Feuerwehrfahrzeug im Wald
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Wenn es im Wald brennt, muss es schnell gehen. Doch nicht alle Wälder verfügen über entsprechende Wege.

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Gefahr durch zu enge Wege im Wald – Kommunen wollen nachrüsten

Die Waldbrandgefahr steigt, in Teilen Bayerns ist die höchste Warnstufe ausgerufen worden. Doch im Ernstfall ist der Brandort oft nicht sicher zu erreichen. Darum sollen die zentralen Wege nun ausgebaut werden. Doch das ist oft gar nicht so einfach.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Bei einer Feuerwehrübung im Forst bei Vestenbergsgreuth donnern Löschfahrzeuge über die Waldwege und ziehen meterhohe Staubwolken hinter sich her, so trocken ist es. Je weiter die Fahrzeuge in den Wald fahren, desto schwieriger wird das Gelände.

Für die großen Löschfahrzeuge ist irgendwann Schluss, erklärt Feuerwehrkommandant Reiner Frischmann. "Wenn der Waldweg nicht befestigt ist, können sie ganz leicht stecken bleiben". Die Bäume stehen zu dicht am Wegesrand, Äste und Wurzeln versperren den Weg. Eine Weiterfahrt mit dem 14-Tonner ist schlichtweg nicht möglich.

Fazit: Im Ernstfall zu eng

Das Ergebnis der Übungsfahrt ist für den Vestenbergsgreuther Feuerwehrkommandanten ernüchternd. "Wenn mittendrin in dem Waldstück was brennen würde, sind wir als Feuerwehr mehr oder weniger zu Fuß unterwegs", erklärt Reiner Frischmann. "Da müssten wir mit Waldbrandpatschen arbeiten, das ist ganz schwierig". Es gebe zwar auch Kübelspritzen, die man auf dem Rücken tragen könne, aber das sei nicht effektiv.

Kleine Parzellen im Privatwald machen Probleme

Diese Gefahr hat Vestenbergsgreuth erkannt und einen Ausschuss im Gemeinderat gegründet, der sich darum kümmern soll. Bei einer Ortsbesichtigung stellten die Ausschussmitglieder fest: Der zentrale Weg muss ausgebaut werden.

Das Problem: Das ist Privatwald, aufgeteilt in kleine Parzellen. An der Strecke gibt es 70 einzelne Waldbesitzer, das Ergebnis der fränkischen Realteilung über mehrere Generationen hinweg – eine Herausforderung, nicht nur für Bürgermeister Helmut Lottes. Solche Bauvorhaben werden vom Freistaat mit bis zu 70 Prozent gefördert. Die Gemeinde würde den Rest der Kosten übernehmen. Bedingung ist aber, dass die Waldbesitzer ihren Teil dazu beitragen, das entsprechende Stück Land an die Gemeinde abtreten.

Meistens sind es nur ein paar Quadratmeter, direkt am Wegesrand. Die Planung unterstützt Rainer Seifert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Der weiß, dass es nicht leicht fällt, Land abzugeben, gerade wenn es sich seit Generationen in Familienbesitz befindet.

"Es ist dann ein Gemeindeweg, aber letztendlich grenzt der ja direkt an meinen Wald an und ich habe den Nutzen von dem Weg", erklärt der Forstbeamte. Und das helfe nicht nur im Ernstfall eines Waldbrandes, sondern auch im Alltag. Etwa beim Holzmachen. Da komme man dann auch mit einem normalen Pkw hin und brauche keinen Traktor mehr. Den hätten viele der jüngeren Generation gar nicht mehr.

Planung steht – jetzt ist Überzeugungsarbeit angesagt

In den kommendenTagen gibt es eine zentrale Infoveranstaltung für die Waldbesitzer. Trotzdem rüstet sich der Forstbeamte für harte Verhandlungen in der nächsten Zeit. "Jeder einzelne muss überzeugt werden. Wenn nur einer nicht mitzieht, kann das ganze Projekt scheitern", erklärt Reiner Seifert. Und solche Gespräche können sich über Stunden hinziehen. Manchmal muss er auch mehrmals vorbeikommen. Doch das hat er schon bei einigen Wegprojekten geschafft.

Kleine Waldgrundstücke in Franken weit verbreitet

Die kleinteiligen Privatwälder sind eine fränkische Besonderheit. Die sogenannte fränkische Realteilung sieht bei Höfen – und daher auch bei Waldbesitzern – eine Aufteilung unter den Erben vor. Und so werden die Parzellen von Generation zu Generation kleiner. In Unterfranken seien die Grundstücke noch kleiner, erklärt der Leiter der Forstabteilung im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

In Oberfranken werden die Verhandlungen dagegen etwas einfacher. "Durch den starken Borkenkäferbefall im Frankenwald und im Fichtelgebirge wächst dort die Einsicht, dass sichere Erschließungswege die Waldwirtschaft erleichtern, auch für Privatbesitzer", erklärt Seifert. Doch auch für Vestenbergsgreuth ist er zuversichtlich. Wenn alles gut geht, dann könnte der Weg schon bis Ende des Jahres ausgebaut sein.

Feuerwehrauto fährt durch Wald.
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Im Falle eines Waldbrandes muss die Feuerwehr schnell reagieren. Doch die Waldwege sind oft zu schmal für die Löschfahrzeuge.

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