Montage der Observationskuppel auf der Zugspitze.
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Unter dieser Kuppel verbirgt sich Hightech, um den Klimawandel besser zu verstehen.

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Neue Forschungskuppel auf Deutschlands höchstem Berg

Wie setzt sich die Luft zusammen, wie wirken sich ihre Anteile auf Luftqualität und Gesundheit aus und wie hängen sie mit dem Klima zusammen? Auf diese Fragen soll das neue Atmosphären-Observatorium auf der Zugspitze Antworten geben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Schnelle Handgriffe, die Kapuze im Gesicht – immer wieder der Blick zum Himmel. Wind und Wetter sind auf Deutschlands höchster Baustelle der größte Treiber. Der Wind frischt auf, einige Böen erreichen Sturmstärke. Immer wieder auch Regen. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir schnellstmöglich die Kuppel noch rauf bringen, so dass nichts mehr davonfliegt", erklärt Andreas Pongratz, der Bauleiter der Bayerischen Zugspitzbahn.

Aufbauaktion getrieben von Wind und Wetter

Immerhin müssen die Bauten auf der Zugspitze so einiges aushalten. Pongratz kennt die Bedingungen: "Wir haben erhöhte Ansprüche: ob Schnee, Wind, Blitzschutz oder andere Unwetter."

Der Aufwand lohnt sich: Im Austausch mit ganz Europa sollen hier Messungen der Atmosphärenforschung durchgeführt werden. Ein komplett erneuertes Observatorium lässt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) dafür nahe dem Gipfelkreuz errichten.

"Das ist ein ganz großes neues Programm, europaweit aufgesetzt", sagt Ralf Sussmann, Leiter der Atmosphären-Forschung am KIT. Die gewonnenen Daten werden mit anderen Forschungseinrichtungen geteilt, verglichen und liefern Aussagen zum weltweiten Klimawandel.

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Jetzt muss alles passen. Das Grundteil der Kuppel wird mit viel Gefühl auf das Bodenelement gesetzt.

Forschungsstation gilt als eine der modernsten der Welt

Rund 5,5 Millionen Euro hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung dem Projekt zugesichert. Hochempfindliche Messgeräte, wie ein Spektrometer, werden in der Forschungseinrichtung verbaut. Das Observatorium auf 2.962 Metern gilt damit als eines der modernsten der Welt.

Der Standort auf Deutschlands höchsten Berg ist nicht zufällig gewählt. "Die Zugspitze ist ein besonderer Ort, allein aufgrund der Höhe. Wir sind hier frei von lokalen Quellen und haben damit Informationen aus diesen Atmosphärenmessungen, die aussagekräftig sind für große geografische Areale", erklärt Sussmann.

Grund für Methananstieg in der Atmosphäre

Gerade die Methanmessung am Gipfelkreuz ist aussagekräftig für die komplette nördliche Hemisphäre. In den letzten Jahren bemerken die Forscher einen starken Neuanstieg des Klimagases. Die Ursache verortet der Wissenschaftler in Amerika: Fracking, die Erdgasgewinnung mit diesen nicht-konventionellen Methoden, sei der Antreiber für diesen neuerlichen Methananstieg.

Methan ist hundertfach klimawirksamer als CO2 – und dazu noch langlebig. Zehn Jahre bleibt es in der Atmosphäre und verteilt sich komplett in der Hemisphäre. Der Methanausstoß in Amerika betrifft damit auch Deutschland.

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Gut geschützt vor Wind und Wetter: Die wertvollen Messinstrumente befinden sich in der Kuppel – für Messungen geht sie auf.

Neben Klimaforschung auch neuer Fokus im Gesundheitsbereich

Die Forschungseinrichtung kann aber nicht nur die langlebigen Gase in der Atmosphäre feststellen. Auch kurzlebige Bestandteile lassen sich mit der neuen Kuppel vermessen. Für Sussmann und seine Kollegen tut sich damit ein neuer Forschungsfokus auf, denn kurzlebige Gase, wie Ammoniak, sind Reizgase für die Atmung und die Augen.

"Bisher geht es eigentlich ums Klima in unserer Forschung und jetzt durch diese Ergänzung mit den kurzlebigen Bestandteilen rückt natürlich dieses Gesundheitsthema in ein neues Licht und da erwarten uns spannende Ergebnisse aus diesen Messreihen."

Leuchtturmprojekt auf der Zugspitze für Jahre

Auf der Baustelle finden währenddessen die letzten Handgriffe statt. Das Wetter hat doch noch gehalten und die Kuppel steht. Sie schützt den Deckendurchbruch ins Labor, und macht die Messgeräte wetterfest. In den nächsten Tagen soll die Technik in Betrieb genommen werden.

Auch die hochsensiblen Messgeräte mit goldenen Sonnenspiegeln werden noch diese Woche installiert. Dann kann das Observatorium wieder online gehen. Ein wichtiger Moment für Sussmann und sein Team, schließlich soll der Ausfall der Messdaten auf ein Minimum reduziert werden. Über zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre soll mit diesen Instrumenten geforscht werden – für einen besseren Einblick in das Klima der Zukunft.

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