Kinderonkologisches Netzwerk Bayern
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Kinderonkologie Uniklinik Erlangen-Nürnberg

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Hoffnung für krebskranke Kinder: Experten-Netzwerk in Bayern

An Krebs erkranken vergleichsweise wenige Kinder, deswegen sind viele Medikamente gar nicht für sie zugelassen. Um ihnen besser helfen zu können, haben sich Experten in Bayern zu einem Netzwerk zusammengeschlossen – mit ersten Erfolgen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Matheo und Lea geben Vollgas auf den kleinen blauen Tret-Traktoren. Ihre Rennstrecke ist der Flur der Kinderonkologie in Erlangen. Ein Moment purer Freude. Nicht immer sind die Tage in der Klinik so unbeschwert. Denn die beiden sind an Krebs erkrankt, ihre Mütter schieben den Medikamententropf hinterher. Untersuchungen, Chemotherapien und Operationen gehören für viele hier auf der Station zum Alltag - vom Neugeborenen bis zum 18-Jährigen.

Gemeinsam im Kampf gegen den Krebs

Um krebskranken Kindern eine optimale Versorgung bieten zu können, haben sich Expertinnen und Experten der bayerischen Universitätskliniken Augsburg, Erlangen, München (LMU und TU), Regensburg und Würzburg zusammengeschlossen zum "Kinderonkologischen Netzwerk Bayern", kurz KIONET. In diesem Netzwerk tauschen die Mediziner auf möglichst kurzen Wegen Erfahrungen aus.

Durch die Kooperation der verschiedenen Einrichtungen kann auch eine heimatnähere Versorgung der jungen Patienten gewährleistet werden, da für sie das gebündelte Fachwissen aller beteiligten Kliniken zur Verfügung steht. Betroffene Familien müssen so keine langen Anreisen mehr auf sich nehmen. Gleichzeitig wird im Verbund die Forschung im Bereich der Kinderonkologie weiter vorangebracht, indem ein größerer Patientenkreis an Studien teilnehmen kann.

400 Kinder erkranken jedes Jahr in Bayern an Krebs

Beim 12-jährigen Lorenz wurde im November letzten Jahres Leukämie diagnostiziert. Seitdem muss er immer wieder zur Behandlung in die Kinderonkologie. Mama oder Papa sind dann immer in Erlangen mit dabei. Lorenz ist eines von rund 400 Kindern, die jedes Jahr in Bayern an Krebs erkranken. Eine vergleichsweise kleine Zahl zu zirka 68.000 Krebserkrankungen bei Erwachsenen. Und genau das ist das Problem der Kinderonkologen - denn viele Krebs-Medikamente sind nur für Erwachsene zugelassen, aber eben nicht für Kinder.

"Es geht natürlich auch da, wie in so vielen Punkten, um Finanzierung", sagt Dr. Markus Metzler von der Kinderonkologie Uniklinik Erlangen-Nürnberg. "Und wenn es viele erwachsene Patienten sind, die wegen Lungenkrebs ein neues Medikament testen, dann finanziert sich das natürlich für ein Pharmaunternehmen, das das prüft, viel besser, als wenn es relativ wenige Kinder sind, die Zugang zu einem neuen Medikament brauchen."

Alle Berufsgruppen ziehen an einem Strang

Eine Klinik allein hat meistens gar nicht die erforderliche Anzahl erkrankter Kinder, um an einer Studie der Pharmafirmen teilzunehmen. Durch den Verbund der kinderonkologischen Kliniken steigen die Chancen auf bestmögliche Therapie. Einmal wöchentlich werden einzelne Fälle besprochen. Neben den Ärztinnen und Ärzten werden zum Beispiel auch Physiotherapeuten und Pflegekräfte von Anfang an in die Therapie mit eingebunden. Alle Berufsgruppen der sechs teilnehmenden Kliniken stehen in engem Kontakt und arbeiten nach gemeinsamen erstellten Konzepten. Die jungen Patientinnen und Patienten sollen möglichst einheitlich behandelt werden.

Studien können Leben retten

Der 21-jährige Dennis kommt regelmäßig nach Erlangen zum Aderlass. Nach zig Behandlungen muss das Eisen im Blut aus seinem Körper gespült werden. Mit 16 Jahren bekam er die Krebs-Diagnose, zwei Chemotherapien hat er über sich ergehen lassen, nach dem zweiten Rückfall gab es so gut wie keine Hoffnung mehr für ihn. Doch dann entdeckten die Ärzte eine vielversprechende Studie und schafften es, Dennis vom Durchhalten zu überzeugen. Die Anstrengungen während der Behandlung haben sich gelohnt: Inzwischen lebt er seit zwei Jahren ohne Krebs.

"Und das gibt eine Riesenmotivation, das kann ich sicher sagen. Das sind so die Momente für uns als behandelnde Ärzte, das gibt uns die Kraft, zu sagen: Es ist nicht eine Extrameile, es sind viele Extrameilen. Aber das ist es uns wert, die zu gehen!" Prof. Dr. Markus Metzler, Kinderonkologie Uniklinik Erlangen-Nürnberg

Erste Erfolge sind da, doch der Kinderonkologie fehlt das Geld

Seit dem Zusammenschluss der Kliniken zu KIONET vor gut fünf Jahren konnten deutlich mehr Kinder und Jugendliche an erfolgversprechenden Studien teilnehmen. Doch Behandlung und Betreuung von Kindern ist zeitintensiv und aufwändig. Etliche Therapeuten und Ärzte werden nur durch Spenden finanziert. Und so sehen es die Mediziner und Medizinerinnen auch als ihre Aufgabe, auf die chronische Unterfinanzierung in der Kinderonkologie aufmerksam zu machen.

Prof. Dr. Markus Metzler, Kinderonkologe Uniklinikum Erlangen
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Prof. Dr. Markus Metzler, Kinderonkologe Uniklinikum Erlangen

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