Feldberegnung auf einem Gemüsefeld in Unterfranken
Bildrechte: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Feldberegnung auf einem Gemüsefeld in Unterfranken (Symbolbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Grüne verärgert: Tiefes Grundwasser für Landwirtschaft genutzt

Die unterfränkischen Grünen-Abgeordneten sind verärgert: Seit 20 Jahren darf aus einem knapp 150 Meter tiefen Brunnen im Landkreis Würzburg Wasser gepumpt werden – um damit Felder zu bewässern. Dabei sollten solche Brunnen gar nicht genehmigt werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Wer Gemüse anbauen will, braucht dafür Wasser – das gilt insbesondere im trockenen Unterfranken. Viele Landwirte dürfen mit einer Genehmigung Wasser aus dem Boden pumpen, um Lebensmittel zu produzieren. Üblicherweise handelt es sich dabei um oberflächennahes Grundwasser. Die tieferen, also besonders reinen Grundwasserschichten dürfen für die Feldberegnung nicht angezapft werden. So handhaben es die Behörden eigentlich schon seit Jahren.

Wasser aus tiefem Grundwasserstockwerk

Doch nun erhitzt ein Fall in der sogenannten Bergtheimer Mulde, nordöstlich von Würzburg, die Gemüter bei den unterfränkischen Grünen-Abgeordneten im Bayerischen Landtag. Ein Brunnen durfte deutlich tiefer gegraben werden als üblich: 149,5 Meter. Am dortigen Standort entspricht das dem sogenannten dritten Grundwasserstockwerk. Solches Wasser gilt als besonders hochwertig und unbelastet von Schadstoffen. Üblicherweise erhalten Nutzer für diese Wasserschicht nur dann eine Genehmigung, wenn sie nachweisen, dass bei ihnen besondere Qualitätskriterien erforderlich sind – zum Beispiel bei Mineralwasser- oder Heilwasserbrunnen.

Brunnen vor 20 Jahren genehmigt - warum, ist unklar

Die Grünen haben deshalb mehrere Fragen an das Bayerische Umweltministerium gestellt. In den Antworten, die dem BR vorliegen, erklärt das Ministerium, dass der entsprechende Brunnen nun zurückgebaut werden soll: "Nach der aktuellen Begutachtungspraxis ist eine derartige Tiefe nicht mehr zulässig." Den Brunnen hatte das Landratsamt Würzburg 2003 genehmigt. Weitere landwirtschaftliche Brunnen, die das dritte Grundwasserstockwerk erschließen, sind dem Ministerium nicht bekannt.

Wieso ein landwirtschaftlicher Brunnen in dieser Tiefe genehmigt wurde, kann sich das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg nicht erklären. Aus den damaligen Akten sei das "nicht mehr nachzuvollziehen". Schriftlich heißt es weiter: "Aufgrund einer tiefreichenden Absperrung des Brunnens bis circa 118 Metern unter Gelände besteht kein stockwerksübergreifender Ausbau, weshalb einer Grundwasserentnahme aus dem Brunnen zugestimmt wurde."

Brunnen muss zurückgebaut werden

Allerdings stellte die Fachbehörde im März 2023 bei einer Kamerabefahrung des Brunnens Mängel fest. Der Rückbau soll bis Ende 2023 erfolgen. "Einem zeitlich eng befristeten Weiterbetrieb des Brunnens bis 30.09.2023 unter sehr strikten Auflagen wurde zugestimmt, da der Landwirt für 2023 schon mit der Wassermenge kalkuliert hat", heißt es vom Wasserwirtschaftsamt. Auch dort sind keine weiteren landwirtschaftlichen Brunnen bekannt, die in das dritte Grundwasserstockwerk reichen.

Wasser wird in der Regel aus geringerer Tiefe gepumpt

Nach Angaben des Landratsamts Würzburg dürfen jährlich bis zu 20.000 Kubikmeter Wasser aus dem Brunnen bei Bergtheim gepumpt werden. Das entspricht dem Volumen von acht olympischen Schwimmbecken. Die Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina, Patrick Friedl und Paul Knoblach fordern, den Brunnen "unverzüglich amtlich zu versiegeln und eine Wasserentnahme zu stoppen". Sie befürchten Verunreinigungen des Wassers in dieser Tiefe.

Die genehmigte Tiefe anderer landwirtschaftlicher Brunnen in der Bergtheimer Mulde liegt deutlich niedriger. In einem Bescheid, der dem BR vorliegt, stehen Bohrtiefen zwischen 20 bis etwa 60 Meter. Es handele sich jeweils um eine Einzelfallentscheidung, heißt es vom Landratsamt: "Eine separate Statistik über die erschlossenen Grundwasserstockwerke wird nicht geführt."

Wo darf in Unterfranken wieviel Wasser aus Boden und Flüssen gepumpt werden? Dazu haben BR und Main-Post gemeinsam wochenlang bei den Kreisverwaltungsbehörden in Unterfranken nachgefragt. Die Ergebnisse der Recherche finden Sie hier.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!