CSU-Generalsekretär Martin Huber
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CSU-Generalsekretär Martin Huber will angesichts der drohenden Energielücke drei Kernkraftwerke länger am Netz halten.

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Harte Debatte: Huber will Laufzeitverlängerung für AKWs

"Wir steuern auf eine absolute Energielücke zu", meint CSU-Generalsekretär Martin Huber. Er fordert daher, die drei noch laufenden AKWs in Deutschland am Netz zu lassen. Beim "Sonntags-Stammtisch" des BR gab es dafür aber auch viel Gegenwind.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Insgesamt sind in Deutschland noch drei Atomkraftwerke am Netz: Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Der Atomausstieg ist aber beschlossene Sache, bis Ende des Jahres 2022 sollen auch diese letzten drei Kraftwerke abgeschaltet werden.

"Wir stehen zum Ausbau der Erneuerbaren und rütteln auch nicht grundsätzlich am Atomausstieg", betonte der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber beim "Sonntags-Stammtisch" im BR. Doch angesichts des Ziels, weniger Öl und Gas aus Russland zu importieren, plädierte er für eine Laufzeitverlängerung der drei aktiven AKWs.

Huber: Kernkraft vernünftiger als Kohlekraft

"Wir steuern auf eine absolute Energielücke zu", sagte Huber. Es sei "absurd", zwar Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, aber die AKWs Ende des Jahres abzuschalten. Rein rechnerisch würden diese 10 Millionen Haushalte mit Energie versorgen. "Wenn ich dann die Wahl habe zwischen Kohlekraftwerken und Kernkraftwerken, kann ich doch in Zeiten des Klimawandels nur sagen, das Vernünftigste ist es, die drei Atomkraftwerke länger laufen zu lassen."

Die CSU appelliere an den Bund, dahingehend tätig zu werden. Er erneuerte damit eine Forderung, die zuletzt schon CSU-Chef Markus Söder gestellt hatte. Dieser plädierte bereits im April für eine Laufzeitverlängerung um drei bis vier Jahre. Vergangene Woche hatte sich FDP-Parteichef Christian Lindner ebenfalls für eine "ergebnisoffene Debatte" über Kernenergie ausgesprochen.

AKW-Verlängerung: Führt die CSU eine Scheindebatte?

Sowohl Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), als auch Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) schließen eine Laufzeitverlängerung aber nach wie vor aus. Sie halten am Atomausstieg Ende des Jahres 2022 fest.

Angesichts dessen sprach Politikwissenschaftlerin Ursula Münch beim "Sonntags-Stammtisch" von einer "Scheindiskussion". Der Ausstieg sei beschlossene Sache. Sie wies auch auf die technischen Probleme hin, die damit verbunden wären. "Die Betreiber sagen, wir haben die Sicherheitsüberprüfung nicht mehr im Takt, wir wissen gar nicht wo wir die richtigen Brennstäbe herbekommen", meinte sie. Doch Martin Huber entgegnete, dass der TÜV Süd eine Verlängerung rein technisch und juristisch für möglich halte.

Der Kabarettist und Musiker Hannes Ringlstetter, ebenfalls zu Gast in der Sendung, widersprach dem CSU-Generalsekretär beim Argument Klimawandel und wies auf die immer noch ungeklärte Frage der Atommüll-Endlager hin. "Die Entsorgung bleibt als Problem für diese wunderbare Schöpfung erhalten", sagte er. "Wir schaffen damit kein Problem aus der Welt."

Der Kabarettist und Musiker Hannes Ringlstetter beim "Sonntags-Stammtisch" des BR.
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Der Kabarettist und Musiker Hannes Ringlstetter beim "Sonntags-Stammtisch" des BR.

Huber und Ringlstetter streiten über Windkraft-Ausbau in Bayern

Beim Thema erneuerbare Energien kam es dann zum Schlagabtausch am Stammtisch zwischen Martin Huber und Hannes Ringlstetter. "Ihr seid doch die Letzten bei dem Thema!", warf der Entertainer der CSU vor. "Stimmt überhaupt nicht, wir sind die Ersten!", konterte Huber. Bei Photovoltaik, Wasserkraft, Geothermie und Biomasse sei Bayern ganz vorne mit dabei.

Doch Ringlstetter ließ nicht locker: "Ganz geschickt die Windkraft vergessen", meinte er. Man nehme der CSU einfach nicht ab, dass sie beim Ausbau der Erneuerbaren "richtig Gas" gebe. Martin Huber wiederum wies darauf hin, dass im Vergleich der Bundesländer Bayern bei der Windkraft auf Platz 8, also immerhin im Mittelfeld stehe. Er erneuerte das Versprechen der Regierung des Freistaates, mit der neuen Ausnahmeregelung von 10H in den kommenden Jahren 800 neue Windräder zu bauen - "mindestens".

Die ganze Sendung "Sonntags-Stammtisch" vom 12. Juni 2022:

Stammtisch-Gäste v.l.: Klaus Bogenberger, Martin Huber, Hans Werner Kilz, Hannes Ringlstetter, Ursula Münch.
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Stammtisch-Gäste v.l.: Klaus Bogenberger, Martin Huber, Hans Werner Kilz, Hannes Ringlstetter, Ursula Münch.

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