Symbolbild: Garderobe in einer Kita
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Nach den Vorwürfen gegen drei Kindergarten-Erzieherinnen im unterfränkischen Willanzheim ermittelt jetzt die Würzburger Staatsanwaltschaft.

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Ermittlungen nach Gewaltvorwürfen in unterfränkischer Kita

Nach Vorwürfen gegen drei Kindergarten-Erzieherinnen im unterfränkischen Willanzheim ermittelt jetzt die Würzburger Staatsanwaltschaft. Die mittlerweile suspendierten Frauen sollen die ihnen anvertrauten Kinder unter anderem grob angefasst haben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Im unterfränkischen Willanzheim im Landkreis Kitzingen ermittelt die Würzburger Staatsanwaltschaft nach Vorwürfen gegen drei Kindergarten-Erzieherinnen. "Wir haben ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Misshandlung von Schutzbefohlenen eingeleitet", sagte Oberstaatsanwalt Tobias Knahn am Freitag BR24. Er geht davon aus, dass die Ermittlungen mehrere Wochen dauern, bevor feststeht, ob Anklage erhoben wird. Die Staatsanwaltschaft kann natürlich auch entscheiden, dass die Vorwürfe gegen die drei Erzieherinnen wieder fallen gelassen werden.

Zuvor müssten Mitarbeitende und Eltern vernommen werden. Die Vernehmung von sehr kleinen Kindern im frühen Kindergartenalter sei in der Regel schwierig oder gar nicht möglich. Im Raum stehen dabei unter anderem Delikte, die sich möglicherweise als Nötigung oder Körperverletzung bewerten lassen. Vorwürfe in Richtung eines sexualisierten Missbrauchs gebe es nicht, betont Knahn.

Erzieherinnen derzeit suspendiert

Zwei Wochen ist es her, dass der Träger des katholischen Kindergartens in Willanzheim drei seiner Erzieherinnen suspendiert hat. Ihnen wurde in einem anonymen Schreiben vorgeworfen, gegen die ihnen anvertrauten Kinder Gewalt ausgeübt zu haben. Außerdem hatten sich offenbar Kita-Mitarbeiter und mindestens ein Elternteil an die Fachaufsicht im Kitzinger Landratsamt und die Präventionsbeauftragte des Erzbistums Bamberg gewandt.

Bistumssprecher: "am unteren Rand der Meldeskala"

Ein Ordinariatssprecher sagte auf Anfrage des BR, die Vorwürfe lägen "am unteren Rand der Meldeskala". Auf Nachfrage sagte er, dass Kinder beispielsweise am Ohr gezwickt oder am Arm fester gehalten worden sein könnten. Auch die Kita-Fachaufsicht des Landratsamtes Kitzingen war unangekündigt in der Kita in Willanzheim und hat nun Auflagen erlassen, um den laufenden Betrieb sicher zu stellen. 45 Kinder in zwei Gruppen besuchen weiterhin den Kindergarten. Die 13 Kinder der Krippen-Gruppe, die von den drei beschuldigten Erzieherinnen betreut wurden, sind jedoch zuhause.

Eltern von Kindergartenkindern sagten am Mittwochmorgen vor der Kita dem BR, dass sie die Vorwürfe gegen die Erzieherinnen nicht nachvollziehen könnten. Ein Vater sagte, er hoffe, dass die Vorwürfe geklärt werden, weil die Situation für die drei Erzieherinnen psychisch extrem belastend sei. Am Freitagabend wird der Träger, die katholische Kirchenstiftung Willanzheim die Eltern hinter verschlossenen Türen informieren. Mitarbeiter der Präventionsstelle des Erzbistums Bamberg und der Kita-Fachaufsicht des Landratsamtes Kitzingen werden dabei sein.

Ermittlungen in Greußenheim

Erst kürzlich gab es Gewaltvorwürfe in einer anderen Kita in Greußenheim im Landkreis Würzburg. Bei den im Januar bekannt gewordenen Vorwürfen geht es um fragwürdige Erziehungsmethoden. So soll eine der beiden Erzieherinnen Kinder unter anderem bis zum Würgen oder Erbrechen gefüttert haben. Außerdem soll die hauptbeschuldigte Erzieherin ein Kind aus einem hochstehenden Gitterbett gerissen haben. Sie soll das Kind dabei so fest am Arm gerissen haben, dass es auf den Boden gefallen sei, hieß es im April von der Polizei. Es geht in diesem Fall um den Verdacht der Nötigung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

BR-Recherchen zu Gewalt in Kitas

BR-Recherchen der vergangenen Monate zeigen, wie schwierig es ist, einen Verdacht auf Gewalt in Kindertagesstätten aufzuklären. Mitte Dezember 2022 hatte der BR über Aufsichtspflichtverletzungen, Übergriffe und Gewalt in Kitas berichtet: Von 61 pädagogischen Fachkräften, mit denen BR-Reporterinnen sprachen, erklärten nur zwei, sie hätten noch nie seelische oder körperliche Gewalt gegen Kinder erlebt. Trotzdem gaben nur wenige Erzieherinnen an, diese Vorfälle auch gemeldet zu haben.

BR Recherche führte daraufhin eine Umfrage unter 76 Kita-Aufsichtsbehörden durch, 59 antworteten: Demnach stieg die Zahl der Meldungen vom vergangenen Jahr bis Anfang Dezember 2022 um rund hundert Fälle. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass die Aufsichtsbehörden sehr unterschiedlich mit Meldungen umgehen, manche erfassen sie gar nicht. Bereits am Tag nach der ersten Berichterstattung hat der Bayerische Landtag die BR-Recherchen im Plenum debattiert. Viele Medien griffen die BR-Berichterstattung auf, darunter etwa Spiegel Online, Welt, Focus und Berliner Zeitung.

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