Markus Braun
Bildrechte: Erich Malter

Markus Braun, SPD Fürth

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Fürther Schulbürgermeister beklagt "ignorierten Lehrermangel"

Der Fürther Schulbürgermeister Markus Braun sagt, die Politik habe lange Zeit den Lehrermangel ignoriert. Er fordert vom Kultusministerium ein offenes Eingeständnis, dass man sich verrechnet habe. Nun müsse das Beste aus der Situation gemacht werden.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Weil Lehrer fehlen, müssen an Bayerns Schulen zunehmend Unterrichtspflichtstunden mit Quereinsteigern abgedeckt werden – allein in Stadt und Landkreis Fürth über 1.600 Lehrerwochenstunden, sagte der Fürther Schulbürgermeister Markus Braun im Interview mit Bayern 2. Der SPD-Politiker gibt der Politik und allen voran der Staatsregierung die Hauptschuld an der Misere.

Braun: Lehrermangel geht zu Lasten der Schüler

Die Politik habe lange Zeit den Lehrermangel ignoriert, so der für Schulen zuständige Bürgermeister. "Es täte gut, wenn es von Seiten des Kultusministeriums ein offenes Eingeständnis gebe, dass man sich verrechnet hat und die Bereitschaft, zusammen mit den Kollegen vor Ort das Beste aus der Situation zu machen."

Die wachsende Zahl von geflüchteten Schülerinnen und Schülern lässt Markus Braun nicht als Begründung für den Lehrermangel gelten. Schon seit Jahren habe es kontinuierlich Zuwanderung aus Osteuropa gegeben. Die Welt sei in Bewegung und das seit vielen Jahren und auch diese Fluktuation und weltweiten Migrationsbewegungen komme eins zu eins in unseren Klassenzimmern an und müssen in jeder Lehrerbedarfsvorausrechnung einkalkuliert werden, beklagt Markus Braun.

Der Lehrermangel in Bayern gehe vor allem zu Lasten von Arbeitsgemeinschaften wie Theater-AG, Forscher-Arbeitsgemeinschaft oder Projekte im Sport. "Das ist eigentlich das, was das i-Tüpfelchen ist in der Schule, was die Gemeinschaft der Kinder besonders fördert und individuell nach Interessen die Schülerinnen und Schüler dort abholt, wo sie stehen. Das ist schade, da geht ein wertvoller und wichtiger Bestandteil der Schule verloren."

Bildungsbarometer: Deutsche unzufrieden mit Schulsituation

Laut dem neuen Bildungsbarometer des Münchner ifo Instituts, das vergangene Woche veröffentlicht wurde, sehen die meisten Menschen großen Handlungsbedarf: die Schulen bräuchten mehr Geld und mehr Lehrkräfte. Vor allem den Lehrkräftemangel sehen die Befragten als Problem. Sie beklagen überdies eine Unterfinanzierung der Schulen und ein zu träges System, in dem Veränderungen zu lange dauerten. Fast 80 Prozent sehen in der Corona-Pandemie einen Grund dafür, dass sich die Ausbildung an den Schulen verschlechtert habe.

Kultusministerium wehrt sich gegen Vorwürfe

Vor wenigen Monaten, als das alte Schuljahr noch lief, beklagten der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und die Landtags-SPD 4.000 fehlende Lehrkräfte. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo von den Freien Wählern zeichnete hingegen ein positives Bild von der Situation an den bayerischen Schulen.

Es gebe zwar mehr Aufgaben, etwa durch die Betreuung von Geflüchteten, durch Inklusion und die Digitalisierung. Aber: "Es gab noch nie so viele Lehrkräfte wie jetzt", so der Kultusminister damals bei BR24live. Es seien 5.000 neue Stellen geschaffen worden. Insgesamt sei in den letzten Jahren sehr viel getan worden – im Kultusministerium so viel wie in keinem anderen Bereich und keinem anderen Ministerium der Bayerischen Staatsregierung, so das Kultusministerium.

Das neue Schuljahr beginnt am 12. September.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!