Ein Mann beseitigt die Nazi-Schmierereien an der Nürnberger Zeppelintribüne
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Mehr Sicherheit rund um Zeppelintribüne gefordert

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Nach Schmierereien: "Bannmeile" für Zeppelintribüne gefordert

Gleich zweimal innerhalb weniger Tage ist die Zeppelintribüne auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände mit Nazi-Parolen beschmiert worden. Die Allianz gegen Rechtsextremismus fordert erneut eine "politische Bannmeile" auf dem Areal.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Über 35 Meter prangte auf der Fassade der Zeppelintribüne der Schriftzug "Heil Hitler", der Boden wurde mit Hakenkreuzen besprüht. Die Stadt lässt die Schmierereien immer schnellstmöglich entfernen. Doch aus Sicht der Allianz gegen Rechtextremismus häufen sich diese Vorfälle rund um das Reichsparteitagsgelände in den letzten Wochen. Ein "Weiter so" könne es nicht geben, sagte Stephan Doll von der Allianz dem Bayerischen Rundfunk. "Wir haben einen Zuwachs an Rechtsextremismus in ganz Europa und deshalb müssen wir mit solchen Orten anders umgehen als noch in den 70er-Jahren", so Doll weiter. "Wir brauchen eine politische Bannmeile, um sicherzustellen, dass das Gelände nicht permanent missbraucht wird."

Abschreckung durch Kameraüberwachung?

So fordert die Allianz gegen Rechtsextremismus etwa eine Kameraüberwachung der Zeppelintribüne. Außerdem könnte man die Rednerkanzel, auf der sich nahezu täglich Rechtsextreme und Touristen mit zum Teil eindeutig rechtsradikalen Posen ablichten lassen, mit einem Plexiglas-Pavillon umbauen und somit unbegehbar machen.

Stadt setzt auf politische Bildung und Aufklärung

Für die Stadt Nürnberg ist eine "politische Bannmeile" auf dem Areal der falsche Weg. Mit der teilweisen Sanierung und Öffnung des Reichsparteitagsgeländes plant die Stadt dort einen Lern- und Begegnungsort zu schaffen. Eine Überwachung mit Kameras ist nicht geplant. "Sie werden es nicht verhindern können, dass auf diesem Gelände in der Richtung immer mal wieder was passiert. Was wir tun können ist, Aufklärungsarbeit zu leisten, insbesondere junge Generationen darüber zu informieren: Was ist hier passiert und wie können wir das verhindern?", so Hans-Joachim Wagner vom Stab "Zeppelintribüne und Zeppelinfeld" der Stadt Nürnberg.

Workshops mit viel Bürgerbeteiligung

Nach den Zwischenfällen hat sich die Stadt zu noch mehr Bürgerbeteiligung entschlossen. Ein breites gesellschaftliches Spektrum aus Schulen, Vereinen, Verbänden und Stadträten war schon vorher zu Workshops eingeladen. Nun sind diese Veranstaltungen für jedermann offen – jeder kann Vorschläge machen, wie der geplante neue Lern- und Begegnungsort am Reichsparteitagsgelände aussehen könnte.

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85 Millionen Euro Sanierungskosten

85 Millionen Euro kostet die geplante Teilsanierung des Areals und wird etwa zur Hälfte von der EU finanziert, die zweite Hälfte der Kosten teilen sich der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg. Bis 2030 will die Stadt am alten Bahnhof Dutzendteich einen Infopavillon für die Besucher des Reichsparteitagsgeländes bauen. Für alle Beteiligten ein Spagat, der schon in der Diskussion zuvor schwierig war. Es war eine Frage, die Nürnberg lange beschäftigt hat: Das Areal verfallen lassen oder sanieren und umwidmen?

"Die Gefahr, dass hier ein Nazi-Erlebnispark entsteht, besteht dann nicht mehr, wenn wir das, was wir hier tun, kontextualisieren. [...] Das Areal öffnen und darüber reden, das ist das Wichtigste, was wir tun können", so Wagner. Teile der Zeppelintribüne im Inneren sollen so weit saniert werden, dass der sogenannte "Goldene Saal" für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Auch sollen Teile des Zeppelinfeldes und die Wallanlage begehbar gemacht werden.

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