Die Käserei Goldsteig in Cham.
Bildrechte: BR/Rudolf Heinz

Die Käserei Goldsteig in Cham.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Goldsteig rudert zurück: Glyphosat wieder verboten

Der Druck war anscheinend doch zu hoch: Die Käserei Goldsteig in Cham verbietet allen Landwirten, die an das Unternehmen liefern, erneut den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat. Die Reaktionen auf die Entscheidung fallen deutlich aus.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Die Käserei Goldsteig in Cham rudert zurück und nimmt die Erlaubnis, dass ihre Landwirte das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat verwenden dürfen, zurück. Das hat das Unternehmen am Nachmittag in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.

"Haltung von einigen Betrieben falsch eingeschätzt"

"Das Glyphosat-Verbot", das Goldsteig eigentlich schon 2018 verhängt hatte, bleibt nun "generell und grundsätzlich in der bisherigen Form bestehen", so Goldsteig. Am Sitz der Käserei in Cham hatte es am Vormittag eine außerordentliche Sitzung der bäuerlichen Gremien von Goldsteig gegeben. Anlass war offenbar die öffentliche Kritik, auch von Landwirten, an der geplanten Erlaubnis von Glyphosat.

In der Pressemitteilung heißt es nun, Goldsteig nehme die Kritik und die Reaktionen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, Landwirten und Landwirtinnen sowie von Medien und Naturschützern ernst. Man räume ein, dass man die Haltung von Verbraucherinnen und Verbrauchern, aber auch von einigen Milcherzeugerbetrieben, die keinen Ackerbau betreiben, falsch eingeschätzt habe.

Milchmengen im Blick behalten

Das Unternehmen, an das rund 2.500 Landwirte aus Ostbayern und Tschechien ihre Milch liefern, geht in der Mitteilung aber noch einmal auf die Gründe ein, warum man vor rund drei Wochen das seit vier Jahren geltende Glyphosat-Verbot wieder gekippt habe: "Keinesfalls haben wir diesen Schritt leichtfertig vollzogen," so Goldsteig. Das Unternehmen müsse alle Milchlieferanten berücksichtigen. Für einen Teil von ihnen sei das Glyphosat-Verbot "überhaupt kein Thema", für andere sei es aber eine "dauerhafte und spürbare Einschränkung". Die Milchmengen seien "aktuell mehr als knapp". Die Molkerei müsse aber die notwendigen Milchmengen im Blick behalten.

Dabei komme es nicht nur auf den Milchpreis, sondern auch auf die weiteren Rahmenbedingungen an. Hier komme der Marktfruchtanbau, die Versorgungslage und die Ereignisse der Ukraine-Krise ins Spiel. Das Glyphosat-Verbot habe hier auf eine "nicht unerhebliche Zahl" von Milchlieferanten eine einschränkende Wirkung gehabt, insbesondere seit den "erheblichen Preissteigerungen im vergangenen Jahr".

Bund Naturschutz froh über Kehrtwende bei Goldsteig

Der Bund Naturschutz freut sich über die Kehrtwende der Käserei im Glyphosat-Streit. Der Vorsitzende des Bund Naturschutz Richard Mergner wertet das als "wichtiges Signal an alle Bauern, die nach wie vor auf das gefährliche Pflanzenschutzmittel setzen". Offensichtlich, so Mergner, war der Druck auf Goldsteig zu groß "und das ist gut so!", schreibt er wörtlich in einer Pressemitteilung. Es zeige sich, dass Verbraucherinnen und Verbraucher "ein deutliches Gespür dafür haben, was gut für Mensch und Natur ist und was nicht". Glyphosat habe in der Landwirtschaft nichts zu suchen. Es gefährde die Gesundheit der Menschen und sei schädlich für Tiere und Pflanzen. Der Bund Naturschutz hoffe, dass dieses Signal auch bei denen ankommt, die nach wie vor auf das Gift setzen.

"ganz starkes Zeichen"

Die Grünen-Landtagsabgeordneten Rosi Steinberger und Mia Goller begrüßen die Entscheidung der Molkerei Goldsteig in Cham, doch wieder beim Verbot von Glyphosat zu bleiben. Steinberger freut sich, "dass die Bauern selbst auf der Produktion ohne Glyphosat bestehen". Seit vier Jahren produzieren sie ohne das Herbizid, so Steinberger, und "haben damit gezeigt, dass es auch so geht". Goldsteig könne den Erzeugern ja mehr Geld zahlen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher seien "durchaus bereit, das auch zu honorieren". Mia Goller sieht die Entscheidung, Glyphosat zu verbieten, als "ganz starkes Zeichen". Es sei aber für die Landwirte eine "Herausforderung, trotz Klimawandel und Erosionsgefahr auf das Herbizid zu verzichten. Aber die Landwirte in Niederbayern schaffen das."

Landwirte sehen sich bestätigt

Der niederbayerische Landwirt Josef Hackl, der sich öffentlich gegen die Wiedererlaubnis von Glyphosat in seiner Molkerei ausgesprochen hatte, sieht sich bestätigt. Eine Abkehr vom Verbot des Herbizids, das vor vier Jahren bei Goldsteig beschlossen worden war, hätte einen enormen Imageschaden gebracht, glaubt er. Die meisten Bauern, die Milch an Goldsteig liefern, seien Grünlandbauern und die kämen sowieso ohne Glyphosat aus. Aber auch Hackl sagt, ebenso wie die Molkerei, dass die Produktionsbedingungen für die Landwirte immer schwieriger werden, nicht nur wegen der aktuellen Preissteigerungen bei Dünger, Diesel oder Kraftfutter. Politik und Verbraucher stellten immer mehr Forderungen auf, die von den Bauern nicht immer zu erfüllen sind. Immer mehr geben auf, weil sie mit ihren Produkten trotz viel Arbeit kein Geld mehr verdienen. Man müsse Wege finden, "die für beide akzeptabel sind". Hackl sagt, er könne zum Beispiel problemlos auf Glyphosat verzichten, räumt aber ein, dass er teilweise auf andere Unkrautvernichter zurückgreifen müsse. Er sei kein Biolandwirt.

Keinen Keil zwischen die Bauern treiben

Goldsteig-Geschäftsführer Andreas Kraus sagte am Abend dem BR, die Bitte, Glyphosat doch wieder verwenden zu dürfen, sei vor allem von den Landwirten bei Goldsteig gekommen, die viel Ackerbau betreiben, also das Kraftfutter für ihre Rinder selbst anbauen. Das betreffe zum Beispiel die tschechischen Milchlieferanten. Rund 150 große landwirtschaftliche Betriebe in Tschechien liefern rund ein Drittel der gesamten Milch für Goldsteig, sind also für die Milchmenge wichtig. Insgesamt liefern rund 2560 Bauern in Bayern und Tschechien ihre Milch an Goldsteig. Man dürfe aber keinen Keil zwischen tschechische und bayerische Bauern treiben, betonte Kraus. Das Unternehmen müsse alle Bauern halten, um immer genügend Milch für die Produktion zu haben. Die Milchmengen würden aber seit einem Jahr insgesamt zurückgehen.

Andreas Kraus hofft, dass der Verbraucher das Glyphosat-Verbot nun auch anerkennt. Goldsteig verzichte seit vier Jahren darauf - im Gegensatz zu fast allen anderen Molkereien und ohne finanziellen Ausgleich durch den Handel.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!