Eine Bronzefigur, die Jesus zeigt, wie er das Kreuz trägt, steht in der Münchner Heilig Geist-Kirche am Taufbecken.
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Eine Bronzefigur, die Jesus zeigt, wie er das Kreuz trägt, steht in der Münchner Heilig Geist-Kirche am Taufbecken.

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Karfreitag: Kirchen in Bayern begehen stillen Feiertag

Am Karfreitag gedenken Christen des Sterbens Jesu am Kreuz. Die Gottesdienste werden in Stille gefeiert, ohne Glockengeläut, ohne Orgel. Doch auch staatlich ist an diesem Tag Stille verordnet. Es gilt Tanzverbot.

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Am Karfreitag erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Der Name leitet sich aus dem althochdeutschen Wort "Kara" ab, was Trauer, Kummer und Klage bedeutet. Karfreitag ist in Verbindung mit Ostern - der Feier der Auferstehung Jesu - ein zentraler kirchlicher Gedenk- und Feiertag. Gottesdienste werden oft gegen 15 Uhr zur - laut Bibel überlieferten - Todesstunde Jesu gefeiert.

Was wird am Karfreitag gefeiert?

In der Bibel wird die Geschichte erzählt, wie Jesus, nachdem er von einem seiner Jünger an seine Feinde verraten wurde, in Jerusalem zum Tod durch das Kreuz verurteilt wird. Die Kreuzigung war damals die grausamste Art der Hinrichtung.

Jesus muss sein Kreuz zur Todesstätte außerhalb der Stadtmauern selbst tragen, aus Spott wird ihm eine Dornenkrone auf den Kopf gesetzt. Schließlich wird Jesus ans Kreuz genagelt und stirbt. Das Christentum wurde so zur Religion des Kreuzes.

Was ist ein stiller Feiertag?

Der Karfreitag ist auch ein gesetzlicher Feiertag, der zudem ein stiller Feiertag ist. Das bedeutet, öffentliche Partys, Konzerte und Sportveranstaltungen, Jahrmärkte und andere Veranstaltungen, die "nicht dem ernsten Charakter dieser Tage entsprechen", sind verboten - dies wird allgemein auch als Tanzverbot bezeichnet.

Auch Kinos und Theater müssen ihr Programm dem stillen Charakter des Tages anpassen, wie es in den Feiertagsgesetzen der Bundesländer heißt. Private Feiern, zu denen nicht jeder Zugang hat, sind hingegen erlaubt. Wer das Verbot missachtet, dem droht in Bayern ein Bußgeld.

Darum gibt es gesellschaftliche Diskussionen, weil insbesondere nicht-gläubige Menschen sich in ihren Grundrechten eingeschränkt fühlen. Im Jahr 2016 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass an Karfreitag gefeiert werden dürfe, wenn Feste und Feiern "Ausdruck einer klaren weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum" sind. Geklagt hatte der Bund für Geistesfreiheit München, der laut eigenen Angaben für eine strikte Trennung von Kirche und Staat eintritt.

Andere stille Feiertage im Freistaat sind Aschermittwoch, Gründonnerstag, Karsamstag, Allerheiligen, der Volkstrauertag, der Buß- und Bettag, der Totensonntag und auch Heiligabend.

Traditioneller Brauch: die Karfreitagsratschen

Doch es ist nicht alles still am Karfreitag. Es geht traditionell auch richtig laut zu: mit den Karfreitagsratschen. Dieser Brauch sei in der katholischen Tradition entstanden, erläutert David Theil, katholischer Pfarrer des Pfarrverbands Altschwabing in München.

Normalerweise rufen die Glocken auf dem Kirchturm zum Gebet. "Und nachdem die Glocken von Gründonnerstags-Gloria bis Osternachts-Gloria nicht erklingen, brauchte man ein anderes Zeichen, um die Menschen zu rufen. Und daraus entstanden die Karfreitagsratschen."

Unterschiede katholische und evangelische Kirche

Für evangelische Christen hat der Karfreitag eine besonders große Bedeutung. Viele sehen in ihm sogar den höchsten evangelischen Feiertag. Offiziell sagt die evangelische Kirche auf ihrer Homepage: "Protestanten betrachten den Karfreitag als ganz besonderen Feiertag. Doch Ostern, die Feier der Auferstehung Jesu, ist für sie - wie für alle Christen - das höchste Fest."

In der katholischen Kirche ist der Tag neben dem Aschermittwoch einer von jährlich zwei strengen Fast- und Abstinenztagen. Anders als bei Protestanten finden in katholischen Kirchen nur Wortgottesdienste statt. In den evangelischen Kirchen wird außerdem auch in Karfreitags-Gottesdiensten Orgel gespielt und viel gesungen - allerdings auf zurückhaltende Weise.

Die "evangelischen" Glocken werden in der Regel aus Rücksicht auf die katholische Mehrheit still gehalten. Die evangelische Kirche kennt hier keine liturgischen Vorschriften oder gar Verbote.

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