Gelbe Säcke mit Verpackungsmüll am Straßenrand
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Gelbe Säcke mit Verpackungsmüll am Straßenrand

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So wird Müll aus Bayerns Privathaushalten verwertet

Bilder von Plastikteppichen in den Weltmeeren verstören. Dennoch zweifelt manch einer, ob Müll trennen wirklich sinnvoll ist. Das liegt auch an Unklarheiten bei Sammel- und Recyclingsystemen. Was beim Trennen von Verpackungsmüll zu beachten ist.

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Eines haben bislang weder Gesetze, Vorgaben oder Kampagnen geschafft: Den Verpackungsmüll in Deutschland deutlich zu reduzieren. Jedes Jahr kommen noch ein paar Tonnen oben drauf. Zuletzt waren es knapp 19 Millionen Tonnen (rückwirkend für 2019), wie das Umweltbundesamt (UBA) mitteilte.

Dabei steht das Vermeiden eigentlich an oberster Stelle in Deutschland, gefolgt von der Wiederverwendung, also dem Prinzip "Mehrweg". Dann erst kommt das Recycling. Bei Glas, Papier, Alu oder auch Weißblech klappt das in Deutschland extrem gut. 90 Prozent schreibt hier das Verpackungsgesetz für 2022 vor.

Trennkompetenz beim Verpackungsmüll: Eher mangelhaft

Bei der Recyclingquote von Verpackungsmüll ist dagegen noch sehr viel Luft nach oben, auch wenn die Daumenschrauben hier seit 2019 spürbar angezogen wurden. 63 Prozent des angesammelten Verpackungsmülls müssen wertstofflich verarbeitet werden, so dass zum Beispiel aus Rezyklat (Altplastik) wieder neuer, recycelter Kunststoff entstehen kann.

Nicht jedes Plastik ist fürs Recycling geeignet

Angesichts einer Fehlwurfquote von fast einem Drittel und mehr, bei den angelieferten Verpackungsmüllsammlungen, gar nicht so einfach, sagt Axel Subklew von Kampagne "Mülltrennung wirkt!" der Dualen Systeme Deutschlands: "Das kann an manchen Objekten auch bei bis zu 50 Prozent, also Fehlwurfquote und falsch entsorgter Müll, liegen. Restmüll in den Sammelbehältnissen verschmutzen den Verpackungsmüll und erschweren das Recycling oder machen es sogar unmöglich."

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Fehlwurf: Die Plastikschüssel ist keine Verpackung und gehört in den Restmüll

Eine gewisse Trennmüdigkeit stellt auch Martin Meier, Kreislaufexperte des Landesamtes für Umwelt (LfU) in den letzten Jahren fest: "Die Gründe sind unterschiedlich. Es kann persönliches Desinteresse sein, ein kompliziertes Abfallwirtschaftssystem vor Ort. Soziale Brennpunkte oder auch Sprachbarrieren haben großen Einfluss auf die Fehlwürfe und die Trainerkompetenz." Bei allen Fragen zur Mülltrennung, hilft übrigens im Zweifel der Abfallratgeber des LfU.

Sammlung und Trennung: Alles nicht ganz einheitlich

In Bayern sind für die Abfallentsorgung insgesamt 96 Landkreise und kreisfreie Städte zuständig. Deshalb ist es auch nicht ganz einheitlich, wie die 71 Landratsämter und 25 kreisfreie Städte die Müllsammlung organisieren. Meist kümmern sich Abfallzweckverbände um den Rest- und Biomüll bzw. delegieren die Abholung von Papier sowie Glas.

Derzeit landen in Bayern jährlich fast 2,5 Millionen Tonnen Abfall im Restmüll. 98 Prozenz des Restmülls werden sofort „thermisch verwertet“, d.h. der Müll wird verbrannt. Die Lücke von 2 Prozent erklärt sich durch die mechanisch-biologische Behandlung des Restmülls in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Weilheim-Schongau. Die Sortierreste kommen anschließend ebenfalls in die Verbrennungsanlage.

Grafik: So wird Müll aus Bayerns Privathaushalten verwertet

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So wird der Müll aus Bayerns Privathaushalten verwertet.

Das gilt vor allem für den Verpackungsmüll, der in Bayern meist im gelben Sack oder der gelben Tonne gesammelt wird. Im Dualen System Deutschland (DSD) organisieren bundesweit zehn private Anbieter die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verkaufsverpackungen für Industrie und Handel und sind damit auch verantwortlich, dass die Recyclingquoten erreicht werden, die vom Gesetzgeber gemäß dem Verpackungsgesetz vorgeschrieben sind.

Manche Landkreise wie Hof, Bayreuth oder beispielsweise auch die Landeshauptstadt München sammeln in Bayern ihren Verpackungsmüll dagegen auf sogenannten Wertstoffinseln ein. In anderen Landkreisen, wie Fürstenfeldbruck, bringen die Bürger den Verpackungsmüll zu Sammelstellen oder Wertstoffhöfen. Auch hier kümmert sich ein privates Unternehmen um die Entsorgung und Aufbereitung. Die betreffenden Kommunen begründen das mit einer besseren Wiederverwertungsquote. Da lande zu viel verwertbares Plastik im Restmüll und wird verbrannt, argumentiert dagegen das DSD und sieht den gelben Sacke/die gelbe Tonne klar im Vorteil.

Gute Lösung: Die Wertstofftonne

Vielen Bürgern ist nicht klar, dass zum Verpackungsmüll nur und ausschließlich lizenzierte Verpackungen – von der Nudeltüte, über den Joghurtbecher bis hin zur Konservendose – gehören. Kleiderbügel, Klarsichthüllen oder Kinderspielzeug aus Plastik aber nicht. Die müssen eigentlich zum Wertstoffhof. In zahlreichen Kommunen können aber schon jetzt Produkte aus Plastik und Metall zusammen mit dem Verpackungsmüll entsorgt werden: in der so genannten Wertstofftonne.

Allerdings muss es dafür eine Kooperation zwischen DSD und den Kommunen geben. Eigentlich war die Wertstofftonne vor einigen Jahren sogar bundesweit angedacht, scheiterte aber bislang vor allem am Geld. Bei einer Wertstofftonne müssen sich DSD und Kommunen nämlich über die Verteilung der Kosten einigen, d.h. der Verpackungsmüll wird dann herausgerechnet.

Einen eigenen Weg ist der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) Fürstenfeldbruck gegangen. Hier gibt es bereits seit 2014 die türkisfarbene Wertstofftonne. Die ist – je nach Größe – kostenpflichtig und wird alle vier Wochen geleert. Eigentlich eher für Hartplastik und Metall gedacht, wird auch Verpackungsmüll geduldet, sagt Sebastian Heiß, Abfallberater vom AWB: "Die Wertstoffe werden nach der Sammlung in den Tonnen zu der Firma 'Wurzer Umwelt'-Unternehmensgruppe gebracht und dort maschinell, aber auch manuell sortenrein sortiert. Aus den Wertstoffen entsteht dann ein Granulat, aus welchem wieder neue Kunststoffprodukte entstehen können, also zum Beispiel Abfalltonnen, Abfallsäcke oder Blumenkästen. Aus den hochwertigen Kunststoffen können dann auch wieder PET-Flaschen entstehen."

Sammeln und trennen lohnt sich

Ganz abgesehen von der stofflichen Verwertung, wird durch gutes und konsequentes Recycling auch die Entstehung von klimaschädlichem Treibhausgas vermieden. Laut Studie des UBA, des Bundesumweltministeriums (BMU) und des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft (BDE), veranschaulicht Martin Meier vom LfU: "Man kommt zu dem Ergebnis, dass man im Jahr 2020 – im Vergleich zu 2006 – durch mehr Recycling, eine optimierte stoffliche Verwertung sowie effizientere Produktion und Nutzung von Strom und Wärme in den Abfallverbrennungsanlagen bis zu 10 Millionen Tonnen CO zwei-Äquivalente einsparen konnte. Also es lohnt sich."

Und auch bei der Sammlung des Verpackungsmülls der privaten Haushalte, verspricht Axel Subklew von der Kampagne "Mülltrennung wirkt!", landet kein Joghurtbecher im Meer oder auf irgendwelchen Mülldeponien in Asien: "Nein, auf keinen Fall, denn mehr als 97 Prozent der Verpackungsabfälle aus der gelben Tonne und dem Gelben Sack werden in Deutschland und anderen EU-Staaten sortiert und verwertet. Das ist der mit Abstand größte Teil. Der Export in Länder außerhalb der EU - und das sind nur Serbien, Kroatien und die Türkei – ist eine Ausnahme."

Ein Problem ist immer noch das enorme Plastikverpackungsaufkommen aus Industrie- und Gewerbeabfällen, beispielsweise dem Baugewerbe. Insgesamt macht das etwa zwei Drittel unseres jährlichen Pro-Kopf-Auskommens aus. Vor allem wenn die Plastikgemische verschmutzt und unsortiert sind, ist das Risiko besonders groß, dass Teile davon in Importländern illegal in die Umwelt gelangen, weil das Recycling viel mühsamer ist. Dem hat die EU bereits 2021 einen Riegel vorgeschoben. Eben jene problematischen Plastikgemische dürfen seither nicht mehr international gehandelt werden.

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