Tatort in Langweid
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Todesschüsse in Langweid: Was wir bisher wissen

Drei Menschen erschossen, zwei Personen schwer verletzt – nach der Gewalttat im Landkreis Augsburg sitzt der beschuldigte 64-jährige Sportschütze in U-Haft. Die Polizei ermittelte seit Jahren wegen Nachbarschaftsstreitigkeiten, auch kurz vor der Tat.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Nach der Gewalttat in Langweid am Lech hat ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Augsburg Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Todesschützen wegen dreifachen Mordes erlassen. Der 64-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, wie Polizeisprecher Markus Trieb am Samstag auf BR-Anfrage bestätigte.

Zuvor hatte die Polizei weitere Erkenntnisse über den Beschuldigten bekannt gegeben. Der Deutsche, der am Freitagabend drei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt haben soll, sei Sportschütze, sagte Polizeisprecher Trieb. Der Mann habe eine entsprechende waffenrechtliche Erlaubnis. Das mögliche Motiv für die Bluttat war den Ermittlern zufolge ein Nachbarschaftsstreit.

Polizei war bereits am Nachmittag vor Ort wegen eines Streits

Klar ist inzwischen, dass es schon lange vor der Tat Querelen gegeben hatte. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben Ende 2018 erstmals über Nachbarschaftsstreitigkeiten informiert. Seit dieser Zeit war es zu Ermittlungen wegen unterschiedlicher Vorfälle gekommen, wie beispielsweise Gerangel, beleidigenden Äußerungen sowie Drohgebärden. Worum es im Einzelnen bei den Auseinandersetzungen ging, ist noch unklar.

Am Freitagnachmittag vor der Tat waren Einsatzkräfte erneut zu dem Mehrfamilienhaus in der Schubertstraße wegen eines Streits gerufen worden. Beim Eintreffen der Beamten war der 64-Jährige, der selbst in dem Haus wohnte, allerdings nicht mehr vor Ort, wie Polizeisprecher Trieb sagte.

Gegen 19.15 Uhr soll der Beschuldigte dann eine 49-Jährige und ihren 52 Jahre alten Mann im Flur des Hauses in der Schubertstraße erschossen haben. Eine 72-jährige Frau wurde "offenbar durch deren Wohnungstüre erschossen", so die Polizei.

Opfer der beiden Tatorte waren miteinander verwandt

Nach den tödlichen Schüssen fuhr der 64-Jährige den Angaben zufolge mit seinem Auto in den Hochvogelweg. Dort schoss er laut Polizei durch eine Wohnungstüre und verletzte dabei eine 32-Jährige sowie einen 44-jährigen Bewohner.

Die beiden Opfer kamen ins Krankenhaus, schweben aber nach Angaben der Polizei nicht in Lebensgefahr. Zwischen dem ersten Tatort und dem zweiten liegen mehrere Hundert Meter. Unmittelbare Nachbarn waren die zweiten Opfer also nicht. Nach den derzeitigen Erkenntnissen ist einer der beiden Schwerverletzten der Sohn eines der Todesopfer aus der Schubertstraße.

Tatverdächtiger leistet keinen Widerstand bei Festnahme

Der 64-Jährige flüchtete nach der Tat in seinem Fahrzeug. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorfälle gegen 19.20 Uhr veranlasste die Polizei eine umfangreiche Fahndung nach dem Tatverdächtigen.

Gegen 19.45 Uhr nahmen Kräfte der Polizei den Mann im Ortsteil Foret widerstandslos fest. Die Beamten fanden in seinem Auto zwei Kurzwaffen und stellten diese sicher. Später stellten die Einsatzkräfte auch die Waffen sicher, die der Mann noch in seiner Wohnung hatte.

Die Kräfte der Polizei waren noch bis in die frühen Morgenstunden an den Tatorten im Einsatz. Unter anderem führten Spezialisten der Kriminalpolizei die Spurensicherung vor Ort durch. Auch das Bayerische Landeskriminalamt mit Spezialisten zur Thematik Waffen war am Tatort eingebunden. Das Kriseninterventionsteam sowie speziell geschulte Polizistinnen und Polizisten betreuten Zeugen, Anwohner und weitere Beteiligte.

Das getötete Ehepaar aus der Schubertstraße hinterlässt nach Polizeiangaben einen minderjährigen Sohn. Er befinde sich bei Familienangehörigen und werde professionell betreut, hieß es.

Innenminister Herrmann: Hintergründe erforschen

Die Tat dürfte die Diskussionen über ein schärferes Waffenrecht wieder anheizen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bestätigte im Interview mit BR24, dass der Täter ein Sportschütze sei und legal über Gewehre wie Pistolen verfügt habe. Allerdings kann Herrmann nach eigenen Worten "im Moment jetzt noch nicht erkennen, inwieweit in irgendeiner Weise rechtliche, andere Konsequenzen gezogen werden müssten".

Nun müsse man erst einmal die Hintergründe erforschen und herausfinden, wieso der Täter derartig ausgerastet sei: "In welchem Verein war er Mitglied? Wie hat sich das entwickelt? Hat man vorher irgendwelche Probleme bei dem Täter erkennen können, dass er psychisch auffällig war?" Erst wenn die Ergebnisse vorlägen, so der bayerische Innenminister, lasse sich Weiteres dazu sagen.

Die Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen" forderte mit Blick auf die Gewalttat erneut ein Verbot tödlicher Sportwaffen. "Das Risiko tödlicher Sportwaffen ist nicht beherrschbar", teilte der Sprecher der Initiative, Roman Grafe, mit. Das deutsche Waffenrecht sei zu lasch. Die gleichen Waffen wie bei den Attentaten in Erfurt (2002), Winnenden (2009), Hanau (2020) und Hamburg (2023) seien grundsätzlich für jeden Sportschützen problemlos zu erwerben.

Im Video: Das sagt Bayerns Innenminister Herrmann (CSU) zur Tat von Langweid

Innenminister Herrmann zur Tat in Langweid
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Innenminister Herrmann zur Tat in Langweid

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