Heizungsrohre in einem Keller (Symbolbild)
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Klimafreundlich heizen: Diese Möglichkeiten gibt es

Heizöl und Erdgas dominieren bisher beim Heizen in Bayern und Deutschland. Das muss sich ändern, nicht nur wegen des geplanten Heizungsgesetzes. Laut seinem eigenen Klimaschutzgesetz soll der Freistaat 2040 klimaneutral sein. Welche Optionen es gibt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Auch wenn es derzeit einen Streit in der Ampel-Koalition über dieses Thema gibt: Grundsätzlich ist sich die Bundesregierung einig, dass neue und ausgetauschte Heizungen ab 2024 mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energie betrieben werden müssen. Ein klimaneutrales Bayern bis 2040 ist auch Ziel der bayerischen Staatsregierung, verankert im Klimaschutzgesetz des Freistaats. Was also tun, um möglichst klimafreundlich Wärme zu erzeugen?

Vorweg: Die günstigste und umweltfreundlichste Heizenergie ist die, die gar nicht verbraucht wird. Deshalb spart – ganz unabhängig von der Art der künftigen Heizung – eine möglichst gute Dämmung des Gebäudes später laufende Kosten. Das sind die Optionen für das klimafreundliche Heizen:

Fernwärme – die einfachste Lösung

Wer für sein Haus Fernwärme beziehen kann, hat es einfach. Aus dem Fernwärmenetz zieht ein Haushalt so viel Heizenergie wie benötigt – egal ob das Haus klein oder groß, gut oder schlecht gedämmt ist. Auf eine eigene Heizanlage und einen Kamin – und die entsprechende Wartung – kann verzichtet werden. Diese wegfallenden Kosten muss man gegenrechnen, wenn man den meist höheren Preis pro Kilowattstunde bei der Fernwärme mit anderen Heizmöglichkeiten vergleicht.

Heizen per Fernwärme erfüllt die Bedingungen des geplanten Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Auf diese Weise lagert der Wohnungsbesitzer den Aufwand, seine Heizung auf klimafreundliche Wärmequellen umzustellen, sozusagen aus.

Zwar stammt in den bayerischen Großstädten bisher noch ein großer Teil der Fernwärme aus Erdgas. Es laufen jedoch Bestrebungen zur Umstellung auf Abwärme, Geothermie, Biomasse, Solarthermie und Wärmepumpen. Fernwärme ist ideal für dicht bebaute Gebiete. Dort funktioniert es am besten, die Wärmebereitstellung für alle gemeinsam zu organisieren. Auch in kleinen Orten gibt es oft Fernwärme oder Nahwärme. Dort sind oft Biogasanlagen oder Hackschnitzelfeuerungen die Energiequelle. Die Fernwärmenetze werden weiter ausgebaut. Wegen des hohen Aufwands für die unterirdische Verlegung der Leitungen dauert das jedoch seine Zeit.

Wärmepumpe – der neue Standard

Das Heizen mit Wärmepumpen wird sich zum neuen Standard entwickeln. Im Neubau werden bereits seit 2021 über die Hälfte der Wohngebäude per Wärmepumpe beheizt. Auch bei der Sanierung im Altbau bietet sich diese Technik in vielen Fällen an. Ein Problem ergibt sich, wenn rund um das Haus wenig Platz ist: Die weit verbreiteten Luftwärmepumpen müssen einen gewissen Abstand zum Nachbargrundstück einhalten, auch wegen der Geräuschentwicklung. Und die effizienteren Erdwärmepumpen brauchen entweder eine große Gartenfläche, um die Kollektoren zu vergraben oder eine aufwändige Bohrung. Eine Lösung kann es sein, eine Tiefenwärmesonde für mehrere Häuser oder Wohnblocks gleichzeitig zu nutzen.

Der Clou bei Wärmepumpen ist ihre hohe Effizienz. Sie heizen nicht direkt mit Strom, sondern entziehen den Großteil der Energie der Umgebung. So können Wärmepumpen aus einer Kilowattstunde Strom drei, vier oder sogar mehr Kilowattstunden Wärme erzeugen. Dadurch würde Heizen per Wärmepumpe selbst dann Treibhausgas einsparen, wenn der dafür verwendete Strom zu 100 Prozent aus Erdgaskraftwerken kämen.

Gut ausspielen kann die Wärmepumpe diesen Effizienz-Vorteil aber nur, wenn die sogenannte Vorlauftemperatur im Heizkreislauf nicht zu hoch sein muss. Das heißt: Am besten funktioniert eine Wärmepumpe im gut isolierten Haus mit großen Heizkörpern, Wand- oder Fußbodenheizung. Bei nicht optimalen Bedingungen bekommt man ein Haus per Wärmepumpe in der Regel ebenfalls warm – aber mit entsprechend niedrigerem Wirkungsgrad und dadurch höheren laufenden Stromkosten. Dämmung und Heizfläche können jedoch auch im Nachhinein noch verbessert werden.

Biomasse – Alternative im Altbau

Das Heizen mit Pellets ist gerade für Besitzer von Ölheizungen eine nahe liegende Alternative. Wenn sie den Öltank abbauen, gewinnen sie den nötigen Platz für das Pelletslager. Der Heizkessel selbst kann dann mehr oder weniger eins zu eins ausgetauscht werden.

Holzheizungen (neben Pellets gibt es auch Scheitholz- und Hackschnitzelkessel) eignen sich besonders für größere Gebäude mit hohem Wärmebedarf. Vor allem dann, wenn eine Wärmedämmung schwerfällt – etwa bei denkmalgeschützten Gebäuden. Die Kosten für Holzheizungen und ihr Platzbedarf sind vergleichsweise hoch.

Klar ist auch: Das Potenzial an nachhaltig erzeugtem Holz ist begrenzt. Es würde nicht dafür ausreichen, alle Gebäudeheizungen auf Biomasse umzustellen. Wenn die Nachfrage nach Pellets und Hackschnitzeln steigt, könnte Holz zum Verbrennen künftig im Vergleich auch teurer werden. Und: Wer selbst Wald besitzt oder anderweitig Zugriff auf regional verfügbares Feuerholz hat, wird das Heizen mit Holz schon aus diesem Grund attraktiv finden.

Hybridheizungen – die Kombilösung

Möglich ist auch eine Kombination aus verschiedenen Heizarten. Also etwa eine Wärmepumpe, die an besonders kalten Tagen durch eine zusätzliche Erdgasheizung ergänzt wird. Auch das ist eine Lösung für Häuser mit hohem Wärmebedarf. Der Nachteil: Man muss die Kosten für mehrere Heizungen tragen.

Eine gute Kombination ist auch die Ergänzung einer Pelletheizung mit Solarthermie: Durch die Sonnenenergie wird über weite Teile des Jahres genug Wärme bereitgestellt, so dass die Holzheizung nicht anspringen muss.

Für die Kombination mit Wärmepumpen eignet sich eine Photovoltaikanlage – so kann gerade in der Übergangszeit Sonnenstrom die Heizkosten dämpfen. Eine weitere Art, unterschiedliche Energieträger bei der Heizung zu kombinieren, ist ein mit Brennholz betriebener Kaminofen, der an den kältesten Tagen des Jahres eine Wärmepumpe ergänzen kann.

Erneuerbare Gase – schwer zu kriegen

Das Heizen mit erneuerbaren Gasen, also Biogas oder grünem Wasserstoff, verspricht das Weiterbetreiben der bisherigen Gasheizung in ähnlicher Form – nur eben mit anderem Brennstoff. Das Problem dabei ist vor allem, dass diese alternativen Brennstoffe kaum verfügbar sind.

Verträge für die Lieferung von Biogas kann man bereits seit Längerem abschließen – es wird dann an einer anderen Stelle ins Erdgasnetz eingespeist und bilanziell verrechnet. Der Markt ist jedoch klein: Ins deutsche Netz werden jährlich nur rund 10.000 Gigawattstunden Biogas eingespeist, was einer Größenordnung von drei Prozent des Erdgasverbrauchs in Haushalten entspricht.

Wasserstoff ist bisher noch gar nicht per Gasleitung für Haushalte verfügbar. Das könnte sich künftig zwar ändern. Die Mehrzahl der Experten geht jedoch davon aus, dass Wasserstoff noch lange knapp und teuer bleiben wird – und vor allem dort eingesetzt werden sollte, wo es keine Alternativen dazu gibt. Zum Beispiel bei der umweltfreundlichen Stahlproduktion. Während Biogas technisch gesehen in unbegrenzter Menge ins Erdgasnetz eingespeist werden kann, ist bei einem Wasserstoffanteil von mehr als zehn bis 20 Volumenprozent im Erdgasnetz Schluss. Und ob künftig im großen Stil reine Wasserstoffleitungen bis in einzelne Haushalte führen werden, wird von vielen Experten bezweifelt.

Video: Heizungsgesetz kommt diese Woche nicht zur ersten Beratung ins Parlament

Wärmepumpe vor einem Haus
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Wärmepumpe vor einem Haus

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