Blick ins leere Abklingbecken im ehemaligen Kernkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt.
Bildrechte: Evamaria König / PreussenElektra

Blick ins leere Abklingbecken im ehemaligen Kernkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt.

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KKW Grafenrheinfeld: Abklingbecken-Wasser dekontaminiert

Im ehemaligen Kernkraftwerk Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt ist ein wichtiger Meilenstein beim Rückbau abgeschlossen. Im 14 Meter tiefen Brennelemente-Lagerbecken ist kein Wasser mehr. Das teilt der Betreiber PreussenElektra mit.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Das Abklingbecken vom ehemaligen Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt ist leer. Das Kühlwasser in dem Abklingbecken war notwendig, um die radioaktive Strahlung der genutzten Brennelemente abzuschirmen. In dem Brennelemente-Lagerbecken gab es Stellplätze für bis zu 703 Brennelemente. Das Wasserbecken fasste 1.340 Kubikmeter Wasser.

Belastetes Wasser wurde verdampft

Das radioaktiv belastete Wasser wurde etappenweise abgelassen. Anschließend lief es durch eine Verdampfungsanlage. Durch den Verdampfungsprozess wurde das Wasser dekontaminiert. Nach einer entsprechenden Prüfung konnte das Wasser anschließend in den Main eingeleitet werden. Pro Sekunde konnten 900 Gramm Wasser verdampft werden. Rein rechnerisch dauerte es gut 17 Tage, um den gesamten Beckeninhalt zu verdampfen und damit das Wasser zu dekontaminieren.

Nur noch radioaktive Partikel übrig

Auf gleiche Weise wurde auch das radioaktiv belastete Wasser im Primärkreislauf dekontaminiert. Nach dem Verdampfen blieben nur noch radioaktiv belastet Partikel übrig. Die werden künftig endgelagert. "Mit diesem Meilenstein haben wir inzwischen fast die Hälfte des nuklearen Rückbaus des KKG geschafft", wird der Leiter des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld, Bernd Kaiser, wörtlich zitiert. Als nächstes wichtiges Projekt soll der Reaktordruckbehälter demontiert werden. Dafür laufen bereits die Vorbereitungen.

Rückbau von Reaktordruckbehälter im November

Mit der Zerlegung des rund 400 Tonnen schweren Kolosses soll im November begonnen werden. Die Arbeiten sollen rund acht Monate dauern. Im Juli waren etwa 13 Prozent der rund 20.500 Komponenten demontiert. Die Demontage von nuklearen Teilen in einem Kernkraftwerk ist deutlich komplizierter als beispielsweise in einem konventionellen Kraftwerk. Der Grund: Radioaktiv belastete Bauteile müssen zunächst gemessen werden, dann dekontaminiert, wieder gemessen und dann möglicherweise mehrfach nachgereinigt werden, bis entweder keinerlei Kontamination erreicht oder entsprechende Grenzwerte nicht mehr überschritten werden. Dabei müssen sich auch die Arbeiter schützen.

Kernkraftwerk seit acht Jahren vom Netz

Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wurde vor gut acht Jahren am 15. Juni 2015 kurz vor Mitternacht nach 33 Betriebsjahren endgültig abgeschaltet. Das Kernkraftwerk hatte insgesamt rund 333 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Das entspricht laut dem Betreiber PreußenElektra rechnerisch einer Strommenge, mit der ganz Bayern vier Jahre lang mit Strom hätte versorgt werden können. Nach der Abschaltung wurden die zuletzt genutzten Brennelemente in das Nasslager zum Abkühlen gebracht. 2020 sind die letzten Brennelemente in Castoren verpackt und ins Atommüllzwischenlager neben dem KKW gebracht worden. Hier lagern nun 54 Castorbehälter. Bis 2033 sollen alle Anlagen innen demontiert sein.

Sprengung der Kühltürme im kommenden Jahr

Die beiden 143 Meter hohen Kühltürme sollen bereits im Juli 2024 gesprengt werden. Die Kosten für den Rückbau werden auf rund 1,2 Mrd. Euro geschätzt. Im Juni waren noch 175 Leute im abgeschalteten Kernkraftwerk beschäftigt. In der aktiven Zeit lag die maximale Mitarbeiterzahl bei 310. Das Atommüllzwischenlager wird noch länger am Standort bleiben. Es hat eine Betriebsgenehmigung bis 2046. Weltweit gibt es jedoch noch kein Atommüll-Endlager. Das heißt: Es ist damit zu rechnen, dass die hochradioaktiven Abfälle auch über 2046 hinaus am Standort bleiben.

Abfälle aus anderen Kraftwerken

Die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle werden bereits am Standort in einer gut 100 Meter langen sogenannten Bereitstellungshalle gelagert. Darin wird, wie berichtet, auch Müll aus dem ehemaligen KKW Würgassen in Nordrhein-Westfalen gebracht. Laut Genehmigung dürfen bis zu 20 Prozent Material von anderen ehemaligen PreussenElektra KKW bis zu zehn Jahre lang im Atommüll-Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle am ehemaligen KKW Grafenrheinfeld eingelagert werden. Dagegen gab es bislang Protest von Atomkraftgegnern, von Naturschützern und von Lokalpolitikern.

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