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Friedliches Gedenken am Schliersee: "Ort der Erinnerung"

Friedliches Gedenken am Schliersee: "Ort der Erinnerung"

Eine umstrittene Gedenktafel auf dem Weinberg in Schliersee hat die vergangenen Jahre für viel Unruhe im oberbayerischen Idyll gesorgt. Es gab rechte Umtriebe und linke Gegenproteste. Jetzt soll ein neuer "Ort der Erinnerung" dem ein Ende setzen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Reichsfahnen über Schliersee, das Deutschlandlied, linke Parolen auf der Kirchenwand – das alles soll nun ein Ende finden. Auf dem Weinberg am Schliersee wird der "Ort der Erinnerung" der Öffentlichkeit übergeben.

Umstrittene Gedenktafel sorgt für Umtriebe

Wer verstehen will, was es mit der Gedenktafel auf sich hat, muss in die Geschichte eintauchen. Die Gedenktafel erinnert an die Erstürmung des Annabergs in Oberschlesien 1921, an der auch das Freikorps Oberland beteiligt war. 52 Männer kamen bei der Schlacht ums Leben. Schon früher erinnerte ein Denkmal auf dem Weinberg daran. 1927 zum Beispiel besuchte Adolf Hitler das Denkmal hoch über dem See, das nach dem Krieg vollständig zerstört wurde. 1956 wurde dann die Gedenktafel an die Südwand der denkmalgeschützten Kirche angebracht. Dort trafen sich Oberschlesier, also Heimatvertriebene, zum Gedenken, aber auch Rechtsextreme und Rechtsextremisten sind gesehen worden und linke Gruppierungen. Künstler protestierten laut. Nun ist die umstrittene Gedenktafel weg.

Gedenktafel ist umgezogen

Eine Installation des Künstlers Erwin Wiegerling
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Installation vor Fertigstellung

Die Steintafel befindet sich jetzt ein paar Meter weiter in einer weißen, geformten Steinwand - eine Installation des Künstlers Erwin Wiegerling aus Bad Tölz. Hier wird die Gedenktafel eingelassen, flankiert von ausführlichen Erklärungen, geschrieben vom Institut für Zeitgeschichte. Die Gedenktafel wird also in einen Kontext gestellt. Der "Ort der Erinnerung" erzählt nun von der Geschichte – von 1921 bis heute. Das werde kein Ort mehr für rechtradikales Gedenken sein, ist sich Wolfgang Voit vom Katholischen Bildungswerk im Landkreis Miesbach sicher.

Hin zum neuen Denkmal unter Bürgerbeteiligung

Wolfgang Foit hat für das Katholische Kreisbildungswerk den Findungsprozess hin zum neuen Denkmal geleitet. Das hat rund vier Jahre gedauert. Für die Bürger gab es Fachvorträge und Workshops, eine intensive Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerungskultur, bis hin zu einer Exkursion nach St. Annaberg in Polen. Aus diesem zivilgesellschaftlichen Prozess heraus ist der "Ort der Erinnerung" entstanden. Die Gedenktafel einfach zu entfernen und verschwinden zu lassen, das wäre der falsche Weg gewesen, ist sich Foit sicher. Er arbeitet nun an einem Konzept, damit künftig Führungen auf dem Weinberg stattfinden können, unter anderem für Schüler und Jugendliche.

Alle Beteiligten erhoffen sich Ruhe

Schliersees Pfarrer Sinseder hofft, dass die Kirchenwand auf dem Weinberg künftig nicht mehr beschmiert wird. Mehrere tausend Euro Schaden seien dadurch entstanden. Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer erhofft sich Verständnis von beiden Seiten und er meine damit "die politisch sehr linke Seite und die politisch sehr rechte Seite". Die Bürger von Schliersee hätten mit den Umtrieben auf dem Weinberg wenig zu tun, viele hätten sich nicht mit den geschichtlichen Hintergründen befasst. Deswegen begrüßt auch der Bürgermeister den neuen "Ort der Erinnerung" in seiner Gemeinde. Und Historiker Wolfgang Foit hofft, dass viele Menschen auf dem Weinberg stehen bleiben, innehalten und einfach nur lesen. Es dauere rund 20 Minuten, sich den geschichtlichen Kontext, der die Gedenktafel begleitet, zu erarbeiten.

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