Michael Piazolo im Kontrovers-Interview
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Piazolo: "Wir müssen unseren Lehrerinnen einiges bieten"

Mehr Lehrkräfte in Vollzeit statt Teilzeit würde den Personalmangel an Bayerns Schulen mildern. Kultusminister Michael Piazolo glaubt nicht daran. Er sagt im Interview mit Kontrovers, dass gerade Teilzeit den Beruf für viele so attraktiv macht.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Ein am Dienstag im Bayerischen Landtag vorgestellter Bericht zeigt: Jeder zweite Lehrer in Bayern arbeitet in Teilzeit. Ein Umstand, der gerade besonders auffällt, denn an Bayerns Schulen fehlen Hunderte Lehrinnen und Lehrer. Insbesondere an Grund- und Mittelschulen kommt es aktuell zu massiven Unterrichtsausfällen. "Wir animieren natürlich, die Teilzeit zu erhöhen", sagt Kultusminister Piazolo im Interview mit dem BR Politikmagazin Kontrovers. Gleichzeitig verweist er darauf, dass der Lehrberuf von vielen Frauen mit Kindern ausgeübt werde, für die die Teilzeitarbeit den Beruf erst attraktiv mache.

Lange familienpolitische Teilzeit bei Beamten möglich

Zuletzt hatten sowohl er als auch Ministerpräsident Söder öffentlich an die bayerische Lehrerschaft appelliert, Teilzeitarbeit aufzustocken, um dem Personalmangel entgegen zu wirken. Verbeamtete Lehrer haben beträchtlich länger als andere Arbeitnehmer ein Recht auf familienpolitische Teilzeit, nämlich bis zum 18. Geburtstag des letzten Kindes. Häufig bedeutet das, dass Lehrkräfte in Teilzeit deutlich weniger als 20 Stunden pro Woche arbeiten. Die familienpolitische Teilzeit erlaubt es sogar, die Arbeitszeit auf lediglich acht Stunden pro Woche zu reduzieren. Davon machen viele Lehrerinnen Gebrauch. Aus Sicht von Kultusminister Piazolo sorgt gerade diese großzügige Teilzeitregelung dafür, dass viele Frauen mit Kindern in den Lehrberuf einsteigen. Eine Einschränkung der Teilzeit kann sich Piazolo vor diesem Hintergrund nicht vorstellen. "Wir müssen unseren Lehrerinnen einiges bieten", so der Kultusminister.

Keine Umstrukturierung des Lehramtstudiums?

Die Negativschlagzeilen zu Lehrermangel und Unterrichtsausfällen rufen in Sichtweite der nächsten Landtagswahl auch immer häufiger Ministerpräsident Söder auf den Plan. Sein aktueller Vorstoß: Eine einheitliche Grundausbildung für Lehrer, damit sich Studierende erst im Verlauf des Studiums entscheiden, für welchen Schultyp sie arbeiten wollen. Das Ziel: Auf diese Art mehr Studierende für Grund- und Mittelschule gewinnen, denn dort ist der Personalmangel im Moment am größten. Dazu sagt Kultusminister Piazolo im Kontrovers-Interview: "Was wir nicht wollen, ist der Einheitslehrer. Den gibt es in anderen Bundesländern. Wir in Bayern haben ein differenziertes Schulsystem und wir haben eine differenzierte Lehrerbildung." Daran wolle er festhalten, weil es die hohe Qualität des bayerischen Schulsystems sichere.

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