Regierungsmitglieder Kaniber, Söder und Glauber nach dem runden Tisch zum Umgang mit Wasser in Bayern auf dem Weg zur Pressekonferenz.
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Kaniber, Söder und Glauber nach dem runden Tisch zum Umgang mit Wasser in Bayern auf dem Weg zur Pressekonferenz.

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Knappes Gut Wasser – wie Bayern damit künftig umgehen will

Auch in Bayern wird es künftig Konflikte um Wasser geben, erwartet die Staatsregierung. Helfen soll neue Technik und Infrastruktur – aber auch Sparsamkeit. "Reine PR-Show", meinen die Grünen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Wasser wird künftig auf jeden Fall wertvoller als Öl" sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einem Runden Tisch zum Umgang mit Wasserknappheit in der Staatskanzlei. Bayern müsse das verfügbare Wasser künftig besser nutzen, damit es bei der Konkurrenz zwischen Nutzern und Regionen in Bayern weiter friedlich zugehe.

Sowohl Söder als auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) betonten, dass auch die Landwirtschaft künftig Wasser nutzen können müsse, um zur Ernährung des Landes beizutragen. Nötig seien dabei sparsame und effiziente Bewässerungsmethoden, zum Beispiel mit Tröpfchentechnik.

Dürre seit 2018 – Landwirtschaft muss mehr bewässern

Nach Angaben von Dietrich Borchert vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung Magedeburg werden in Deutschland bisher zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten es seiner Einschätzung nach 30 bis 40 Prozent der Fläche sein. Der Klimawandel sei da, sagte er in BR24 Radio, Deutschland erlebe im Grunde seit 2018 – mit Ausnahme des Jahres 2021 – eine zusammenhängende Dürreperiode.

Winzer Ludwig Knoll aus Würzburg etwa rechnet damit, dass er künftig vor allem junge Reben bewässern muss. Im BR24live schlug er vor, dafür ein Wasserrückhaltebecken zu bauen, das im Winterhalbjahr befüllt werden könnte und damit zugleich auch der Vorsorge gegen Überschwemmungen dienen. Dafür erhoffe er sich Zuschüsse vom Freistaat.

Gewässerökologe Karten Rinke
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Gewässerökologe Karten Rinke

Umweltverbände waren nicht eingeladen

Söder sagte nach dem Runden Tisch, Bayern werde viel Geld bereitstellen. Die Anpassung an den Klimawandel werde den Staatshaushalt mindestens so viel kosten wie der Klimaschutz. Eine genaue Summe nannte er jedoch nicht, auch detaillierte Programme wurden nicht vorgestellt. Der Runde Tisch zum Wasser sei erst ein Auftakt gewesen, ein längerer Prozess mit breiter aufgestellten Arbeitsgruppen solle folgen.

Die Staatsregierung hatte den Runden Tisch Wasser kurzfristig einberufen. Unter den Teilnehmern waren neben Beamten mehrere Verbände aus der Landwirtschaft und der Trinkwasserversorgung. Umweltverbände waren nicht geladen, an der abschließenden Pressekonferenz nahmen nur Mitglieder der Staatsregierung teil.

Grüne sehen PR-Show: "Noch nicht mal konkrete Ankündigungen"

Die Landtagsgrünen sehen in der Veranstaltung eine "PR-Show von CSU und Freien Wählern". Der Fraktionschef der Landtagsgrünen, Ludwig Hartmann, kritisierte, dass erneut nur das Problem beschrieben worden sei, ohne Maßnahmen auch nur detailliert anzukündigen: "Deutlich wurde, dass die Regierung nichts Konkretes getan hat, um unser Wasser zu schützen und wertvolle Zeit verschwendet."

Die Grünen fordern etwa seit Langem, dass Bayern weitere Wasserschutzgebiete ausweisen soll. Mit fünf Prozent der Landesfläche ist deren Umfang im Freistaat bisher deutlich kleiner als in anderen Bundesländern. Umweltminister Thorsten Glauber (FW) gab zu, dass laufende Ausweisungsverfahren für Wasserschutzgebiete beschleunigt werden müssten. Die Grünen fordern, dass große Wasserschutzgebiete künftig nicht mehr von den Landratsämtern, sondern den Bezirksregierungen ausgewiesen werden. In diese Richtung gebe es inzwischen Überlegungen auch bei der Regierung, sagte Glauber.

Hydrologe Harald Kunstmann
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Hydrologe Harald Kunstmann

Wassercent soll jetzt nach der Landtagswahl kommen

Kritik üben die Grünen auch daran, dass Firmen und Landwirte in Bayern – anders als in fast allen anderen Bundesländern – Grundwasser kostenlos abpumpen dürfen. Eigentlich hatte die Staatsregierung die Einführung des so genannten Wassercent bereits seit Jahren angekündigt. Diese Ankündigung erneuerte Söder jetzt – aber erst für die Zeit nach der Landtagswahl.

Grund für die Verspätung sei, dass die Staatsregierung auf die sowieso schon gestiegenen Preise nicht noch etwas draufsetzen wollte. "Es geht in Bayern zu wie im Wilden Westen", kritisierte Hartmann: "Wir wissen schlicht und einfach nicht, wie viel Grundwasser in Bayern eigentlich abgepumpt wird. Ohne Überblick keine Überprüfung und kein Schutz."

Glauber hofft auch auf mehr Überblick

Umweltminister Thorsten Glauber (FW) sieht offenbar ebenfalls Handlungsbedarf. Angesprochen auf die Recherchen von BR und Main-Post, nach denen Wasserentnahmen durch die Landwirtschaft teils nicht kontrolliert werden, reagierte er mit einer weiteren Ankündigung: Zusammen mit dem Wassercent werde Bayern künftig digitale Wasserzähler und ein digitales Wasserbuch einführen – ebenfalls nach der Landtagswahl.

BR24live: Wassernot in Bayern - Politik sucht Lösungen

ARCHIV - 18.07.2022, Niedersachsen, Peine: Ein Maisfeld im Landkreis Peine wird bewässert. (zu dpa «Umweltschützer warnen vor zuviel Wasserverbrauch im Agrarbereich») Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Bewässerung von Ackerflächen

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