Schüler mit Tablet beim Lernen
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Corona und Homeschooling: Was den Schülern jetzt helfen würde

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Nach dem Homeschooling: Was den Schülern jetzt helfen würde

Nach dem Homeschooling: Was den Schülern jetzt helfen würde

Während des Corona-Lockdowns sind bei Kindern und Jugendlichen Lernlücken entstanden. Wie BR-Recherchen zeigen, fördern viele Bundesländer Lernmöglichkeiten in den Sommerferien, um diese Lücken zu schließen. Bayern allerdings geht einen anderen Weg.

Wie viele Eltern hat auch Kathrin Tauber aus dem Münchner Osten anstrengende Corona-Wochen hinter sich. Zwei Kindergartenkinder, eine Grundschülerin, eine Gymnasiastin mussten betreut und gefördert werden. Die Mutter erzählt von Lehrkräften, die ihre Kinder beim Homeschooling während des Lockdowns gut unterstützt hätten. Da gab es etwa den Englischlehrer, der nach Ostern digital in Kleingruppen mit den Kindern arbeitete.

Manche Lehrkraft sei jedoch abgetaucht, erzählt die Juristin: "Und es war halt einfach diese fehlende Erreichbarkeit, die man dann doch als Elternteil ausgleichen musste. In einigen Fällen, wo der Lehrer vielleicht nicht so ansprechbar war." Zudem kämpfte die Familie mit den Tücken der Lernplattform Mebis: "Dann sind viele Lehrer in der Not auf andere Systeme ausgewichen. Mein Mann hat dann mehr oder weniger als Systemadministrator fungiert."

Alleinerziehende Mutter: Einen PC können wir uns nicht leisten

Auch die Münchner Mutter Manuela hat mit der Digitalisierung ihre Probleme. Sie ist alleinerziehend und hat vier Kinder, die Förder- und Grundschulen besuchen:

"Momentan haben wir keinen Laptop, auch kein PC und gar nix. Wir machen die Hausaufgaben schriftlich, was die Lehrer uns per Post zuschicken", sagt Manuela schon bei einem ersten Treffen im April. An ihrer Situation hat sich bis heute kaum etwas verändert. Sie hat zwar inzwischen einen Internetanschluss, aber einen PC könne sie sich nach wie vor nicht leisten – und das obwohl drei ihrer Kinder auch nach dem Lockdown nur zweimal in der Woche die Schule besuchen können und damit weiterhin auch viele Aufgaben am Computer erledigen müssten. Dabei hatte sie gehofft, dass ihnen die Schule ein Leih-Gerät zur Verfügung stellt. Das Kultusministerium hatte schon im April mitgeteilt, dass "digitale Endgeräte, die Schulen mit Fördermitteln des Freistaats oder des Bundes beschafft haben, (...) von Schülerinnen und Schülern auch für das 'Lernen zuhause' genutzt werden" können.

Sommerschulen die Lösung?

Manuela sorgt sich, dass ihre Kinder in den vergangenen Monaten ins Hintertreffen geraten sind. Sie würde sich wünschen, dass sie die Möglichkeit haben, den Stoff im Sommer nachzuholen. Die Idee ist schon seit Monaten auf dem Bildungsmarkt. Dirk Zorn etwa, Leiter des Programms Integration und Bildung bei der Bertelsmann-Stiftung, ist ein großer Befürworter.

"Es gibt sehr gut etablierte und auch evaluierte Formate für sogenannte Summercamps, die sich insbesondere an Kinder aus benachteiligten Schichten richten und gut erprobt sind", sagt Zorn schon im April in einem ersten BR-Interview. Und weiter: "Da könnte man temporäre Lerngruppen zusammenstellen, Ferienkurse entwickeln zum Wiederholen des Stoffs und zum Nacharbeiten dessen, was bisher versäumt wurde."

Die Idee scheint gut anzukommen. Das zeigt eine BR-Umfrage unter den Kultusministerien der Länder.

Viele Bundesländer bieten Lernangebote in Sommerferien an

Fast alle Bundesländer haben demnach Lernangebote für leistungsschwache Kinder in den Sommerferien geplant oder denken zumindest darüber nach – auch in Zusammenarbeit mit kirchlichen und anderen Wohlfahrtsverbänden. Doch noch ist in manchen Ländern fraglich, ob und wie diese freiwilligen Angebote wirklich wahrgenommen werden und wer die Schülerinnen und Schüler unterrichtet.

In Baden-Württemberg etwa können Lehramtsbewerber, pädagogische Assistenten und Lehrkräfte freiwillig das Programm unterstützen. Lehrer sprechen zudem eine pädagogische Empfehlung aus, welches Kind so eine Lerngruppe besuchen sollte. Ähnlich läuft es auch in anderen Ländern. In Schleswig-Holstein zum Beispiel ist die Teilnahme nach der Zusage verbindlich.

Vorgesehen ist ein solches Programm auch in Hamburg, Niedersachsen oder Berlin. Kostenlos sollen etwa in Berlin Lerngruppen mit jeweils acht Kindern über drei Wochen hinweg Stoff pauken. Das gleiche Programm möchte Berlin in den Herbstferien wiederholen. Mehr als 120.000 Anmeldungen lägen für beide Ferien-Angebote bereits vor, heißt es.

Bayern: Schüler sollen sich in den Ferien erholen

Zu den wenigen Ausnahmen, die gar keine Lernangebote über den Sommer starten, zählen das Saarland und Bayern. Beide Länder sagen, die Ferien seien zur Erholung gedacht. Das Bayerische Kultusministerium plant zwar ein Sommerprogramm, spricht aber von einem Konzept mit freizeitpädagogischem Ansatz. Heißt: Keine Lehrer, sondern geschulte Betreuer unterschiedlicher Träger, also Erzieher und Sozialpädagogen beispielsweise, kümmern sich um die Kinder. Je nachdem wie viele Träger sich melden und Schüler teilnehmen wollen, investiert der Freistaat zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Auf Sommerschulen oder Nachhilfen verzichtet das Ministerium – so wörtlich - "bewusst".

Das könnte auch mit den Wünschen der Lehrkräfte zu tun haben. Laut Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, hätten Lehrkräfte bayernweit darum gebeten, nicht wie zu Ostern und Pfingsten auch noch in den Sommerferien ran zu müssen. Auch um einmal für die eigenen Kinder da zu sein, wie Fleischmann sagt: "Da müssen wir auf anderes Personal zurückgreifen, vielleicht auf Menschen, die sonst Nachhilfe geben, auf Nachhilfe-Institute, auf Einrichtungen von unterschiedlichen Trägern, die durchaus in der Lage sind, Kindern Lernangebote zu machen. Vielleicht gemischt mit Freizeitangeboten."

Ohnehin findet das bayerische Kultusministerium: Kinder und Jugendliche sollten sich erstmal von der Corona-Krise erholen und die Ferien nicht als Verlängerung der Schulzeit empfinden. Das Kultusministerium möchte, dass die Schülerinnen und Schüler sogenannte außerschulische Freiräume nutzen: Treffen in Kinder- und Jugendgruppen oder Besuche von Jugendtreffs etwa.

Bildungs-Forscher: Leistungen haben sich auseinanderentwickelt

Doch möglicherweise ist nach dem Sommer wertvolle Förder-Zeit verstrichen. Schon jetzt seien erhebliche Lücken erkennbar, warnt Dirk Zorn von der Bertelsmann-Stiftung. Er sagt, dass je nach Schulform und auch Leistungsniveau der Schüler die Zeit variiert, die Kinder in das Lernen investiert haben: "Kinder, die vorher schon schlechter waren, also mit einem schlechteren Notendurchschnitt oder die nicht am Gymnasium gelernt haben, haben deutlich weniger Zeit investiert als bessere Schüler oder Gymnasiasten." Zudem hätten Eltern "mit niedrigem Bildungsstand häufiger zu Protokoll gegeben, dass sie ihre Kinder nicht gut beim Lernen unterstützen konnten". All das in Summe lässt Dirk Zorn erwarten, "dass die Leistungen sich deutlich auseinanderentwickelt haben dürften, deutlich stärker jedenfalls, als das bei einem regulären Schulbetrieb der Fall gewesen wäre".

Bayerns Schulen auf zweiten Lockdown vorbereitet?

Das Bayerische Kultusministerium verspricht, dass zum Start des neuen Schuljahrs zunächst der Lernstand festgestellt wird: "Im Rahmen ihrer pädagogischen Freiheit können die Lehrkräfte Spielräume im Lehrplan nutzen und – je nach Wissenstand ihrer Klasse – im kommenden Schuljahr Schwerpunkte setzen."

Doch möglicherweise komme es ja gerade im Herbst zu einem zweiten Lockdown, sagt Mutter Kathrin Tauber. Sie hat große Zweifel, ob die Schulen dann besser auf das Homeschooling vorbereitet sind. Auch wenn das Bayerische Kultusministerium verspricht, es werde im Falle eines weiteren Lockdowns den Schülerinnen und Schülern ein digitales Gesamtpaket zur Verfügung stellen.

Am Montag sagte Kultusminister Michael Piazolo, dass es bei einzelnen Hotspots Schulschließungen und dann auch Distanzunterricht vor Ort geben könne: "Es kann aber auch - nicht zu unterschätzen - eine zweite Welle geben. Dann müssten wir darauf reagieren: Entweder mit einem Lernen im Wechsel oder aber - was wir alle nicht hoffen - mit flächendeckenden Schulschließungen."

Forscher Dirk Zorn rät zu nachhaltigen Maßnahmen. Aus seiner Sicht ist es eine Fiktion, dass Schulen deutschlandweit ab Herbst wieder regulär laufen. Die Bedrohung durch Corona sei weiterhin vorhanden. Allein rund zehn Prozent der Lehrkräfte könnten wegen Vorerkrankungen nicht in die Schule zurückkehren: "Die politisch Handelnden wären gut beraten, wirklich ernst zu nehmen, einen Plan zu entwickeln, der auch mit einem regionalen Anstieg von Infektionen gut umgehen kann."

Online-Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche

"Corona und Du" - dieses Infoportal im Internet soll psychisch stark machen in Zeiten der Corona-Krise. Hier gibt es leicht umsetzbare Tipps, gezielt für junge Leserinnen und Leser: Wie wirkt sich die Corona-Zeit auf uns aus? Was tun gegen Langeweile oder Stress? Wohin kann man sich mit Sorgen und Problemen wenden? Die Webseite wurde von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des LMU-Klinikums München gestartet und ist hier zu finden.

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