Petra und Hans Korherr in ihrer "Bäckerei Korherr" in Furth im Wald
Bildrechte: BR/Renate Roßberger

Das Rentner-Ehepaar Petra und Hans Korherr haben ihre "Bäckerei Korherr" in Furth im Wald neu eröffnet.

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Neustart statt Ruhestand: Ehepaar wagt Café-Neueröffnung

Mit über 70 Jahren haben die meisten Menschen eigentlich aufgehört zu arbeiten. Anders ein Rentner-Ehepaar aus Furth im Wald: Sie haben gerade zusammen eine Bäckerei mit Café wieder eröffnet. Ein später Neustart, der einen ganzen Ort bereichert.

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Mit 74 genießen die meisten Menschen den Ruhestand. Hans Korherr aus Furth im Wald dagegen arbeitet wieder. Vor einem Monat hat er mit seiner Frau Petra, 69, eine Bäckerei mit Café wieder eröffnet.

Rentnerleben gemütlich, aber langweilig

Hans Korherr hat zwar im elterlichen Betrieb Bäcker und Konditor gelernt. Sein Vater war aber damals mit Mitte 40 zu jung, um die Bäckerei an den Sohn zu übergeben. Also wurde der Sohn Zollbeamter. Nun im Beamten-Ruhestand könnte Hans Korherr seine schöne Pension genießen, muss also aus finanziellen Gründen nicht mehr arbeiten. Aber das gemütliche Rentnerleben war ihm und seiner Frau Petra, 69, frühere Bäckereifachverkäuferin, irgendwann zu langweilig. "In der Früh immer dasselbe, es war alles eingefahren. Nachmittags gingen wir dann spazieren. Dann saßen wir am Kanapee und haben geschaut, dass wir irgendwas am Fernsehen erwischen", erzählt das Ehepaar. "Wenn die Arbeit im Haushalt getan ist, dann hast du nichts mehr zu tun - das ist wirklich eintönig."

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Der langjährige Bäckerei-Pächter gab auf

Ausschlaggebend für den späten Neustart war die Kündigung des langjährigen Pächters, der die elterliche Bäckerei dreißig Jahre lang als Filiale betrieben hatte. Das passierte wegen Personalmangel im Jahr 2022. Petra und Hans Korherr konnten einfach nicht lange zuschauen, als der Laden im Erdgeschoss ihres Wohn- und Geschäftshauses, in dem sie selber leben, leer stand und vergammelte. Zwar gab es Interessenten, zum Beispiel eine Pizzeria, die die Räume übernehmen wollten. Aber das Ehepaar hängt an der Bäckertradition des Hauses. Sie hielten Familienrat mit dem erwachsenen Sohn, 50, und aus gesundheitlichen Gründen in seinem Job als Sanitäter in Frührente, und den Enkeltöchtern, 17 und 20, beide berufstätig. Alle drei helfen sie stundenweise oder samstags mit, ebenso eine Schwägerin.

Kein Nebenjob, sondern Sechs-Tage-Woche

Das Ganze ist kein Nebenbei-Job. Von Montag bis Freitag ist die Bäckerei von halb acht bis 18 Uhr geöffnet, Samstag bis mittags. Selbst gebacken wird allerdings nicht mehr. Die Ware - Brot, Semmeln, Gebäck, Kuchen und Torten - wird täglich frisch aus einer Bäckerei im Nachbarort geliefert. Das Ehepaar Korherr hat den Laden komplett renoviert und dazu ein kleines Café mit 18 Plätzen ebenfalls ganz neu eingerichtet. Ohne die Mithilfe vieler Familienmitglieder würde es wohl nicht klappen, aber die beiden fühlen sich fit für die Arbeit:

"Die ersten Tage hatte ich schon Probleme mit dem Rücken. Da hat mir alles wehgetan. Aber jetzt ist das überstanden. Man muss sich die ganze Arbeit einfach einteilen. Es geht nicht mehr, dass man immer auf Volldampf läuft." Hans Korherr, 74

Für Petra Korherr ist das eigene Café ein Lebenstraum. Die quirlige 69-Jährige hat ihr ganzes Leben nebenbei gearbeitet und ist noch immer gern unter Leuten.

Kunden sind begeistert

Die Further freuen sich, dass man in dem Traditionsbäckerladen am Bayplatz, also in bester Innenstadtlage, wieder einkaufen und Kaffee trinken kann. Tagsüber sitzen viele Rentner als Café-Gäste an den Tischen. Die wenigsten können sich aber einen solchen Neustart für sich selber vorstellen. Sie genießen lieber ihren Ruhestand, "weg von den Arbeitspflichten und dem täglichen Stress". Aber wer mag, sollte arbeiten dürfen: "Ich glaube, dass die Ressourcen von den Senioren in Zukunft noch viel mehr gehoben werden müssten, weil an allen Ecken und Enden Leute fehlen", sagt ein Café-Gast und selbst Rentner.

Gerade in der Gastronomie, meinen manche, könnte es bald so weit kommen, dass Lokale nur noch betrieben werden können, wenn das Senioren machen. Petra und Hans Korherr wollen ihr Café betreiben, solange sie fit genug dafür sind, fünf Jahre vielleicht, überlegen die beiden. Danach könnte man den Laden wieder verpachten, oder eines der jüngeren Familienmitglieder übernimmt.

In Bayern arbeiten noch rund 230.000 "Rentner"

In Bayern gab es - zum Stichtag 30.09.2022 - rund 230.000 Beschäftigte, die über der Regelsaltersgrenze waren, wie eine Sprecherin der Agentur für Arbeit in Nürnberg mitteilt. Das heißt, knapp eine Viertel Million Menschen wären eigentlich schon in Rente, arbeiten aber immer noch. Rund 123.000 davon sind Männer, 110.000 Frauen.

Von den insgesamt rund 230.000 "Rentnern" sind knapp 180.000 geringfügig beschäftigt - haben also Minijobs, bei denen sie 520 Euro im Monate zu ihrer Rente hinzuverdienen können. Rund 53.000 Menschen sind sozialversicherungspflichtig. Wie viele im Rentenalter noch arbeiten müssen, um ihren Lebensstandard zu halten, weil die Rente zu knapp ist, konnte die Sprecherin nicht sagen. Dies werde statistisch nicht erhoben. "Einige davon werden sicherlich auch über die Regelsaltersgrenze hinaus tätig sein, weil sie gerne noch arbeiten", so die Sprecherin.

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