Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf unterfränkische Wälder? Damit beschäftigen sich fränkische Forstleute bei einem Workshop.
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Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf unterfränkische Wälder? Damit beschäftigen sich fränkische Forstleute bei einem Workshop.

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Ist dem Wald in Zeiten des Klimawandels noch zu helfen?

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel mit Trockenheit und Hitze auf unterfränkische Wälder? Und wie kann und muss dem Wald geholfen werden? Mit solchen Fragen beschäftigen sich derzeit fränkische Forstleute bei einem zweitägigen Workshop.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Wie geht es Unterfrankens Wäldern mit dem Klimawandel? Und wie kann und muss dem Wald geholfen werden? Mit solchen Fragen beschäftigen sich fränkische Forstleute aktuell bei einem Workshop im Landkreis Main-Spessart. 120 Försterinnen und Förster suchen gemeinsam nach Wegen, dem Wald zu helfen und ihn fit zu machen für Hitze und Trockenheit.

Buchen im Zellinger Gemeindewald leiden

Der erste Workshop-Tag fand im Zellinger Gemeindewald statt. Hier könne man die Folgen des Klimawandels deutlich sehen, sagte Wolfgang Grimm im Interview mit der Bayern2-Regionalzeit. Die alten Buchen dort im Wald, teils bis zu 140 Jahre alt, hätten deutliche Verluste an Blättern, viele Bäume seien auch schon abgestorben. Grimm ist einer der Mitorganisatoren des Workshops und Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt.

Die Auswirkungen von Hitze und Trockenheit im Wald sind für jedermann sichtbar, sagte Grimm. Von unten her werde der Wald zwar mit einer jungen Baumgeneration bewaldet, was den Blick in die Baumkronen teils versperrt. "Wenn man aber auf Waldwegen entlangläuft und schaut aufmerksam hoch, wird man sehen, dass sehr viele dürre Äste in den Kronen sind", so der Forstexperte. Dass die Baumkronen so licht und durchsichtig sind, sei nicht normal.

Hitze lässt Rinde weg platzen

Zu schaffen macht dem unterfränkischen Wald vor allem die Trockenheit, sagt Wolfgang Grimm. Bäume brauchen nämlich viel Wasser, um Photosynthese zu betreiben. Bei der Buche mache sich aber auch die Hitze bemerkbar, denn sie hat eine dünne Rinde und ist empfindlicher. "Wenn es mal über 40 Grad hat, dann stirbt auch oben im Bereich der Krone, wo die Sonne hinkommt, das Kambium – also die Wachstumsschicht – ab. Die Rinde platzt weg und die Buche stirbt praktisch von oben her", erklärt Grimm.

Hitzegeschädigte Wälder finden sich vielerorts in Franken. In Mainfranken käme zum heißen Klima hinzu, dass die Böden oft sehr kalkhaltig sind und so weniger Wasser speichern können. Ähnliche Probleme gebe es aber auch am Untermain, im Bereich Aschaffenburg-Kahl-Alzenau mit sandigen Böden.

Wald-Bewässerung: "Irrsinniger Aufwand"

Doch was können Forstleute tun, um den Wald bestmöglich zu unterstützen? Bewässerung ist nur bedingt eine Option und wird auf ganz kleinen Flächen bereits gemacht, sagt Wolfgang Grimm: "Bewässerungsanlagen gibt es, aber nur in sehr kleinem Umfang, weil das ist ein irrsinniger Aufwand, sehr teuer und für die Waldfläche nicht zu leisten."

Ein Beispiel ist ein Gemeindewald im Landkreis Würzburg, in dem etwa 9.000 junge Bäume künstlich bewässert werden, um zu überleben. Generell ist es laut Wolfgang Grimm sinnvoll, beim jeweiligen Wald individuell zu untersuchen, welche Bäume noch halbwegs intakt sind und welche nicht. Es gehe um einen Balanceakt: Mal kann es helfen, alte Bäume zu entfernen, damit die jungen Bäume mehr Licht bekommen – mal kann es aber auch helfen, die Altbäume stehen zu lassen, damit sie den jungen Bäumen den nötigen Schatten spenden.

Archivbild von Juni 2022: Trockene Bäume an einer kahlen Stelle im Wald im hessischen Jossgrund.
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Über die Auswirkungen des Klimawandels auf unterfränkische Wälder sprechen derzeit fränkische Forstleute bei einem zweitägigen Workshop.

Andere, resistentere Baumarten?

Beim zweitägigen Workshop von den vier unterfränkischen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Bad Neustadt an der Saale, Schweinfurt, Karlstadt, Kitzingen-Würzburg) und der Forstschule Lohr geht es auch um das Thema Waldbau und etwa die Frage: Braucht es in fränkischen Wäldern andere Baumarten? In Mittelfranken wurden im vergangenen Jahr in Privatwäldern fast 300.000 neue Bäume gepflanzt, die dem Klimawandel trotzen sollen – so die Hoffnung.

Wolfgang Grimm sorgt sich vor allem um die Buche – die sehr lange schon bei uns die herrschende Baumart ist und das Klima nun nicht mehr gut verträgt. "Deswegen schauen wir: Wo gibt es Buchen, in Europa, vor allem im Süden, die jetzt schon leben, wo das Klima entsprechend heiß und trocken ist. Und dann versuchen wir Buchen zu pflanzen, die aus anderen wärmeren, heißeren Regionen kommen", so Grimm. Erst im Mai hatten auf einer Tagung in Würzburg 150 Forschende überlegt, ob und wie der unter dem Klimawandel leidenden Buche in Unterfranken noch zu helfen ist.

Forstexperte: "Wald braucht Zeit"

Das gelte auch für andere Baumarten. Die Schwierigkeit dabei laut Grimm: "Der Wald braucht immer Zeit". Diese Pflanzungen seien im Wesentlichen noch Versuche und hätten noch keine Auswirkungen auf die ganze Waldfläche. Um Erfahrungen ableiten zu können, brauche es noch mindestens zehn bis 20 Jahre. Mit Blick in die Zukunft bleibt Wolfgang Grimm aber zuversichtlich, was die Buchen betrifft. Er rechnet damit, dass sich die jungen Bäume im Lauf der Jahre etwas an das Klima anpassen werden.

Wichtig sei aber zukünftig auf jeden Fall eine gute Mischung im Wald. "Gerade im Würzburger Raum merken wir das: Wir brauchen um die Städte herum intakte Wälder. Sonst haben wir keinerlei Luftaustausch. Das wird nicht mehr auszuhalten sein in so einer Stadt, wenn kein Wald mehr da ist", so Grimm abschließend.

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