Kinder mit Basketball
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Kinder, die Basketball spielen

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Ausfälle und Lehrermangel: Um den Schulsport steht es schlecht

Krankmeldungen wegen Corona, Zusammenlegung ganzer Klassen und anhaltender Lehrermangel: Die Stundenpläne vieler Kinder in Bayern sind durcheinander. Etwa 4.000 Lehrkräfte fehlen insgesamt im Freistaat. Unter ihnen sind auch etliche Sportkräfte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

30 bis 40 Prozent der eigentlich angesetzten Sportstunden fallen derzeit in Bayern aus, über alle Schularten hinweg. Damit fehlt das einzige Bewegungsfach auf dem Stundenplan. Für Günter Felbinger vom Deutschen Sportlehrerverband in Bayern ist das ein Systemfehler. Man lege seitens des Ministeriums zu wenig Wert darauf, entsprechende Fachsportlehrer einzustellen, sagt Felbinger. Und man müsste mehr Planstellen vorsehen, damit diese Sportlehrer fest implementiert sind. Dann wäre das Problem behoben, sagt Felbinger.

Ehrenamtliche Übungsleiter schwer zu finden

Doch statt Stellen zu schaffen, verlegt sich das Kultusministerium auf einen Plan, der schon in den 1990er-Jahren gescheitert ist. Damals reduzierte man aus Spargründen die Sportstunden an den Schulen in Bayern von vier oder fünf auf zwei bis drei. Ehrenamtliche Übungsleiter aus Vereinen sollten stattdessen am Nachmittag Volleyball-, Fußball- oder Turn-AGs anbieten. Diese Ehrenamtlichen waren aber nachmittags meist bei ihrer regulären Arbeit.

Das Ergebnis damals: weniger Sport und kaum AGs. Auch heute gewinne man schwer jemanden über die Vereine, erzählt Ingrid Ruhhammer. Sie ist Schulleiterin an der Münchner Grundschule in der Blutenburgstraße und auf der Suche nach einer Übungsleiterin oder einem Übungsleiter für den Schwimmunterricht.

Fortbildung für fachfremde Lehrkräfte nötig

Nicht jeder kann die Klasse im Hallenbad einfach übernehmen und Kraulen und Rückenschwimmen vorzeigen. Dafür braucht es Trainerscheine, entsprechende Prüfungen und Leistungsnachweise. Schließlich gehe es auch um die Sicherheit der Kinder. Folglich können auch nicht alle Lehrkräfte mal eben im Sport aushelfen. Wer das Fach nicht studiert hat oder in einer der neu angepassten Lehramtsstudiengänge wenigstens den Basisbaustein "Sport" absolviert hat, muss erst eine Fortbildung machen.

Bewegung als Gesamtkonzept

Wo Kräfte fehlen, müssen Ideen her, bilanziert die Münchner Grundschulleiterin. Ob mal kurz Dehnen und Strecken im Deutschunterricht, Projekttage auf dem Sportplatz oder das Hunderterfeld auf dem Boden im Pausenhof zum Kästchenhüpfen – Bewegung an der Schule sei ein Gesamtkonzept. Jahresthemen wie "Fitte Kinder in einer gesunden Lernumgebung" würden da helfen, auch überregionale Wettbewerbe wie "Lauf Dich fit". Dabei bauen die Schülerinnen und Schüler spielerisch Ausdauer auf. Am Ende des Schuljahres treten sie gegen andere bayerische Klassen an.

Sport fördert das Selbstwertgefühl

Solche Konzepte, die neben der Fitness auch die Klassengemeinschaft und die Lust am Lernen fördern, unterstützt Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Sie hält nichts davon, zugunsten von Mathe, Deutsch oder Sachunterricht immer gleich den Sport, Musik oder Kunst zu streichen, sobald etwas ausfallen muss. Wer im Sport ein Tor schießt, schreibe unter Umständen hinterher in Mathe bessere Noten. Das hänge mit dem Selbstwertgefühl zusammen.

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Wie viel sportliches Selbstwertgefühl Bayerns Schülerinnen und Schüler in diesem Schuljahr aufbauen können, liegt also weitgehend an der Innovationskraft und Begeisterung der Schulleitungen und Lehrkräfte. Weit mehr neue Stellen explizit für Sport wird es wohl nicht geben in absehbarer Zeit, fürchtet der Deutsche Sportlehrerverband in Bayern.

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