Männer bei einem Volksfest in Bayern (Archivbild)
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Männer bei einem Volksfest in Bayern (Archivbild)

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Mühldorf: Entschuldigung nach Rauswurf aus Freie-Wähler-Festzelt

Sie wurden aus dem Festzelt geworfen: Bei einer Veranstaltung der Freien Wähler mit Hubert Aiwanger in Mühldorf werden eine Mutter und ihr 17-jähriger Sohn des Zeltes verwiesen. Die Gründe sind unklar, jetzt hat sich der Veranstalter entschuldigt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Zu den Gründen für den Rauswurf wollen die Veranstalter nichts sagen, inzwischen gibt es allerdings eine Entschuldigung. Anfang der Woche waren Andrea Casper und ihr 17-jähriger Sohn auf dem Mühldorfer Volksfestplatz unterwegs, um sich im Vorfeld der Landtagswahlen im Oktober zu informieren. Denn dort fanden parallel zwei Veranstaltungen politischer Parteien statt: Im Erhartinger Festzelt hatte der Ortsverband der Freien Wähler einen Auftritt von Hubert Aiwanger geplant, direkt daneben hielten die Grünen eine Veranstaltung ab. Casper und ihr Sohn wollten zur Aiwanger-Veranstaltung.

Am Eingang zum Festzelt seien sie von Mitarbeitenden des Mühldorfer Sicherheitsdienstes ESD kontrolliert worden – wie alle insgesamt 1.400 Besucherinnen und Besucher, schildern die beiden. Danach hätten sich Mutter und Sohn auf die Suche nach einem Sitzplatz begeben.

Security wirft Mutter und Sohn nachträglich raus

Die Boxen am Rande des Festzeltes seien frei gewesen, so Casper. Als sie sich dorthin setzen wollten, sei ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gekommen und habe sie aufgefordert, ihm zu folgen – noch vor Beginn der Veranstaltung, so Andrea Casper. "Erst dachten wir, dass wir zu anderen Sitzplätzen gebracht werden", sagt sie, allerdings verwies der Security-Mitarbeiter sie an einem Seitenausgang auf das Hausrecht und forderte sie auf, die Veranstaltung zu verlassen. Auch ein Polizist sei dabei gewesen, so Casper.

Veranstalter gesteht Fehler ein

Beide hätten verwirrt und verletzt reagiert, so Casper, da sie nicht nachvollziehen konnten, warum sie der Veranstaltung verwiesen wurden, aber sie seien den Anweisungen der Security gefolgt. Ihr Sohn, Basti Casper, fühlt sich wegen seines äußeren Erscheinungsbildes diskriminiert. Der 17-Jährige hat lange, lockige Haare, trägt zwei Piercings und trug am Veranstaltungsabend ein T-Shirt der Trash-Metal-Band "Tankard". "Außer der Optik fällt mir kein Grund ein", so der 17-Jährige, "wir haben auch mit niemandem geredet, es gab gar nicht die Chance dazu." Bisher habe der 17-Jährige keine Erfahrung mit Diskriminierung aufgrund seines Erscheinungsbildes gemacht.

Laut dem Veranstalter Markus Saller (Freie Wähler) habe es sich um einen Fehler gehandelt, er habe sich bereits bei beiden entschuldigt. "Ich bin froh, dass ich eine sichere Veranstaltung hingekriegt habe", sagt Saller, "dass bei 1.400 Leuten zwei Besucher aus einem Raster fallen, das war ein Fehler."

Wie die Sicherheitsplanungen aussahen

Bei der Planung des Besuches von Hubert Aiwanger auf dem Mühldorfer Volksfestplatz habe es laut Saller zwei zentrale Probleme gegeben. Einerseits habe die Gefahr bestanden, dass störende Gäste auftauchten, andererseits hielten die Grünen im benachbarten Zelt ebenfalls eine Veranstaltung ab, bei der mit störenden Gästen gerechnet werden musste, so Saller.

"Laut Polizei gibt es in den Landkreisen Altötting und Mühldorf eine starke rechte und querdenkende Szene, genauso wie eine autonome linke Szene." Markus Saller, Veranstalter von den Freien Wählern.

Saller erklärte, er setzte deshalb auf scharfe Eingangskontrollen mit Bodycheck durch einen Sicherheitsdienst. Gleichzeitig seien vor dem Festzelt uniformierte Beamtinnen und Beamte sowie innerhalb des Zeltes Zivilbeamtinnen und -beamte eingesetzt gewesen. Wenn den Sicherheitskräften Personen auffielen, die bereits polizeibekannt oder aufgrund anderer Merkmale auffällig sind, würden die Informationen an den Sicherheitsdienst weitergeleitet, der die betroffenen Menschen anschließend zum Ausgang bringen würde.

Die Stimmung wurde unterschiedlich wahrgenommen

Nachdem Andrea Casper und ihr Sohn aus dem Zelt gebracht wurden, hätten sie die parallel stattfindende Veranstaltung der Grünen besucht, so Casper. "Rückblickend war es besser und wir fühlten uns sicherer draußen", sagt Basti Casper. Er empfand die Stimmung im Erhartinger Festzelt als aufgeheizt. Beide nehmen die Entschuldigung von Markus Saller an. "Das war mehr, als wir erwartet haben", sagt Andrea Casper.

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