Ein Fluss führt aufgrund anhaltender Trockenheit nur noch wenig Wasser.
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Der Klimawandel hat große Auswirkungen auf unsere Flüsse und Seen.

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Klimawandel verändert unsere Seen und Flüsse

Der Klimawandel hat massive Auswirkungen auf Süß- und Meerwasser-Ökosysteme. Zahlreiche Studien-Ergebnisse wurden in einem "World Climate Statement" zusammengefasst. Auch in Deutschland sind die Veränderungen an Seen und Flüssen deutlich zu sehen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Über hundert Fachgesellschaften für Wasserforschung aus der ganzen Welt haben Mitte September 2020 eine Erklärung herausgegeben, das "World Climate Statement". In diesem Dokument wurden die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf unsere Gewässer zusammengetragen und durch Studien belegt. Laut dieses Statements sind die weltweiten Wasserressourcen derzeit der stärksten Bedrohung in der Geschichte der Menschheit ausgesetzt.

Gefährdete Süßwasser-Ökosysteme

In ihrem Statement greifen die Fachgesellschaften nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels auf maritime Gewässer auf. Laut der veröffentlichten Erklärung gehören Süßwasser-Ökosysteme zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen auf der Erde. Sie bedeckten zwar weniger als ein Prozent der Oberfläche des Planeten, seien aber Lebensraum für ein Drittel der Wirbeltierarten und zehn Prozent aller Arten. Höhere Temperaturen und die zunehmende Häufigkeit von Dürren könnten zum Beispiel zu einer Vermehrung schädlicher Algenblüten führen und die Menge und Qualität des zur Verfügung stehenden Süßwassers beeinflussen.

Wenig Sauerstoff

Die Auswirkungen des Klimawandels kann man zum Beispiel am Stechlinsee in Brandenburg beobachten. Die Wassertemperatur an der Oberfläche ist in den vergangenen Jahren um gut zwei Grad gestiegen. In so einem tiefen See sind die Temperaturunterschiede zwischen der Wasseroberfläche und den tieferen Schichten groß: 18,4 Grad an der Oberfläche, 5,3 Grad in 45 Meter Tiefe. Normalerweise mischen sich im Herbst und im Frühjahr die oberen und unteren Wasserschichten. Wegen des Klimawandels verkürzen sich diese Phasen. Damit gelangt auch weniger Sauerstoff in die Tiefe. Der Sauerstoffgehalt ist nämlich ebenfalls unterschiedlich hoch: gut hundert Prozent Sättigung an der Wasseroberfläche, nur noch 2,7 Prozent Sättigung in 45 Meter Tiefe.

Viel Phosphor

Der Phosphor-Gehalt im See hat sich in den letzten zehn Jahren laut Mark Gessner, Leiter des Seelabors am Stechlinsee, vervierfacht. In der Folge vermehren sich Organismen, die im Wasser schweben, sehr stark: Bakterien, Algen, Pilze oder winzige Krebstiere. Sie trüben das Wasser ein und der Sauerstoffanteil sinkt. Das könnte laut Mark Gessner auf Dauer das Aus bedeuten für eine Fischart, die nur im Stechlinsee vorkommt - die Fontane-Maräne.

Flüsse trocknen aus

Der Temperaturanstieg sorgt inzwischen dafür, dass kleinere Flüsse im Sommer teilweise austrocknen. Das gefährdet den Fischbestand und andere Arten. Laut Jürgen Geist, Professor für Aquatische Systembiologie an der TU München, gibt es Gewässer im Landkreis Hof, in denen noch die sehr seltene Flussperlmuschel vorkommt.

"Die Flussperlmuscheln haben dort über Jahrmillionen eigentlich überlebt. Aber gerade in den letzten Jahren ist es verstärkt zum Austrocknen dieser Gewässer gekommen. Und nur dadurch, dass die lokale Wasserwirtschaft sehr umsichtig gehandelt hat und letzten Endes als Überbrückungsmaßnahme mit Lkw Wasser in diese Bäche gefahren hat, konnten dort diese besonderen Arten sozusagen gerettet werden. Das ist natürlich kein Dauerzustand." Professor Jürgen Geist, TU München

Flüsse und Seen müssten laut Professor Geist widerstandsfähig gemacht werden gegen den Klimawandel. Gegen das Austrocknen helfe es zum Beispiel, Entwässerungssysteme aus Feuchtgebieten wieder zu entfernen.

Entschlossen gegen den Klimawandel

Die Veränderungen in unseren Flüssen und Seen bedrohen die Fischbestände und gefährden damit die Nahrungsgrundlage für Millionen Menschen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt, fordern konsequente Schritte gegen den Klimawandel. In ihrem "World Climate Statement" fordern die Gewässerökologen unter anderem eine schnelle und drastische Eindämmung der Treibhausgasemissionen. Außerdem müssten Feuchtgebiete wie Torfmoore oder Seegraswiesen, die CO2 binden, erhalten, weiterentwickelt und geschützt werden.

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