Pfingstrosen in einem Folientunnel bei Bergtheim (Lkr. Würzburg)
Bildrechte: BR/Pirmin Breninek

Seit 20 Jahren baut der Betrieb von Landwirt Sebastian Sauer Pfingstrosen an.

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Warum ein Landwirt trotz Wassermangels Pfingstrosen anbaut

Die Bergtheimer Mulde bei Würzburg gilt als besonders trockene Region - bei gleichzeitig guten Lösslehmböden. Vor allem Gemüse wird hier von Landwirten angebaut. Einer von ihnen setzt jedoch auf Pfingstrosen – gerade weil das Wasser knapp wird.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Kurz vor der Ernte sind die Knospen noch geschlossen. Hüfthoch wachsen die Stauden auf den Feldern von Sebastian Sauer. Seine Pfingstrosen sind gelb, rosa oder magenta. In Bergtheim bei Würzburg baut der Landwirt auf 30 Hektar Päonien an, wie sie in der Fachsprache heißen. Schnittblumen im großen Stil, in einer der trockensten Ecken Bayerns. Doch für Sauer ist das kein Widerspruch - im Gegenteil.

Preisdruck und wenig Wasser

"Die Päonie an sich ist eine Pflanze, die wenig Wasser braucht", sagt Sauer. Vor 20 Jahren hat sein Betrieb die ersten Pfingstrosen gepflanzt. Lange Zeit verdiente er auch Geld mit Himbeeren oder Brombeeren. Doch von denen hat er sich inzwischen verabschiedet. Einerseits, weil der Preisdruck groß gewesen sei; andererseits, weil der Wasserbedarf der Beeren etwa doppelt so hoch liegt wie bei den Pfingstrosen. Sauer fürchtet, dass ihm sein Wasserrecht gekürzt werden könnte.

Weniger Wasser für Landwirte und andere Nutzer

Mit einer Erlaubnis des Landratsamtes darf der Landwirt Grundwasser aus dem Boden pumpen. Bislang habe er seine genehmigte Menge noch nie ausgeschöpft. Doch weil rund um Bergtheim viele Betriebe Wasser nutzen wollen und die Sommer zuletzt häufig trocken waren, gibt es seit 2016 ein Moratorium. Das Landratsamt stellt in der Bergtheimer Mulde keine neuen Wassererlaubnisse aus. Bei Verlängerungen können die Mengen gekürzt werden. Im vergangenen Jahr durften die Landwirte rund um Bergtheim 550.000 Kubikmeter Grundwasser entnehmen.

Die Pfingstrose ist für Sauer deshalb umso interessanter geworden. Er liefert vor allem an Floristen, Blumengroßhändler und eine Blumenbörse, die meisten davon in Deutschland.

Pfingstrose eignet sich für trockene Böden

Den vergleichsweise niedrigen Wasserverbrauch bestätigt auch Claudia Taeger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg. Der Bedarf liege ungefähr zwischen Wein und Spargel. Sie sagt allerdings auch: "Wenn ich einen sehr trockenen Winter habe und überdachen muss, um die Qualität der Schnittblumen zu sichern, dann muss ich die fehlende Winterfeuchte ausgleichen können."

Trotzdem eigne sich die Pfingstrose gut für den Anbau in der Trockenregion. Ab Juli, wenn die Ernte abgeschlossen ist, kann die Päonie die übrige Vegetationsphase mit wenig Wasser überstehen. "Wenn man sich das kulturtechnisch und vermarktungstechnisch zutraut, in den Schnittblumenmarkt einzusteigen, dann glaube ich, ist die Pfingstrose für diesen Boden eine sehr gute Wahl", sagt Taeger.

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Um wenig Wasser zu verbrauchen hat Landwirt Sebastian Sauer unter anderem eine unterirdische Tropfbewässerung installiert.

Automatisierte Bewässerung – unterirdisch

Alleine auf eine wasserschonende Kultur will sich Landwirt Sauer aber nicht verlassen. In den vergangenen Jahren hat er eine unterirdische Tropfbewässerung installiert. Sie verläuft etwa 30 Zentimeter tief im Boden. Das Wasser kommt dadurch direkt an die Wurzeln, und es gibt keine Verdunstungsverluste.

Außerdem beschäftigt er einen IT-Mitarbeiter. Die Wasserventile lassen sich nun automatisch steuern, im Boden sind Feuchtigkeitssensoren verbaut. "Dadurch können wir die Bewässerungsgänge aussetzen, wenn der Boden feucht ist. Dieses Frühjahr war sehr kalt und feucht. Da hatten wir keine hohe Verdunstungsrate und mussten deshalb wenig bewässern", sagt Sauer.

Kritik im Würzburger Kreistag

Doch obwohl der Landwirt viel unternimmt: In Unterfranken waren seine Pfingstrosen bereits politisches Gesprächsthema. Eine Charge der Päonien landete in Abu Dhabi, was im Herbst 2021 in einer Kreistagssitzung für Kritik sorgte.

Sauer fühlt sich missverstanden. Denn tatsächlich, versichert er, handelte es sich lediglich um einen kleinen Teil seiner Blumen. Neben Händlern in Deutschland beliefert er auch einen Großhändler in den Niederlanden. Wohin die Blumen von dort geliefert werden, darauf habe er keinen Einfluss.

Und feststeht für ihn: Auch der Anbau von Schnittblumen habe in Franken seine Berechtigung. "Dann dürfen wir auch zum Valentinstag keine Rosen aus Afrika holen, aus Kenia, Äthiopien – oder aus noch viel trockeneren Gegenden", sagt Sauer. Er bevorzuge den heimischen Anbau – mit einem strengen Blick auf die kostbare Ressource Wasser.

Wo darf in Unterfranken wieviel Wasser aus Boden und Gewässern gepumpt werden? Diese Frage haben sich BR und Main-Post im Zuge einer gemeinsamen Recherche gestellt. Der Regierungsbezirk war in den vergangenen Jahren besonders von Trockenheit betroffen. Die Redaktion hat rund 2.000 Entnahmerechte ausgewertet und viele Hintergrundgespräche geführt – über Probleme und mögliche Lösungen. Mehr dazu finden Sie hier.

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