Ein Handydisplay auf dem die Benutzeroberfläche der Egon-App zu sehen ist.
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Mit der Egon-App kann man mit einem Wisch einchecken und losfahren.

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Nahverkehrs-App "Egon": Mehr fahren, weniger zahlen

App öffnen und einsteigen – so einfach kann man im Verkehrsverbund Nürnberg mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs sein. Und wer mehr fährt, bekommt Rabatte, so dass es immer günstiger wird. Dementsprechend wird die Egon-App immer beliebter.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Einchecken - einsteigen - losfahren": So einfach soll das Fahren im Verkehrsverbund Nürnberg sein. Möglich macht das die "Egon"-App, die seit gut einem Jahr hier ausprobiert wird. Dazu öffnen die Benutzer vor Fahrtbeginn die App auf ihrem Smartphone und checken sich ein. Danach erkennt das System automatisch, von wo nach wo sie fahren und wann die Fahrt beendet wird. Die Abrechnung erfolgt nach 31 Tagen – und je mehr man fährt, desto günstiger wird es. Anfangs hakte das System immer mal wieder, denn es durchläuft noch bis Ende 2024 eine Pilotphase. Doch inzwischen erfreut sich die App immer größerer Beliebtheit.

Wer mehr fährt, zahlt weniger

Einer der regelmäßig mit der Egon-App unterwegs fährt, ist Holger Schleinzer aus Möhrendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Der Senior hat sich vor einigen Wochen mit dem System vertraut gemacht. Seither fährt er immer öfter und ist von dem Tarifsystem begeistert: "Man kann wirklich sehen, wie es mit jeder Fahrt günstiger wird – unglaublich günstig."

Wenn er mit dem Bus von seinem Wohnort zum Einkaufen nach Bubenreuth fährt, zahlt er nur noch 0,73 Euro für die Hinfahrt und 0,23 Euro für die Rückfahrt. Denn der Rentnern hat bereits die erste Rabattstufe von 50 Prozent erreicht und ohnehin ist der Egon-Tarif für ihn deutlich günstiger als die normale Einzelfahrkarte. Kaufte er diese beim Fahrer würde er 2,80 Euro pro Strecke oder 5,70 Euro für ein Tagesticket zahlen.

Wie wird der Fahrtpreis berechnet?

Der Fahrpreis setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Wer mit der App unterwegs ist, zahlt pro Tag, an dem er fährt, eine Tagespauschale von einem Euro – außer im Tarifgebiet Nürnberg, da werden 2 Euro berechnet. Hinzu kommen pro gefahrenem Kilometer 0,24 Euro. Allerdings misst die App nur die Luftlinie zwischen den Haltestellen, also meistens deutlich kürzere Strecken, als man tatsächlich fährt. Für die meisten ist der Fahrpreis damit schon ab der ersten Fahrt günstiger.

In jedem Fall aber lohnt sich die App, je öfter sie genutzt wird. Denn sobald man innerhalb von 31 Tagen für mehr als 12 Euro gefahren ist, gibt es 50 Prozent Rabatt. Ab einem Umsatz von 50 Euro sind es 75 Prozent Rabatt. Und wer für mehr als 70 Euro in einem einzigen Monat fährt, ist von da an kostenlos unterwegs. Nach 31 Tagen wird die Summe abgebucht und die Zählung beginnt von neuem.

Doppelt so viele Nutzer als prognostiziert

Die App lohnt sich vor allem für Gelegenheitsfahrer wie Holger Schleinzer. Denn Kunden wie er sind nicht, wie beim Deutschland-Ticket oder anderen Monatskarten, an ein Abonnement gebunden. Wer nicht fährt, zahlt nicht. Doch der Senior überlegt nun bei jeder Strecke, ob er sie auch mit dem Nahverkehr zurücklegen könnte: "Ich mache das jetzt seit einigen Wochen und ich nutze mein Auto deutlich weniger, denn es macht ja auch Spaß so zu fahren." Das spricht sich offensichtlich herum, statt der angepeilten 20.000 Nutzer für die Pilotphase haben sich schon mehr als 43.000 Menschen bei der Egon-App angemeldet.

Anfangsschwierigkeiten überwunden

Mit einem solchen Erfolg hatte der VGN nicht gerechnet: "Wir sind sehr zufrieden mit der Pilotphase. Wir haben deutlich mehr Nutzer, als wir uns vorgestellt hatten", sagt VGN-Pressesprecherin Melinda Burmeister. 90 Prozent der Kunden seien mittlerweile zufrieden mit der App. Nur auf manchen älteren Smartphones lässt sie sich noch nicht installieren, beispielsweise wenn diese keinen Schrittzähler haben. Dieser und die Standortfreigabe ist notwendig, um das System nutzen zu können. Denn die App zeichnet alle Strecken auf. So können die User auch nachverfolgen, wie viel sie gefahren sind und wie viel sie dafür gezahlt haben.

Mitnahme von Personen, Hunden und Fahrrädern

Die App wird im Hintergrund stetig weiterentwickelt – auch Kundenwünsche werden berücksichtigt. So ist seit zwei Monaten auch die Mitnahme von einem weiteren Erwachsenen, bis zu fünf Kindern, Hunden oder Fahrrädern möglich. Diese zahlen von vornherein nur 50 Prozent des Fahrpreises. Damit werden beispielsweise auch Fahrten in der Freizeit mit der App attraktiv.

Der VGN begleitet die Pilotphase mit Studien und Berechnungen. Ende des Jahres wird dann entschieden, ob die Egon-App dauerhaft angeboten wird. Angesichts des Erfolges, ist der Verkehrsverbund sehr zuversichtlich. Sprecherin Melinda Burmeister sagt: "Im Moment gehen wir davon aus, dass es weitergeht, denn es ist ein sehr gut laufendes Projekt. Bei den Befragungen haben 90 Prozent unserer Kunden gesagt: Wir wollen die Egon-App auf jeden Fall weiterhin nutzen."

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