Die Streifenkarte des MVV könnte bald auch ab Rosenheim gelten.
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Die Streifenkarte des MVV könnte bald auch ab Rosenheim gelten.

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Münchner ÖPNV - MVV soll riesiger Verkehrsverbund werden

Verkehrsverbünde gibt es in ganz Deutschland. Nur in Ostfriesland und in Südbayern nicht. Doch das soll sich ändern. Der MVV, der Münchner Verkehrsverbund, steht vor einer enormen Erweiterung in Oberbayern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Das Bayerische Verkehrsministerium bestätigt: In 47 Landkreisen und kreisfreien Städten in Bayern gibt es noch keine Verkehrsverbünde oder Kooperationen. Doch das soll sich ändern. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) erklärt auf Anfrage, Ziel der Staatsregierung seien flächendeckende und leistungsfähige Verkehrsverbünde in ganz Bayern.

Regionen entscheiden über Beitritt zum MVV

Am Mittwoch entscheidet der Kreistag in Rosenheim als erster Kreistag über einen Beitritt zum MVV. Die Landkreise Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen und die Stadt Rosenheim folgen in den kommenden Wochen. Sie wären dann bereits ab Mitte Dezember Teil des MVV.

Zum Dezember 2024 könnten die Landkreise Landsberg am Lech, Mühldorf am Inn und Weilheim-Schongau dazukommen. Diese Landkreise werden voraussichtlich Anfang 2024 über den Beitritt entscheiden. Zum Dezember 2025 könnten dann noch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Landshut sowie die Stadt Landshut folgen, so das Bayerische Verkehrsministerium.

Freistaat und Landkreise stemmen Mindereinnahmen

Aber: Der MVV-Beitritt kostet. Streifenticket und Kurzzone führen zu Mindereinnahmen bei Bus und Bahn, die ersetzt werden müssen. Das übernimmt auf der Schiene größtenteils der Freistaat Bayern, bei den Bussen die Landkreise - in voller Höhe.

Den Landkreis Rosenheim beispielsweise würde der MVV-Beitritt jährlich auch deswegen rund zwei Millionen Euro kosten. Dafür gibt es höhere Anreize für die Bevölkerung, Bus und Bahn zu nutzen: günstigere Tickets, ein einheitliches Tarif-System, durchgängige Reiseinfos und aufeinander abgestimmte Fahrpläne.

Kritik und Vorbehalte

In den Diskussionen von Rosenheimer Stadt- und Kreistag waren auch immer wieder Vorbehalte gegen einen MVV-Beitritt zu hören. Zum Beispiel, ob man nicht die Auswirkungen des 49 Euro-Tickets abwarten soll, das im Mai eingeführt wird.

Auch Claudia Hollinger, die ein Busunternehmen in Bad Aibling betreibt, ist gegen einen Beitritt zum MVV zum jetzigen Zeitpunkt. Es gebe einfach noch zu viele Fragezeichen - auch mit Blick auf das 49 Euro Ticket. Es sei ja noch nicht einmal das 9-Euro-Ticket vollständig abgerechnet, so Hollinger in einem BR-Interview. Die Unternehmerin fürchtet zudem, dass es künftig Ausschreibungen im regionalen Busverkehr geben könnte, wie sie in anderen Landkreisen, die dem MVV angehören, bereits durchgeführt werden.

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Claudia Hollinger, Busunternehmerin aus Bad Aibling.

Stärkung des ÖPNV

Letztendlich sollen Verkehrsverbünde den öffentlichen Nahverkehr stärken, Busse und Bahn in Bayern attraktiver machen - für Pendlerinnen und Pendler, aber auch für den Gelegenheitsfahrer. Ob das alle kommunalen Gremien so sehen und sich final die Kreis- und Stadträte für einen Beitritt entscheiden, wird man abwarten müssen.

Für die Landkreise in Südostoberbayern Traunstein und Berchtesgadener Land spielt ein MVV-Beitritt keine Rolle. Zwar will man auch dort den öffentlichen Personennahverkehr stärken, aber sie untersuchen aktuell, ob es sinnvoll wäre, einen gemeinsamen Verkehrsverbund zu gründen.

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