Blaues Straßenschild mit dem Namen Benjamin-Ferencz-Platz. Darunter eine Tafel mit den Lebensdaten von Benjamin Ferencz
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Der Platz vor dem Memorium Nürnberger Prozesse ist in Benjamin-Ferencz-Platz umbenannt worden

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Neuer Benjamin-Ferencz-Platz erinnert an Nürnberger Prozesse

Einer der Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen, Benjamin Ferencz, hat einen eigenen Platz bekommen. Der US-amerikanische Jurist setzte sich lebenslang für das Völkerstrafrecht ein. Sein Sohn war für die Umbenennung eigens nach Nürnberg gekommen.

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Für Don Ferencz war es ein emotionaler Moment, als das Straßenschild mit dem Namen seines Vaters vor dem Nürnberger Justizgebäude enthüllt wurde. Eine große Ehre sei das, nicht nur für seinen Vater, sondern für alle, die im Internationalen Strafrecht arbeiteten, um die Welt menschlicher und friedlicher zu machen, sagte er. Nach Nürnberg kommen sei für ihn "wie nach Hause kommen", so Ferencz weiter. Denn der Sohn des Chefanklägers ist in Nürnberg geboren.

Erfolgreiche Anklage im Einsatzgruppen-Prozess

Sein Vater Benjamin Ferencz leitete mit gerade einmal 27 Jahren die Anklage im Einsatzgruppenprozess, einem der zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse. Der junge Harvard-Jurist war zuvor bei der Befreiung mehrerer KZs dabei gewesen. Seine Aufgabe: Beweismaterial für eine spätere Anklage zu sammeln. Er stieß auf die so genannten Einsatzgruppen-Protokolle: Listen, die die planmäßige Ermordung zigtausender Menschen dokumentierten. Alle 22 Anklagen im Einsatzgruppen-Prozess endeten mit einer Verurteilung.

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Don Ferencz steht im Saal 600 im Memorium Nürnberger Prozesse neben einem Porträt seines verstorbenen Vaters Benjamin Ferencz.

Keine Reue im Nachkriegsdeutschland

Als er Deutschland wieder verließ, sei seine größte Trauer gewesen, dass er nie von einem Deutschen gehört habe, es tue ihm leid. Das sagte Benjamin Ferencz 2010 bei der Eröffnung des Memoriums Nürnberger Prozesse, dem Museum, das an die Kriegsverbrecherprozesse erinnert. Er hätte niemals geglaubt, so Ferencz weiter, dass er 60 Jahre später wieder nach Nürnberg kommen würde, um eine ganz andere Stimme zu hören.

Lebenslanger Einsatz für Völkerstrafrecht

Und noch einmal knapp 15 Jahre später bekommt der im vergangenen Jahr im Alter von 103 Jahren gestorbene Jurist seinen eigenen Platz in Nürnberg. "Wir sind jetzt die Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Und Benjamin Ferencz hat den Grundstein dafür gelegt", sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) bei der Enthüllung des Straßenschilds. Der Direktor des Memoriums Nürnberger Prozesse, Christoph Safferling, erinnerte daran, dass Ferencz sich auch nach den Prozessen lebenslang für die Entwicklung des Völkerstrafrechts eingesetzt hatte. Ferencz gilt als einer der geistigen Väter des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.

Platz soll umgestaltet werden – Finanzierung unklar

Ein Teil der Nürnberger Bärenschanzstraße trägt nun den Namen Benjamin-Ferencz-Platz. Die Umbenennung am historischen Ort der Nürnberger Prozesse ist Teil einer größeren Umgestaltung des Areals. Gegenüber des Memoriums Nürnberger Prozesse soll ein Besucherzentrum entstehen. Wann dies gebaut werden kann, ist allerdings unklar, da nach Angaben der Stadt Nürnberg die Finanzierung noch nicht gesichert ist.

Kino zeigt Dokumentation über Ferencz

Anlässlich der Platzbenennung zeigt das "Casablanca Filmkunsttheater" am Sonntag (14.04.24) um 17.30 Uhr die Dokumentation der Filmemacherin Ullabritt Horn "A Man Can Make a Difference" über das Leben von Benjamin Ferencz.

Im Video: Neuer Benjamin-Ferencz-Platz

Neues Straßenschild des Benjamin-Ferencz-Platz.
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Memorium für Nazi-Ankläger Benjamin Ferencz

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