Das Gemälde "Der bethlehemitische Kindermord" von Peter Paul Rubens entstand um 1638 und hängt heute in der Alten Pinakothek München.
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Das Gemälde "Der bethlehemitische Kindermord" von Peter Paul Rubens entstand um 1638 und hängt heute in der Alten Pinakothek München.

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Nach Klimaprotest in Pinakothek: Restaurierungsarbeiten laufen

Nachdem sich zwei Aktivisten der Aktionsgruppe "Letzte Generation" an den Rahmen eines Rubens-Gemäldes in der Alten Pinakothek geklebt hatten, laufen nun die Restaurierungsarbeiten. Der historische Rahmen und die Wandbespannung wurden beschädigt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Nachdem sich am Freitagnachmittag zwei Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" an dem historischen Effner-Rahmen des Gemäldes "Der Bethlehemitische Kindermord" von Peter Paul Rubens festgeklebt hatten, laufen nun die Restaurierungsarbeiten.

Wie die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen auf BR24-Anfrage weiter mitteilte, werde jetzt an der Entfernung der Schäden gearbeitet. Das großformatige Gemälde sei unbeschadet geblieben, durch den Klebstoff seien aber sowohl auf dem Rahmen als auch auf der Wandbespannung Schäden verursacht worden.

Gemälde und Rahmen: "Unschätzbarer kulturhistorischer Wert"

Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz, teilte mit: "Es ist nicht legitim, einmalige kulturelle Menschheitszeugnisse zu beschädigen, um auf die faktisch gegebenen klimatischen Probleme hinzuweisen. Ein Gemälde wie 'Der Bethlehemitische Kindermord' sowie der historische vergoldete Rahmen sind von unschätzbarem kulturhistorischem Wert."

Die Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung "Letzte Generation" nutzten Museen gezielt als Bühne, um anhand von berühmten Werken "zu prominenten medialen Auftritten" zu kommen, so die Staatsgemäldesammlungen. Durch sofortiges Eingreifen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Museum sowie der Polizei München seien die Hände der Aktivisten nach der Aktion mit Lösungsmitteln von dem historischen Zierrahmen entfernt worden.

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In ähnlicher Weise - wie am Freitag in der Alten Pinakothek in München - hatten sich in den vergangenen Tagen Klimaaktivisten der "Letzten Generation" an Gemälderahmen in Frankfurt, Dresden und Berlin geklebt. Eine weitere Aktion hatte am Samstag zu einer Unterbrechung des Bundesliga-Spiels FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach geführt. Aktivisten wollten sich wohl während des Spieles an den Torpfosten festmachen.

"Letzte Generation" will auf Klimakrise aufmerksam machen

"Wir stehen vor Dürren, Wasserknappheit und Missernten im Angesicht der Klimakrise", so erklärte das Bündnis "Letzte Generation" den Grund für seine Aktionen am vergangenen Wochenende auf BR24-Anfrage. "Protest darf nicht mehr ignoriert werden und wird daher auch an all die Orte getragen, wo er erst mal stört", so das Aktionsbündnis weiter. Vor den Auswirkungen der Klimakrise seien auch Gemälde und Kulturgüter nicht sicher. Bei den Aktionen habe die Gruppe von Aktivisten und Aktivistinnen aber immer darauf geachtet, die Werke nicht dauerhaft zu beschädigen. Man habe die entsprechenden Gemälde gewählt, weil es sich bei allen Werken um symbolische, düstere Szenen handele. Diese hätten die Aktivisten in den allumfassenden Kontext der Klimakrise setzen und ihnen so ihre Bedeutung zurückgeben wollen.

Wer kommt für den Schaden auf?

Da bei der Protestaktion der historische Rahmen und die Wandbespannung beschädigt wurden, steht nun die Frage im Raum: Wer muss das bezahlen? Renate Schmid, Rechtsanwältin bei der Kanzlei Wilde Beuger Solmecke, vermutet, dass die Aktivisten zur Verantwortung gezogen werden. "Derjenige, der den Schaden verursacht, haftet natürlich auch dafür", sagte Schmid in der BR Abendschau. Wie hoch der entstandene Schaden tatsächlich ist, ist allerdings noch unklar.

Ziviler Ungehorsam als Protestaktion

Die sogenannte "Letzte Generation" ist ein 2021 gegründetes Bündnis von Klimaaktivistinnen und -aktivisten mit dem Ziel, durch Mittel des "zivilen Ungehorsams" Maßnahmen gegen die Klimakrise zu erzwingen. Der Name des Bündnisses soll darauf aufmerksam machen, dass die Mitglieder der letzten Generation angehörten, die die Erde noch retten könne.

Das Gemälde "Der Bethlehemitische Kindermord" des flämischen Malers Peter Paul Rubens stammt ursprünglich aus der Kurfürstlichen Galerie in München und hat laut den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen eine bedeutende Provenienz und eine "hohe sammlungshistorische Relevanz". Das großflächige Gemälde entstand um 1638 und ist 198,5 x 202,2 Zentimeter groß.

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