Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) im Klinikum Nürnberg
Bildrechte: BR/Isabel Pogner

Auszubildende in der Pflege und die Gesundheitsministerin wollen den Verwaltungsaufwand in Kliniken reduzieren und setzen auf Digitalisierung.

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Pflegenachwuchs will mehr Zeit für Patienten

Mehr Zeit für die Versorgung der Patienten, weniger Bürokratie. Das wünschen sich Studierende sowie Pflege-Auszubildende. Ihre Zukunftswünsche präsentierten sie Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) am Klinikum Nürnberg.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Pflege- und Ärztepersonal klagen oft über zu wenig Zeit bei der Versorgung der Patienten. Auch überbordende Bürokratie macht ihnen zu schaffen. Wie sich das in Zukunft besser gestalten könnte, hat der Pflege- und Ärztenachwuchs Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) vorgestellt.

Sie präsentierten am Freitag bei einem Besuch der Ministerin am Klinikum Nürnberg ihre Wünsche für die Zukunft. Als Game-Changer in Zeiten des Pflegenotstands sehen sie besonders die Künstliche Intelligenz (KI).

Voraussetzung für gute Pflege: Zusammenarbeit

Wenn die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften nicht funktioniert, kann es gefährlich werden, schildert der angehende Pfleger Endes Mentes: "Menschen sterben, weil wir die Schrift der Ärzte nicht entziffern können." Solche Themen besprechen die Nachwuchskräfte im Rahmen der interprofessionellen Ausbildung an der Akademie Klinikum Nürnberg.

Bei einem Workshop, dem vom Staatsministerium finanzierten "Ideation Day", haben rund 200 angehende Pflegekräfte, Ärzte, Hebammen und digitale Gesundheitsmanager gemeinsam eine Zukunftsvision für das Jahr 2040 in ihrer Branche erarbeitet. Zum Antrittsbesuch der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) am Klinikum Nürnberg präsentieren sie einen ganzen Schwung Ergebnisse. Ein Thema kommt dabei immer wieder auf: Die Nachwuchskräfte wollen weniger Zeit in Büroarbeit stecken und dafür mehr für ihre Patienten da sein.

Zu wenig Nachwuchs im Gesundheitssystem

Das dürfte in den kommenden Jahren zur Herausforderung werden, denn das Personal im Gesundheitswesen wird weniger, die Patienten immer mehr. Laut Statistischem Bundesamt wird es in Bayern in 30 Jahren doppelt so viele pflegebedürftige Menschen geben wie heute. Grund ist die alternde Bevölkerung – und mit ihr altert auch das Personal.

Die, die nachkommen, "reichen zahlenmäßig bei Weitem nicht aus, um die Lücke zu füllen, die ältere Kollegen in Zukunft hinterlassen werden", befürchtet das Deutsche Pflegehilfswerk. Und die, die nachkommen, stellen grundlegende Probleme im System fest.

KI und Digitalisierung zum Abbau der Bürokratie

In einem Punkt sind sich Ministerin und Nachwuchskräfte einig: Das System muss weniger bürokratisch werden. "Meine Erfahrung ist, dass der Arzt den halben Tag lang Arztbriefe schreibt", sagt Medizinstudentin Gina Markus (19) und fragt: "Kann sowas nicht eine KI übernehmen?" Gerlach glaubt: "Am Ende hilft die Digitalisierung auch nicht, bevor wir die Prozesse nicht optimiert haben" – sprich: Erst Verwaltungsaufwand reduzieren, dann die übrige Arbeit an digitale Systeme delegieren.

Hinten anstellen werde man die Digitalisierung trotzdem nicht. "Wir hoffen, dass wir nicht erst 2040 die digitale Patientenakte haben", sagt Gerlach. Außerdem sei man mit E-Rezepten und der elektronischen Patientenkarte (ePA), die 2025 flächendeckend für gesetzlich Versicherte eingeführt werden soll, auf dem richtigen Weg.

In anderen Punkten sind sich die Workshop-Teilnehmer und die Ministerin wohl eher uneinig. Bei einem Vorschlag "Verstaatlichung der Krankenhäuser, um so der Profitorientierung entgegenzuwirken" runzelt Gerlach die Stirn. Davon abgesehen wünschen sich die Nachwuchskräfte außerdem mehr Nachhaltigkeit auf der Arbeit, etwa mit biologisch abbaubaren Rohstoffen. Moderne Technologien – vor allem KI und Robotik – sollen die Fachkräfte unterstützen und 3D-Druck individuellere Behandlungen ermöglichen.

Interdisziplinäres Prestige-Projekt am Klinikum Nürnberg

Mit der interdisziplinären Ausbildung ist das Klinikum Nürnberg deutschlandweit Vorreiter. Zwar gibt es ähnliche Projekte zum Beispiel schon in Skandinavien, in der Bundesrepublik gibt es bislang aber nur punktuelle Projekte, erklärt Stephan Kolb, Bereichsleiter Bildung und Wissenschaft am Klinikum Nürnberg.

Deshalb treffen sich die Auszubildenden der Pflegeschule mit den Studierenden der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und der Technischen Hochschule Nürnberg zu regelmäßigen fachübergreifenden Lehrveranstaltungen. Dort üben sie, wie sie bei Notfällen zusammenarbeiten können oder die Übergabe am besten gestalten.

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