Betriebsleiter Sigmar Spörl bei den Reinigungsarbeiten
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Kein Freibad wegen Wasserqualität: Das sagen Badebetreiber

Die heißen Tage bringen selbst Freibäder an ihre Belastungsgrenzen. In Mammendorf hat sich aufgrund des Besucheransturms die Wasserqualität so verschlechtert, dass das Bad für einen Tag geschlossen wurde. Droht das jetzt auch andernorts in Bayern?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Das Wasser in Seen und Bädern ist zig Verschmutzungsquellen ausgesetzt: Wird die Belastung zu hoch, muss der Badebetrieb schließen, um die Wasserqualität wieder herzustellen, etwa in Mammendorf in Oberbayern. Dass das Freibad dort für einen Tag zumachte, weil das Wasser zu verschmutzt war, sorgte bayernweit für Aufsehen - und viele stellten sich die Frage: Droht das auch andernorts in Bayern?

Ein Besuch in dem Freibad, das gerade so viel Interesse auf sich zieht wie kein anderes im Freistaat: Das Freibad in Mammendorf. Am Tag, nachdem die vorübergehende Schließung verkündet wurde, ist dort Putztag angesagt. Dieser sieht anders aus, als ihn sich der Laie vorstellt. Da werden nicht Becken geschrubbt oder gar das Wasser abgelassen. "Das wäre auch gar nicht möglich", erklärt Sigmar Spörl, der Betriebsleiter der Mammendorfer Freizeitanlage. "Es dauert nämlich eine Woche, bis das Becken eingelassen ist." Außerdem sei es auch nicht nötig.

Im Nichtschwimmerbecken lassen die Mitarbeiter rund 20 Prozent des Wassers ab und füllen es mit Frischwasser wieder auf. Auch reinigen sie Schmutzwasserbehälter und Überlaufrinnen. Und die Unterwassersauger laufen länger als gewöhnlich.

Zu viel Schweiß, Sonnencreme und Urin im Wasser

Eine akute Gesundheitsgefahr habe in der Freizeitanlage Mammendorf nicht bestanden, doch weil die Grenzwerte beim gebundenen Chlor teilweise überschritten wurden, habe man sich für diesen Schritt entschlossen, sagt der Betriebsleiter.

Das bestätigt auch das zuständige Landratsamt Fürstenfeldbruck und schreibt auf Anfrage: "Das Freibad Mammendorf hatte nur geschlossen, um vorsorglich eine Reinigung des Wassers vorzunehmen, damit der unbedenkliche Betrieb weiter gewährleistet werden konnte."

Es wurde also präventiv und umsichtig vorgegangen

Eine Gesundheitsgefährdung würde erst dann vorliegen, wenn Keime im Wasser festgestellt würden, die Infektionen auslösen können. Dann hätte das Freibad länger schließen müssen. Das sei in Mammendorf aber nicht der Fall gewesen.

Auch das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bestätigt auf Anfrage, dass Bäder geschlossen werden müssen, sobald ein gesundheitliches Risiko bestehe. In einigen Fällen seien Schließungen als Vorsichtsmaßnahme von den Betreibern möglich: "Eine solche Schließung dient dazu, potenzielle Gesundheitsrisiken für die Badenden erst gar nicht entstehen zu lassen."

Da das Nichtschwimmerbecken in Mammendorf betroffen ist, in dem viele kleine Kinder planschen, geht Spörl davon aus, dass unter anderem Urin für die schlechtere Wasserqualität verantwortlich ist. Aber auch Schweiß und Sonnencreme sind wohl Verursacher.

Nach dem Eincremen nicht gleich ins Wasser und vorher duschen

Spörl ärgert sich, dass viele Besucher und Besucherinnen – kaum, dass sie sich eingecremt haben – sofort ins Wasser gehen. Er rät, nach dem Eincremen unbedingt eine Zeit lang zu warten.

Aber auch Luftmatratzen oder Badetiere, die Badegäste durch die Wiese ziehen und dann ins Becken mitnehmen, sorgten für Verunreinigungen. Außerdem appelliert Spörl an die Badegäste, vor dem Baden gründlich zu duschen.

Auch Besucherandrang spielt eine Rolle

Wie es aussieht, hat aber auch die schiere Anzahl an Besuchern das Bad an seine Belastungsgrenze gebracht. Das Bad ist auf 400 bis 600 Besucher ausgelegt, in den letzten zehn Tagen seien es dann im Schnitt 1.800 Besucher gewesen.

Der Einzugsbereich des Freibads ist groß: Im gesamten Landkreis Fürstenfeldbruck – immerhin rund 221.000 Einwohner – gibt es nur drei Freibäder. Für Spörl ist die Reinigung aber eigentlich Routine. Er und seine Mitarbeiter waren erstaunt, dass die eintägige Schließung auf so viel öffentliches Interesse gestoßen ist.

Der Betriebsleiter ist überzeugt, dass die Wasserqualität in bayerischen Schwimmbädern sehr gut ist. Grund seien strenge DIN-Normen. In Mammendorf nehmen die Bademeister zum Beispiel drei Wasserproben am Tag. Zusätzlich werde die Wasserqualität ständig von Anlagen überwacht.

Betreiber: Bäder in München und Nürnberg unbedenklich

Zum Beispiel auch in den Bädern in München und Nürnberg brauchen sich Badegäste laut Betreibern keine Sorgen zu machen: Selbst, wenn mehr Fremdstoffe durch das hohe Besucheraufkommen ins Wasser gelangen, werde die Wasserqualität täglich mehrmals durch Fachpersonal und Messgeräte überprüft.

"Alle ins Badewasser eingebrachte Stoffe, von Badegästen oder auch der Umwelt, werden in Filteranlagen gereinigt", erklärt Joachim Lächele, Projektleiter vom Volksbad Nürnberg. Anschließend werde das Wasser mit Chlor desinfiziert. Das Gesundheitsamt prüfe zudem durch einmal im Monat die Wasserqualität.

Badegäste können selbst feststellen, ob die Wasserqualität gut ist

Sigmar Spörl, Betriebsleiter der Mammendorfer Freizeitanlage und selbst Bademeister, hat einen Tipp, wie man als Besucher feststellen kann, ob die Wasserqualität eines Freibads stimmt: Wenn es beißend nach Chlor riecht, dann ist das nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass es der Bademeister oder die Bademeisterin besonders gut meint mit der Hygiene.

Dieser typische unangenehme Geruch entsteht erst, wenn Chlor sich mit einem anderen – ebenfalls geruchlosen – Stoff verbindet: Harnstoff. Der kann sich auch auf der Haut befinden, nicht nur im Urin. Deshalb ist Duschen, bevor man ins Wasser geht, auch so wichtig.

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