Die Ameisenheger im Wald bei Dollnstein beobachten den großen Ameisenhügel.
Bildrechte: BR / Daniela Olivares

Die Ameisenheger im Wald bei Dollnstein beobachten den großen Ameisenhügel.

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Im Einsatz für die Krabbler: die Eichstätter Ameisenheger

Zwischen Laub und Ästen wuselt es: Waldameisen haben in einem Wald bei Dollnstein einen drei Quadratmeter großen und etwa 1,50 Meter hohen Ameisenhügel gebaut. Zum Schutz der Tiere sind im Landkreis Eichstätt ehrenamtliche "Ameisenheger" unterwegs.

Wolfgang Hertlin geht in die Hocke. Auf seiner Hand spazieren zwei etwa fünf Millimeter große Waldameisen. Rund um ihn herum krabbeln sie über den mit Laub und Ästen bedeckten Waldboden. Erklimmen die Bäume neben ihm. Mit einem runden Lumpenglas versucht er die Art zu bestimmen. Seit rund drei Monaten ist er als ehrenamtlicher Naturschutzwächter unterwegs. Sein Spezialgebiet: Ameisen.

Drei Ameisenheger im Landkreis Eichstätt

Heute begleitet ihn sein erfahrener Kollege Johann Rehm. Der Naturschutz ist für den 86-Jährigen aus Dollnstein bei Eichstätt ein großes Anliegen. Vor fast 50 Jahren trat er seinen Dienst als Naturschutzwächter und Ameisenheger an. Naturschutzwächter gibt es zehn im Landkreis, aber nur drei Ameisenheger. Nach wie vor interessieren sich wenige für die kleinen Insekten.

Ameisen hegen und pflegen

Johann Rehm und Wolfgang Hertlin sind in einem Waldstück bei Dollnstein auf Kontrollgang. Sie schauen sich einen großen Hügel an. Geschätzt leben dort rund 3 Millionen Ameisen. Doch einen Teil des Hügels hat wohl ein Wildschwein zerstört. Die Ameisen bauen nur wenige Schritte weiter einen neuen Bau. "Das ist einfach schön zu sehen, was die leisten“, freut sich Wolfgang Hertlin.

Schützen als zentrale Aufgabe

Die vorhandenen Bestände kontrollieren und ihre Entwicklung beobachten, ist ein Teil der Aufgaben von Rehm und Hertlin. Dazu kommt, die Hügel, die beispielsweise an einer Wiese liegen, vor Mähmaschinen zu schützen. "Wenn ich da mit dem Landwirt rede, hat der schon Verständnis. Dann markiere ich den Hügel und er fährt drum rum“, erzählt Wolfgang Hertlin.

Ameisenhügel umziehen

Wenn die Ameisen allerdings an einem ganz unpassenden Ort ihren Hügel bauen, kann es auch mal zu einem Umzug kommen. "Das muss man dann mit einem Eimer und einer Schaufel per Hand machen. So einen Hügel kann man nicht mit dem Bagger umziehen“, meint Johann Rehm. Wenn es geht, wird ein Umzug vermieden, da er immer ein Risiko für die Insekten darstellt. Deshalb benötigen sie dafür auch eine "artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung" der Regierung als höhere Naturschutzbehörde.

Ameisen unter Naturschutz

Viele wissen es nicht, da Ameisen häufig als Ungeziefer abgetan werden, aber: Die Waldameise steht unter Naturschutz. 87 verschiedene Arten gibt es in Bayern. 52 von ihnen sind landesweit gefährdet. Bei vielen anderen geht das Landesamt für Umwelt von einer Gefährdung aus. Bei lediglich 15 Arten gibt es derzeit noch keinen Hinweis auf eine Gefährdung.

Ameisen: die Schutzpolizei des Waldes

Ameisen sind nämlich extrem wichtig – vor allem für den Wald. Die Ameisenheger sprechen von der Schutzpolizei. Sie dienen nicht nur als Nahrungsquelle für beispielsweise Vögel, sondern sie lockern und durchlüften auch den Boden. Sie selbst vertilgen schädliche Insekten. An Stellen, an denen sich viele Ameisen aufhalten, lässt sich seltener der Borkenkäfer nieder. "Der sucht sich dann eher einen ruhigeren Ort", meint Johann Rehm.

Ausbildung über die Ameisenschutzwarte

Die Ausbildung zum Naturschutzwächter absolvieren die Interessierten bei der Bayerischen Akademie für Natur und Landschaftspflege. Danach erhalten sie die Bestellungsurkunde und einen Dienstausweis von der unteren Naturschutzbehörde. Die Ausbildung zum Ameisenheger ist dann ein extra Kurs. Diesen bietet dann die Ameisenschutzwarte Landesverband Bayern e. V.

Schutz der Natur große Motivation

Die Motivation für die beiden Ameisenheger war in erster Linie der Schutz der Natur. "Bestehendes bewahren, das will ich vor allem. Ob ich was verbessern kann, weiß ich nicht. Und die Ameisen haben einfach ein faszinierendes Sozialverhalten. Die können gar nicht alleine leben“, meint Wolfgang Hertlin und freut sich über seine neue Aufgabe als Ameisenheger.

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In einem Ameisenhügel dieser Größe leben rund drei Millionen Ameisen.

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