Drei Neunklässlerinnen sitzen neben einer Wahlurne.
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Drei Neunklässlerinnen sind Wahlhelferinnen bei der Juniorwahl im Nürnberger Melanchthon-Gymnasium.

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Juniorwahl 2023: So haben Bayerns Schüler gewählt

Am Sonntag hat Bayern gewählt. Bei der Landtagswahl gab es Gewinner und Verlierer. Zuvor schon haben Tausende Schüler an rund 900 weiterführenden Schulen in Bayern an der Juniorwahl teilgenommen. Das Ergebnis unterscheidet sich von der Landtagswahl.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Schülerinnen und Schüler von 900 weiterführenden Schulen haben im Vorfeld der Landtagswahl 2023 ihre eigene Wahl durchgeführt: die Juniorwahl. Das Projekt dient der politischen Bildung und soll Wertschätzung für das demokratische System schaffen. Am Wahltag sind die Ergebnisse veröffentlicht worden.

Juniorwahl: CSU vor Grünen und SPD

Die 216.936 Wahlberechtigten haben – wie auch bei der Landtagswahl – die CSU auf den ersten Platz gewählt. Unter den Schülerinnen und Schülern holten die Christsozialen allerdings nur 25,8 Prozent. Dahinter folgen die Grünen (15,9%), die SPD (13,5%) und die AfD (12,2%). Die FDP sammelte mit 7,8 Prozent deutlich mehr Prozentpunkte als bei der Landtagswahl, die Freien Wähler klar weniger (7,6 Prozent). Die Juniorwahl soll sich anfühlen wie eine richtige Wahl, die Schülerinnen und Schüler sollen die Demokratie so erleben und erlernen. Das wird bei einem Blick in die schuleigenen Wahllokale deutlich.

Wahlen so realistisch wie möglich

Vor dem Wahllokal in einem Klassenzimmer bildet sich eine lange Schlange: Etliche Jugendliche stehen mit ihren Ausweisen und einer Wahlbenachrichtigungskarte in der Hand vor einem Tisch an. Dahinter sitzen drei Mädchen aus der Klasse 9a, die die Juniorwahl am Nürnberger Melanchthon Gymnasium organisiert haben. Sie verteilen jeweils zwei Stimmzettel und überprüfen die Namen der Jugendlichen in ihrem Wählerverzeichnis, sodass jeder nur einmal seine Stimme abgeben kann.

Die Stimmzettel sehen nahezu identisch aus, wie die Zettel, die am Sonntag tatsächlich bei der Landtagswahl verwendet werden. Der eine Wahlzettel ist sehr groß. Auf ihm sind Kandidatinnen und Kandidaten aufgelistet, die tatsächlich im Nürnberger Osten für den Landtag kandidieren. Auf dem zweiten Zettel können die Jugendlichen eine Partei ankreuzen. Selbst die Wahlurne ist versiegelt. "Wir haben alles, was man für eine richtige Wahl braucht", erklärt die Neuntklässlerin Avital Drehmann. Das Material für die Juniorwahl stellt der Verein Kumulus aus Berlin mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung zur Verfügung.

Demokratie üben

Lehrer Marcus Spangehl hat mit der Klasse die Wahl für rund 400 Schülerinnen und Schüler an seiner Schule vorbereitet: "Der Sinn ist, dass Jugendliche, die noch nicht wählen dürfen, Demokratie üben. Das soll nicht nur theoretisch erklärt, sondern wirklich als Projekt praktisch erlebt werden." Wochenlang haben die Neuntklässler Wählerverzeichnisse angelegt, Plakate aufgehängt, Wahlbenachrichtigungen ausgeteilt und den Mitschülern erklärt, wie die Wahlen ablaufen. Der Moment der Stimmabgabe ist dann für viele etwas ganz Besonderes. Eine Schülerin sagt: "Unsere Eltern machen das ja, man fühlt sich so erwachsen, aber es ist ganz cool, eine neue Erfahrung". Ein anderes Mädchen meint: "Es ist sehr interessant, da mitzumachen, weil man das ja eigentlich noch nicht darf, sondern nur Erwachsene, und dann ist das ein besonderes Gefühl, auch mitmachen zu dürfen."

Vorbereitung im Unterricht

Seit Wochen bereiten die Lehrerinnen und Lehrer mit den Schülern die Wahl vor. Im Unterricht wurde das Wahlsystem mit Erst- und Zweitstimmen besprochen. Die Schüler hatten die Aufgabe, sich über die verschiedenen Parteiprogramme zu informieren und konnten dann mit dem sogenannten Wahl-o-mat im Internet herausfinden, welche Partei am ehesten zu ihnen passt. Trotzdem ist in einer 11. Klasse die Frage, ob schon 16-Jährige ein Wahlrecht haben sollten, umstritten.

Einige Schülerinnen sehen sich selbst dazu in der Lage, fürchten aber, dass viele Gleichaltrige "aus Spaß irgendetwas ankreuzen könnten". Laura Jäger, Schüler-Sprecherin des Melanchthon-Gymnasiums, meint: "Es gibt viele, die verantwortungsvoll damit umgehen, aber es gibt auch einige Jugendliche, die das nicht ernst nehmen. Für die ist die Juniorwahl eine gute Vorbereitung – auch um zu sehen, was das für Folgen hat, dass die Partei, die man wählt, über Jahre im Amt bleibt."

Ergebnis unterscheidet sich von dem der Landtagswahl

Rund 900 weiterführende Schulen aus ganz Bayern haben sich in diesem Jahr an der Juniorwahl beteiligt. Die Stimmen werden ebenso akribisch ausgezählt, wie die der echten Wahl. Vor zwei Jahren bei der Bundestagwahl mussten die Schüler am Melanchthon-Gymnasium zweimal nachzählen, bis sie ein fehlerloses Ergebnis hatten.

Bei der Landtagswahl unterscheidet sich das Ergebnis klar von dem der Erwachsenen. Am Nürnberger Melanchthon Gymnasium folgen auf die stärkste Kraft CSU (34,4 Prozent) die Grünen (23,4 %), die SPD (10,1 %) und die FDP (7,9 %). AfD (5,8 %) und die Freien Wähler (4,5 %) holten unter den Schülerinnen und Schüler deutlich weniger Stimmen als bei der eigentlichen Landtagswahl am Sonntag. Wie die Schülerinnen und Schüler in ganz Bayern abgestimmt haben, ist auf der Website zur Juniorwahl festgehalten.

Klassensatz an Wahlunterlagen.
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Am Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg fand eine Juniorwahl statt. Die Klassen haben sie selbst organisiert und durchgeführt.

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