Polizeikräfte tragen einen Demonstranten weg.
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Klimademo: "Scientist Rebellion" protestiert vor Deutscher Bank

Protest in München: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich heute an einer Filiale der Deutschen Bank festgeklebt, um vor den Folgen der Klimakatastrophe zu warnen. Die Deutsche Bank befeuere die Klimakrise, sagen sie.

Weltuntergangsstimmung in Schwabing – und das nicht nur, weil es hier am Mittag wie aus Kübeln gießt. Sondern auch, weil die Welt weiter auf eine Klimakatastrophe zusteuere. "Schon 2050 werden drei Milliarden Menschen an Hunger leiden", ruft Gudula Frieling Passanten und Medienvertretern entgegen. "Wir steuern auf die Zerstörung großer Ökosysteme zu, die wir dringend brauchen, um Weltbevölkerung zu ernähren", so die Historikerin und Theologin weiter. Vor einer Filiale der Deutschen Bank in der Münchner Leopoldstraße hat Frieling heute Mittag zusammen mit 14 weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Ende des "fossilen Wahnsinns" gefordert. Als die Polizei eintraf, klebten die Wissenschaftler mit Sekundenkleber ihre Hände an den Schaufenstern der Bankfiliale an, blockierten den Eingang, sprachen mit Megafonen Passanten an.

Deutsche Bank "größter Investor in fossile Energieträger"

Mit ihrem "zivilen Ungehorsam" wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Zeichen des Widerstandes setzen: Trotz aller Warnungen würden Politiker "die Lebensgrundlagen der Menschen weiter zerstören", sagt Veterinärmedizinerin Stephanie Rach. Der Deutschen Bank werfen sie vor, seit dem Pariser Klima-Abkommen im Jahr 2015 über 81 Milliarden Euro in neue fossile Energieprojekte investiert zu haben.

Die Deutsche Bank sei, zusammen mit vielen anderen Banken, für die Vertreibung und den Tod von Menschen verantwortlich, erklärt Dr. Gianluca Grimalda, Forscher für Sozialpsychologie im Bereich Klimaschutz. Die Wissenschaftler fordern von Finanzinstitutionen wie der Deutschen Bank, nicht weiter in fossile Infrastruktur zu investieren. Weil die Deutsche Bank in Deutschland der größte Investor in fossile Energieträger sei, stehe sie auch im Fokus der Aktion.

"So viel wie noch nie": Treibhausgase steigen weiter konstant an

Zu Beginn hatten die "Scientist Rebellions" Plakate großformatig an der Außenseite des Bankgebäudes aufgehängt. Darauf abgebildet waren Studien, die beispielsweise zeigen, dass die CO2-Emmissionen seit 1990 immer weiter steigen. Laut Pariser Klima-Abkommen sollten die Werte eigentlich kontinuierlich zurückgehen. "Genau das Gegenteil ist der Fall", sagt Geoökologie-Student Luca Thomas.

Laut dem Institut für Ozeanografie der britischen Universität Reading wurden vergangenes Jahr weltweit die meisten Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. Demnach lag die Einheit, mit der die CO2-Konzentration in der Atmosphäre gemessen wird, im Jahr 2021 bei 420 ppm (parts per million). "So viel wie noch nie", kritisiert Student Luca Thomas.

Polizei muss Kleber entfernen und Wissenschaftler wegtragen

Mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler engagieren sich inzwischen für "Scientist Rebellion". Die prominentesten sind der Klima-Wissenschaftler Peter Kalmus, der im Strahlantriebs-Labor der NASA arbeitet, sowie der Gründer des Instituts für Nachhaltigkeit an der University of Cumbria, Professor Jem Bendell. Die "Scientist Rebellions" starteten bereits in der Vergangenheit ähnliche Aktionen, zuletzt während der Weltklimakonferenz in Glasgow im November 2021.

Etwa zwei Stunden nach Beginn der Münchner Aktion kam die Polizei und versuchte, die unangemeldete Kundgebung aufzulösen. Lösen mussten die Beamten zunächst aber erstmal den Kleber. Nach rund drei Stunden gelang das einer technischen Einheit der Polizei mithilfe von Seifenlauge und Holzspatel. Freiwillig wollten die Wissenschaftler dennoch nicht gehen und wurden schließlich von der Polizei weggetragen – Widerstand leistete niemand.

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