Rote Rauschschwaden standen haushoch vor der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Peutenhausen.
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Rote Rauschschwaden standen haushoch vor der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Peutenhausen.

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Festnahmen nach Aktion vor Flüchtlingsunterkunft

Drei Männer wurden bei Dasing festgenommen, nachdem zuvor in Peutenhausen vor einer Gemeinschaftsunterkunft ein Rauchfeuer entzündet und ein Plakat enthüllt worden waren. Innenminister Herrmann betont, jeder Vorfall dieser Art sei "einer zu viel".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Nach einer mutmaßlich rechtsradikalen Aktion vor der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Peutenhausen im Kreis Neuburg-Schrobenhausen am Donnerstagmorgen (09.02.23) hat die Polizei drei Tatverdächtige festgenommen. Gemeinsam mit weiteren teils vermummten Personen hatten sie vor der Wohnstätte für 30 Flüchtlinge Rauchfeuer entzündet und ein Plakat enthüllt.

Vermummte zeigen ausländerfeindliche Parolen

Rote Rauschschwaden standen gegen 8 Uhr am Vormittag haushoch vor der Gemeinschaftsunterkunft. Insgesamt sechs teils vermummte Personen enthüllten dazu ein Plakat mit ausländerfeindlichen Parolen und filmten die Aktion. Lange dauerte der Vorfall nicht: Die mutmaßlich Rechtsradikalen flüchteten, noch bevor die Polizei eintraf.

Im Rahmen einer Sofortfahndung konnte die Polizei drei der Tatverdächtigten in einem weißen Mercedes Sprinter auf einem Rastplatz bei Dasing anhalten. Die Beamten fanden dabei weitere Rauchkörper und eine Digitalkamera. Aktuell laufen die Ermittlungen.

Herrmann: Polizei geht konsequent gegen Anschläge vor

Mit Blick auf Anschläge in Marklkofen und den Vorfall in Peutenhausen betonte Bayerns Innenminister Herrmann, dass die Polizei konsequent gegen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte vorgeht. Joachim Herrmann (CSU) erklärte heute in München, insgesamt seien in Bayern gegenwärtig mehr als 170.000 Flüchtlinge in den verschiedensten Unterkünften untergebracht. Vor diesem Hintergrund müsse man bei solchen Vorfällen von "extrem wenigen Einzelfällen" reden. Trotzdem sei jeder Vorfall "einer zu viel".

Herrmann zeigte sich jedoch erfreut über den Ermittlungserfolg der Polizei zu den Brandanschlägen auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft im niederbayerischen Marklkofen. Die Polizei habe dank einiger Hinweise aus der Bevölkerung schnell den mutmaßlichen Täter ermittelt können, sagte Herrmann. Ein 57-Jähriger ist in diesem Fall festgenommen worden. Herrmann betonte: "Wir haben keinen Anlass, anzunehmen, dass das jetzt eine Massenerscheinung wird."

Peutenhausen mit Unterbringung von Flüchtlingen überfordert

Peutenhausen geriet vor Kurzem bundesweit in die Schlagzeilen, als der Bürgermeister erklärte, dass der kleine Ort mit der Unterbringung von 50 Flüchtlingen überfordert sei. In dem Ort gab es zuvor eine Einbruchserie und sexuelle Übergriffe.

Zunächst hatten im vergangenen Frühjahr zahlreiche Ehrenamtliche ein Haus für neue Bewohner hergerichtet: Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sollten in Peutenhausen zur Ruhe kommen. Feuerwehrkommandant Thomas Tyroller hat die Hilfsaktion geleitet, Bürgermeister Alfred Lengler den Mietvertrag mit dem zuständigen Landratsamt in Neuburg unterschrieben.

Etwa ein Jahr später hat sich die Stimmung gedreht: Dem 650-Einwohner-Dorf sind die 50 Geflüchteten zu viel, erklärt der Bürgermeister nachdrücklich. Auch andere Kommunen in Bayern suchen verzweifelt nach Lösungen und fühlen sich von der Politik alleingelassen.

Einbruchserie – auch bei Helfern

In dem knappen Jahr zwischen Erstbezug und Kündigung ist viel passiert. Nur wenige Tage nach der Ankunft der Kriegsflüchtlinge begann in Peutenhausen eine Einbruchserie. Auch bei Helfer Thomas Tyroller, dem Feuerwehrkommandanten, wurde eingebrochen. Eine Überwachungskamera zeichnete den Einbrecher auf.

Tyroller kannte den Mann. "Der hat in dem Haus gewohnt, das ich ein paar Tage vorher hergerichtet habe." Fünfmal wurde in Peutenhausen eingebrochen. Dann verschwand der mutmaßliche Täter aus dem Dorf. Doch die Fahndung nach ihm war erfolgreich. Nun befindet er sich in Untersuchungshaft.

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