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Krankenhausreform: Brandbrief bayerischer Landräte an Lauterbach

Im Streit um die Krankenhausreform stellt sich Bayern weiter quer. Nun haben bayerische Landräte einen Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach geschrieben. Sie befürchten Klinikschließungen und Defizite bei der Notfallversorgung.

In Bayern geht der Widerstand gegen die Krankenhausreform, die Karl Lauterbach (SPD) durchsetzen will und für die alle anderen Bundesländer stimmten, in die nächste Runde. Der Präsident des Bayerischen Landkreistags, Thomas Karmasin, schrieb im Namen der 71 bayerischen Landräte und Landrätinnen einen Brandbrief an den Bundesgesundheitsminister. Man sei in großer Sorge, dass die Reform in ihrer von der Bundesregierung geplanten Ausgestaltung "irreparable Schäden in der akutstationären Grund- und Regelversorgung in den ländlichen Regionen" verursache, heißt es in dem Brief.

Sorge vor willkürlichen Klinikschließungen

Die Reform sei an sich zwar richtig, eine "übereilte und isolierte Reform der Krankenhausvergütung" sei jedoch der falsche Weg. Aufgrund aktuell hoher Betriebskostendefizite drohe eine willkürliche Schließung von Krankenhäusern, bei denen sich nach der schrittweisen Einführung der Reform herausstellen könnte, dass sie etwa für die notfallmedizinische Versorgung oder die Aus- und Weiterbildung des pflegerischen und ärztlichen Personals notwendig gewesen wären, hieß es in dem Brief. Deshalb bräuchten die Kliniken zunächst Geld vom Bund, um die erhöhten Ausgaben durch Preissteigerungen und Tarifabschlüsse auszugleichen, bevor sinnvolle Strukturentscheidungen getroffen werden könnten.

Die Folge: Längere Wege für Rettungswagen

Auch eine Reform der Notfallversorgung müsse von Anfang an mitgedacht werden, dies sei beim jetzigen Planungsstand zu wenig der Fall, hieß es weiter. Krankenhausärzte übernähmen heute 80 Prozent und mehr der Notarzteinsätze im ländlichen Raum. Wenn das Kliniknetz unkoordiniert und drastisch ausgedünnt werde, verlängerten sich die Wegstrecken für die Rettungswagen deutlich. "Bei Herzinfarkt und Schlaganfall zählt aber jede Minute", so Karmasin.

Da es schon heute nicht genügend niedergelassene Fach- und Hausärzte gebe, stelle sich zudem die Frage, welche Ärzte im ländlichen Raum in Zukunft mehr ambulante Versorgung übernehmen sollten und wer sich um die Nachsorge für die meist älteren Patienten nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus kümmern solle.

Bayern als einziges Bundesland gegen die Reform

Bayern hatte als einziges Bundesland beim Treffen der Gesundheitsminister der Länder am 10. Juli gegen die geplante Krankenhausreform gestimmt. Die Reform sieht im Kern vor, dass nicht alle Kliniken alle Behandlungen anbieten, sondern in Leistungsgruppen eingeteilt werden, um sich besser auf bestimmte medizinische Bereiche spezialisieren zu können. Eine kurzfristige finanzielle Förderung von Kliniken ist nicht geplant.

Mit Informationen von dpa

Im Video - Was bringt die Krankenhausreform für Bayern?

Umzug im Klinikum
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nano: Krankenhaus-Versorgung auf dem Land

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