Christoph Herbert begutachtet einen Christbaum und spricht darüber.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2023

Seit 15 Jahren baut Christoph Hartmann gemeinsam mit seiner Frau Weihnachtsbäume an – nach ökologischen Kriterien.

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Nachhaltiger Christbaum – rechnet sich das?

Vor 15 Jahren hat sich Christoph Hartmann ein aufwendiges Hobby zugelegt. Gemeinsam mit seiner Frau baut der gelernte Chemie-Laborant Weihnachtsbäume an – nach ökologischen Kriterien. An erster Stelle steht der Verzicht auf Chemikalien jeglicher Art.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Nur Wasser, Luft und ein bisschen Humus dürfen an seine Schützlinge: Christoph Hartmann baut im unterfränkischen Altbessingen nachhaltige Christbäume auf zwei Plantagen an. Erdhummeln tummeln sich zwischen den Tannen, Fichten und Kiefern. Amseln bauen darin ihr Nest und auch Rebhühner kommen regelmäßig zu Besuch. Das Hauptanliegen des Hobbylandwirts und gelernten Chemie-Laboranten: der Verzicht auf Chemikalien jeglicher Art.

Klimawandel erschwert nachhaltigen Anbau

Der Anbau ohne künstliche Hilfsmittel bringt auch Herausforderungen mit sich: Der Klimawandel sei auch in Unterfranken spürbar angekommen und habe die Produktion in den vergangenen Jahren maßgeblich erschwert, sagt Christoph Hartmann. Die heißen Sommer haben viele Bäume vertrocknen lassen. Der Christbaum-Bauer geht davon aus, dass sich das in ein paar Jahren auf die gesamte Ernte in Unterfranken auswirken werde.

Nachfrage nach nachhaltigen Christbäumen steigt

Ursprünglich wollte das Ehepaar Hartmann nur ihr 350 Einwohner-Dorf Altbessingen mit Christbäumen versorgen, doch die Nachfrage wird immer größer. Hartmanns Frau Tanja beobachtet, dass die Menschen in den vergangenen Jahren vermehrt auf Nachhaltigkeit Wert legen. Sie achten immer häufiger auf Bio-Siegel und Regionalität. Klar zu vermitteln, dass der Baum eben seine Zeit zum Wachsen brauche, sei wichtig. Gerade im Gespräch mit Kindern. Zwölf Jahre reifen die Bäume in Altbessingen, bis sie ausgewachsen sind.

Im Ort dürfen Kinder genauso in der Plantage spielen, wie die Alpakas aus dem Nachbarort. Für die beiden Altbessinger steht das bewusste Erlebnis in und mit der Natur an erster Stelle. Familie Hartmann klärt dann über die Unterschiede der verschiedenen Baumarten auf. Kunden seien bereit, mehr für die regionalen Bäume zu zahlen.

Ist die Kiefer der bessere Christbaum?

Fast 80 der Deutschen entscheiden sich laut dem Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald für eine Nordmanntanne. Es sei "der am liebsten gekaufte Weihnachtsbaum". Doch auch andere Arten machen einen guten Job beim Weihnachtsfest: Christoph Hartmann ergreift Partei für die heimische Kiefer, die harze, dufte und dadurch eine weihnachtliche Stimmung im Haus verbreite. Außerdem nadele sie erst nach Monaten – für Hartmann, der ideale Christbaum.

Kritik an Bäumen aus dem Ausland

Im vergangenen Jahr wurden laut Statistischem Bundesamt etwa 1,8 Millionen Christbäume nach Deutschland importiert. Steffen Jodl, Regionalreferent beim Bund Naturschutz in Unterfranken, sieht Bäume aus dem Ausland kritisch. Der oft hohe Einsatz von Kunstdünger sowie der Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und Fungiziden belaste die Böden, sei schlecht für die Natur und Umwelt und gehe ins Grundwasser. Welche Folgen das für die menschliche Gesundheit hat, sei bislang nahezu unbekannt.

Bäume aus dem Ausland legen zudem teils weite Strecken zurück, bis sie in bayerischen Wohnzimmern aufgestellt werden. Das produziere zusätzliche Treibhausgase, die dem Klima schaden. Jodl appelliert an die Käuferinnen und Käufer, sich deshalb für regionale Produkte aus nachhaltigem Anbau zu entscheiden.

Trockene Bäume nach weiten Lieferwegen

Zudem werden die Bäume aus dem Ausland bereits Wochen vor dem großen Fest geschlagen, um rechtzeitig in der Adventszeit bei den Händlern in Bayern zu stehen – das sagt sowohl der Christbaum-Bauer als auch der Naturschützer. Die Bäume seien bei Ankunft schon sehr trocken, die Freude daran sei daher von kürzerer Dauer. Selbst Bäume aus anderen Bundesländern wie dem Sauerland oder Schleswig-Holstein haben oft lange Transportwege, die sich negativ auf die Ökobilanz auswirken.

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