Im Prozess um ein Forum für Kinderpornografie im sogenannten Darknet sind am Donnerstag am Regensburger Landgericht die Urteile gesprochen worden. Ein Regensburger Ex-Anwalt muss für vier Jahre ins Gefängnis, ein zweiter Angeklagter aus Berlin wurde zu sechs Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Beide Männer hatten ein Geständnis abgelegt.
900.000 Fotos gespeichert
Der 57 Jahre alte Regensburger hatte bei seiner Festnahme rund 900.000 kinder- und jugendpornografische Fotos gespeichert und zuvor Links zu Hunderttausenden Dateien über das Darknet-Forum geteilt. Für das Gericht ist er schuldig des bandenmäßigen, öffentlich Zugänglichmachens und des Besitzes von kinderpornografischen Schriften.
Zehnjährige missbraucht
Der mitangeklagte 55-jährige Berliner wurde zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zwei Monaten verurteilt wegen des bandenmäßigen, öffentlichen Zugänglichmachens und des Besitzes von Kinderpornografie. Außerdem verurteilte ihn die Strafkammer auch wegen mehrerer Fälle des sexuellen Missbrauchs, in einem Fall auch wegen schweren sexuellen Missbrauchs. Er hatte vor etwa zehn Jahren mehrfach eine Freundin seiner Tochter missbraucht. Bei der ersten Tat war das Mädchen erst zehn Jahre alt.
Eigene Regeln im Darknet
Über die Plattform im Darknet konnten die Mitglieder den Ermittlungen zufolge Links teilen, die zum jeweiligen Speicherort des kinderpornografischen Materials führten. Dabei hätten sich die Mitglieder im Forum selbst Regeln gegeben. Das Material sollte nur Mädchen im Alter zwischen sechs und 16 Jahren zeigen. Babys, Buben oder Gewaltdarstellungen waren verboten. Schweren sexuellen Missbrauch zeigen die Darstellungen teilweise trotzdem.
Richter: Kein großes Hindernis
Das Gericht geht von einer großen Verbreitungsrate aus, da sich die Download-Möglichkeiten laut dem Vorsitzenden Richter sehr simpel gestalteten. Wer über Darknet-Kenntnisse verfügte, hätte kein großes Hindernis gehabt, an die entsprechenden Links zu gelangen, so das Gericht. Ob die Dateien letztendlich wirklich alle beim Empfänger ankamen, könne man nicht sagen.
Bande mit 30 Mitgliedern
Die beiden Angeklagten waren in dem Forum in "höheren Positionen" tätig - als Administratoren beziehungsweise Moderatoren. Insgesamt zählte die "Bande" mehr als 30 Mitglieder. Das Verfahren gegen einen weiteren 29-jährigen Mitorganisator wurde zu Prozessbeginn kurzfristig abgetrennt und wird gesondert verhandelt. Der Mann aus Rheinland-Pfalz ist als einziger auf freiem Fuß.
Angeklagter zeigt Reue
Beide Angeklagten hatten gleich zu Prozessbeginn umfangreiche Geständnisse abgelegt. Auch dass der ehemalige Anwalt in seinen letzten Worten Reue zeigte, habe bei der Strafbemessung eine Rolle gespielt, sagte der Vorsitzende Richter. Außerdem zeige das bei den beiden Männern sichergestellte Material großteils keinen schweren sexuellen Missbrauch, sondern Mädchen, die gezwungen wurden unnatürlich aufreizend oder nackt zu posieren. Man habe dem Regensburger die Erleichterung angesehen, dass seine Taten nun ein Ende gefunden haben, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung.
Entscheidende Infos aus USA
Ursprünglich war das BKA durch Informationen US-amerikanischer Behörden auf die Angeklagten aufmerksam geworden. Zudem lieferten diese einen Großteil der Beweise gegen die beiden Männer. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!