll es aber nicht mehr sein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Unter öffentlichem Druck hat die Nürnberger Egidienkirche eine Bilderausstellung des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim nur wenige Tage nach Eröffnung wieder geschlossen. Die Schau zu Liebe, Sex und Homosexualität im Christentum war wegen negativer Reaktionen gestoppt worden. Bald werden die Bilder der Ausstellung "Jesus liebt" andernorts gezeigt - doch nicht mehr in einer Kirche.

Kurzfristige Suche nach neuem Ausstellungsort

Zwar sollen die Bilder ab Oktober in München zu sehen sein und dann im Dezember nach Hamburg weiterziehen, aber der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg sucht auch kurzfristig nach einem neuen Ort für die Schau.

"Aktuell arbeiten wir mit dem Egidier Kulturpfarrer Thomas Zeitler daran, einen neuen Ausstellungsort von 'Jesus liebt' zu finden, damit sie spätestens zum Finale der Prideweeks allen auswärtigen und Nürnberger Teilnehmenden zur Besichtigung und eigenen Bewertung zur Verfügung steht," teilte der Förderverein mit. Dass die Kirchengemeinde die Schau geschlossen hat, habe man "mit sehr großem Bedauern" zur Kenntnis genommen

Verein: Kirche im konkreten Fall kein sicherer Ort für queere Kultur

Der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg bezeichnete die Schließung als "fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche". Diese sei im konkreten Fall kein sicherer Ort für queere Menschen und ihre Kultur gewesen. Man habe mit der Schließung der Ausstellung "ganz klar eine Auseinandersetzung verloren". Demokraten dürften sich aber nicht durch Hassbotschaften zensieren lassen.

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) hatte kritisiert, dass die Ausstellung offensichtlich nicht wegen der gezeigten Bilder abgebrochen worden sei, sondern wegen der "Atmosphäre von Verunsicherung, Verletzung und Wut".

Dagegen erklärte der theologisch konservative Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern, dass die Ausstellung das Schamgefühl verletze und absichtlich "mit ins Pornografische gehenden Bildern" provoziere. Die in der Kirche gezeigten Bilder hätten "eine blasphemische, gotteslästerliche Wirkung". Einige der Bilder befanden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet sind.

Praunheim will Bilder künftig nicht mehr in Kirchen zeigen

Der Künstler Rosa von Praunheim, der sich seit Jahrzehnten dafür einsetzt, dass die Gesellschaft ihr Verhältnis zu queeren Lebensformen normalisiert, hatte nach eigener Aussage mit der Schließung seiner Ausstellung gerechnet. Er bezeichnete den Kulturpfarrer Thomas Zeitler von der Nürnberger Egidiengemeinde als mutig, weil er die Schau in seine Kirche geholt hatte.

Praunheim zeigte sich begeistert, dass die Diskussion um seine Ausstellung und ihre Schließung für Schlagzeilen und damit für Aufmerksamkeit für sein Anliegen gesorgt habe: "Die Kirche scheint ja noch lebendig zu sein, wenn sie sich wehrt." Seine Bilder verteidigt er damit, dass die Gesellschaft derzeit "wieder ins konservative, reaktionäre rechte Lager schlittert", und man müsse wachsam sein, dass die Schwulenfeindlichkeit nicht noch weiter anwachse.

Die Affäre hat aber offenbar auch bei ihm für ein Umdenken gesorgt: Praunheim will seine Bilder nun nicht mehr in Kirchen, sondern nur noch in Galerien zeigen.

Im Video: Künstler von Praunheim äußert sich zur Ausstellung

Der Künstler und Regisseur Rosa von Praunheim in einer Video-Schalte mit BR24
Bildrechte: BR24
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Der Künstler und Regisseur Rosa von Praunheim im Teams-Interview mit dem BR.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!