Ein Schild in den Alpen das vor Lawinengefahr warnt (Archivaufnahme).
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Frank Rumpenhorst

Ein Schild in den Alpen das vor Lawinengefahr warnt (Archivaufnahme).

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Lawinen: So hoch ist die Gefahr - und das sind die Gründe

Laut Lawinenwarndiensten herrscht teils erhebliche Gefahr in Österreich, Frankreich und der Schweiz. In Bayern wird die Gefahr mit der Gefahrenstufe 2 als mäßig angegeben. Doch der sogenannte "Triebschnee" sorgt auch hier für Probleme.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In den vergangenen Tagen ist es in den Alpen erneut zu Lawinenabgängen gekommen. So wurden in Österreich nahe Lech am Sonntag zehn Skifahrer von einer Lawine mitgerissen. Drei von ihnen wurden verletzt. Auf dem Gletscher von Argentière am Mont Blanc in den französischen Alpen wurde am Samstag eine 45-jährige Britin von einer Lawine erfasst und getötet. Ihr Begleiter und der Bergführer blieben unverletzt.

  • Zum Artikel: Lawinen auf Pisten: Wie sicher sind die Skigebiete?

Wie hoch ist die Lawinengefahr und was sind die Gründe?

Nach Informationen des Deutschen Alpenvereins (DAV) ist die Lawinengefahr in Bayern aktuell größtenteils "gering" (Stufe 1) in den höheren Lagen (Allgäu, Werdenfelser, Berchtesgaden) oberhalb von etwa 1.800 Metern "mäßig" (Stufe 2). Vor allem in tiefen Lagen sei derzeit nur noch wenig Schnee vorhanden. Das Hauptlawinenproblem derzeit sei der Triebschnee, der durch den starken Wind der letzten Tage entstand, erläutert der DAV auf Anfrage von BR24.

In der Schweiz sowie in Österreich sind derzeit mehrere Gebiete mit Stufe 3 gekennzeichnet, die für "erhebliche Gefahr" steht. Dies betreffe Gebiete in höheren Lagen (ab etwa 2.200 Metern), in denen etwas mehr Schnee gefallen sei. Auch dort sei Triebschnee ein Hauptproblem, hinzu komme eine schwache Altschneeschicht, so der DAV.

DAV: "Triebschnee ist ein Hauptproblem"

"Triebschnee ist vom Wind verfrachteter Schnee, der sich oftmals in Rinnen und Mulden hinter Geländekanten und Bergkämmen sammelt", erläutert Lorenz Berker von der Sicherheitsforschung des DAV. "Größere Mengen verfrachteter Schnee können dann als Paket gebunden ein sogenanntes Schneebrett ergeben."

Damit dieses Schneebrett als Lawine abgehen könne, brauche es allerdings noch zusätzliche Faktoren: Eine sogenannte "Schwachschicht" unter dem Triebschneepaket. Das ist eine Schicht aus umgewandeltem Schnee (meist kantige Schneekristalle), die wie eine Art Gleitlager wirkt. Daneben muss der Hang mehr als 30 Grad steil sein, denn Lawinen können nur in relativ steilem Gelände abgehen. Dabei gelte: Je steiler der Hang, desto wahrscheinlicher die Auslösung einer Lawine.

Der Triebschnee ist auch eines der "typischen Lawinenprobleme", die die internationale Arbeitsgruppe EAWS (European Avalanche Warning Services) definiert hat. Das Triebschneeproblem tritt dabei lokaler auf, als etwa das Neuschneeproblem. In der Arbeitsgruppe EAWS stehen die Lawinenwarndienste mehrerer europäischer Länder miteinander im Austausch. Durch diese Zusammenarbeit können zum Beispiel Standards bei der Bewertung von Gefahrenlagen etabliert werden, wie etwa die inzwischen gängige fünfstufige Europäische Lawinengefahrenstufenskala.

Sicherheitstipps für Berg- und Wintersportler

"Ein erster Tipp für Vorsichtige wäre, steiles Gelände oder Auslaufbereiche von steilen Hängen zu meiden", rät Lorenz Berker von der Sicherheitsforschung des DAV. Wer im freien Gelände im Winter unterwegs sein wolle, solle den aktuellen Lawinenlagebericht (LLB) der Region kennen. Dort werden täglich die folgenden Fragen beantwortet: Wie gefährlich ist es (Gefahrenstufe)? Wo liegen die Gefahrenbereiche (Gefahrenstellen)? Was ist die Ursache (Lawinenprobleme)? Warum ist es gefährlich (Gefahrenbeschreibung)?

"Grundlegend für weniger erfahrene Tourengeherinnen und Tourengeher ist es, herauszulesen in welchen Höhenbereichen und welchen Expositionen laut LLB Gefahrenstellen liegen. Wer diese meidet, hat schon einen großen Schritt in Sachen Risikomanagement geschafft", fügt Berker auf Anfrage von BR24 hinzu. Ein Tool für Skitouren-, Schneeschuhgeherinnen zur Abschätzung des Risikos sei die DAV Snowcard. Damit könne das vorliegende Risiko in Bezug auf vorliegende Lawinengefahrenstufe und Hangneigung abgelesen werden.

Aktuelle Lawinengefahr: Hier gibt es Informationen

Für Gebiete in Österreich bietet der amtliche Lawinenwarndienst des Referats Sicherheit und Katastrophenschutz eine aktuelle Übersichtskarte. Für die Schweiz liefert das Lawinenbulletin online aktuelle Informationen zur Gefahrenlage. Auch für die Gebiete Tirol, Südtirol und Trentino gibt es eine aktuelle Onlinekarte sowie vom nationalen Dienst für Schnee und Lawinenvorhersage in Italien.

Lawinenunglücke seit dem Wochenende

Bei einem Lawinenunglück in Österreich nahe Lech waren am Sonntag zehn Skifahrer von einer Lawine mitgerissen und drei von ihnen verletzt worden. Zwei der Wintersportler hätten schwere Verletzungen erlitten, teilte die Landespolizeidirektion Vorarlberg am Sonntagabend mit. Die zehnköpfige Gruppe war demnach mit einem 33 Jahre alten Skiführer in Richtung Juppenspitze unterwegs. Plötzlich habe sich eine Schneebrettlawine gelöst, die zehn der Skifahrer mitgerissen habe.

Am Mont Blanc in den französischen Alpen war am Samstag eine 45 Jahre alte Britin von einer Lawine erfasst und getötet worden. Das berichtete der Sender France 3 unter Berufung auf die Gendarmerie in Chamonix. Ein britisches Paar sei mit einem Bergführer unterwegs gewesen, als sich eine Lawine gelöst und die Frau unter sich begraben habe. Ihr Begleiter und der Bergführer blieben unverletzt. Zu dem Unglück kam es am Samstagnachmittag auf dem Gletscher von Argentière.

Mit Informationen von dpa.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!