Rosenheimer Stammbeckenmoore
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Moorforscher Hans Joosten: Bayerns Moorziele "eine Schande"

Bayern ist reich an Mooren, aber fast alle sind entwässert. Dabei können Moore pro Hektar sechsmal mehr Kohlenstoff binden als Wälder. Der renommierte Moorforscher Hans Joosten sieht Bayern deshalb auch in einer internationalen Verantwortung.

Moore sind wahre Alleskönner: Sie speichern im Schnitt 700 Tonnen CO2 pro Hektar und tragen damit erheblich zur Reduktion klimaschädlicher Gase bei. Ihr Wert ist aber auch für Arten-, Biotop-, Grundwasser- und Hochwasserschutz kaum zu überschätzen. Das Donaumoos ist aktuell eines der Vorzeigeprojekte in Bayern für eine intakte Moorlandschaft. Aber auch das Murnauer Moos und das Werdensteiner Moos im Allgäu sind durch viel Engagement wieder zu Naturschätzen geworden.

• Zu: "Übersicht Moore in Bayern"

Bayern ist Moorland: 200.000 Hektar hat Bayern, die vierfache Größe des Bodensees. Für Moorforscher Hans Joosten von der Universität in Greifswald ist Bayern das Bundesland mit den besten Mooren in Deutschland. Und wegen seiner klimatischen und geologischen Verhältnisse habe Bayern auch die besten Voraussetzungen, die Moore zu erhalten und wiederherzustellen.

Moore sind Klimaretter und Klimakiller

Allerdings sind 95 Prozent der Moore in Bayern trockengelegt. Viele werden landwirtschaftlich genutzt. Ein doppeltes Problem für den Klimaschutz: Diese Böden fehlen nicht nur als wichtiger CO2-Speicher. Durch ihre Bewirtschaftung verursachen sie 25 Prozent aller landwirtschaftlichen Emissionen in Bayern.

• Zur Übersicht: "Klimawandel und Umwelt: Aktuelle Infos zum Klimaschutz"

Bayerns Moorziele "lächerlich"

Bis 2040 will der Freistaat klimaneutral sein. Bis dahin will er auch ein Viertel der Moorflächen renaturieren, also 55.000 Hektar. Moorforscher Hans Joosten stellt dem Freistaat allerdings ein schlechtes Zeugnis aus: Bayern habe eine internationale Verantwortung beim Moorschutz, die Klimaziele seien aber für ein reiches Land wie Bayern eine Schande. Das habe er auch auf der Weltklimakonferenz in Glasgow so gesagt:

"Das reichste Bundesland aus einem der reichsten Länder der Welt, das mit so einem geringen Angebot kommt, macht sich international lächerlich."

Joosten gilt als einer der führenden Moorwissenschaftler weltweit. Bei einer Expertenanhörung im Landtag nannte er als Beispiel Indonesien, das innerhalb von fünf Jahren 4,4 Millionen Hektar trockenes Moor wieder nass gemacht hat. In Bayern wurden innerhalb von elf Jahren bis 2019 1.000 Hektar über staatliche Programme wiedervernässt.

Paludikultur als Chance für die Moornutzung

Im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags waren sich die Wissenschaftler der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf oder der TU München mit Naturschützerinnen einig, dass möglichst viele Moorflächen komplett unter Schutz gestellt werden müssen. Aber wo Moor in Bauernhand sind, muss auch eine Bewirtschaftung möglich sein. Christine Margraf vom Bund Naturschutz sieht den Landwirt im Moor als "Naturschutzlandwirt, der selbst wirtschaftlich seinen Betrieb aufbauen kann". Eine Möglichkeit ist die sogenannte Paludikultur, eine nasse Bewirtschaftung zum Beispiel mit Gras oder Schilf, die für Biogasanlagen oder als Dämmstoff genutzt werden können.

Projektcharakter reicht nicht

Komplett wieder vernässt oder bewirtschaftet – Moore sind wesentlich für Bayern. Für die Grünen im Bayerischen Landtag muss die Projektphase beim Moorschutz jetzt enden: Instrumente, "finanzielle Mittel und die Personalsituation müssen dringend verbessert werden", sagt Patrick Friedl, Grünen-Sprecher für Naturschutz und Klimaanpassung.

Umweltminister Thorsten Glauber (FW) hatte zuvor angekündigt, die Mittel für den Moorschutz im anstehenden Haushalt 12,5 Millionen Euro aufzustocken und in den moorreichen Bezirken 15,5 zeitlich befristete Projektstellen für sogenannte Moormanager zu schaffen.

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