Das Badeverbot am Grüntensee wurde aufgehoben.
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Fäkalkeime: Badeverbot am Grüntensee wieder aufgehoben

Wegen Fäkalkeimen war am Grüntensee bei Wertach das Südufer des Sees gesperrt worden. Das sorgte für Unmut und abreisende Urlaubsgäste. Nun wurde das Badeverbot wieder aufgehoben, weil neue Wasserproben "überraschend gut" waren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Normalerweise ist auf der Liegewiese am Grüntensee-Ufer zwischen all den Handtüchern kaum mehr ein Platz frei, überall gut gelaunte Badegäste. Die vergangenen Tage aber herrschte hier gähnende Leere. Denn seit Montagnachmittag (21.8.) war das Südufer des Sees gesperrt. Das Oberallgäuer Gesundheitsamt hatte bei Routinekontrollen festgestellt, dass die zugelassene Höchstmenge an Fäkalkeimen um das Dreifache überschritten wurde.

Neue Wasserproben: Kein Badeverbot mehr

Doch am Freitagmittag die überraschende Wende: Das Gesundheitsamt hat das Badeverbot am Südufer des Grüntensees aufgehoben. Die neuen Laborergebnisse seien überraschend gut, sagt der Leiter des Oberallgäuer Gesundheitsamts Ludwig Walters. Deshalb sei auch keine Zwischenstufe wie "Baden auf eigene Gefahr" notwendig. Warum die am Dienstag gezogenen Proben nun besser waren, kann sich Walters nicht erklären. Die Beprobung und Analyse sei ein standardisiertes Verfahren, das man deshalb nicht in Frage stellen müsse.

Was sind die Ursachen für die Fäkalkeime?

Walters weist vielmehr darauf hin, dass die Ursache für die Verunreinigung bislang unklar ist. Als mögliche Gründe stehen der Kot von Wildtieren, wie Enten und Schwäne, der Eintrag von Gülle oder das niedrige Wasser im Mündungsbereich der Wertach im Raum. Da man die Ursache nicht kenne, sei es auch nicht verwunderlich, dass man die Veränderung der Werte nicht vorhersagen könne. Leider könne eine Sperrung deshalb auch jederzeit wieder notwendig werden. Die nächsten Proben will das Gesundheitsamt am Montag nehmen und die Ergebnisse werden für Donnerstag erwartet.

Dass Wasservögel die Ursache sein könnten, dem widerspricht der Landesbund für Vogelschutz. Dazu reiche die Größe der Vogelkolonien am Grüntensee nicht aus. Als weitere mögliche Ursachen stehen Gülleeintrag durch kleine Zuflüsse und der niedrige Wasserstand im Mündungsbereich der Wertach im Raum. Eindeutig nachgewiesen ist keine der drei Möglichkeiten.

Fäkalkeime können zu Durchfall und Erbrechen führen

Ein Badeverbot ist unter diesen Voraussetzungen unumgänglich, sagt Gesundheitsamtsleiter Ludwig Walters: "Auch wenn man es nicht möchte, üblicherweise schluckt man ein bisschen was beim Baden. Und je mehr Wasser ich schlucke, umso mehr Erreger nehme ich auf." Ab einer gewissen Menge kann das dann zur Erkrankung führen - bei diesen Fäkalkeimen üblicherweise zu Erbrechen und Durchfällen.

Campingplatz-Besucher reisen ab und stornieren

Die Urlauber am Campingplatz Grüntensee International, der am betroffenen Südufer liegt, konnten sich wegen des Badeverbots in den vergangenen Tagen bei dem heißen Wetter nicht abkühlen. Weiter nördlich am Seeufer war die Belastung so gering, dass man dort hätte baden können. Doch extra dorthin auszuweichen, war vielen Gästen am Campingplatz allerdings zu viel Aufwand, sie reisten ab oder stornierten schon vor der Anreise, klagt die Campingplatz-Betreiberin Brigitte Seefelder. Sie betont, dass der Campingplatz für die Fäkalkeime im Wasser nichts könne. Sie denkt, dass der Kot von Wasservögeln schuld ist.

Könnte Ausbaggern des Sees helfen?

Die Wertacher Bürgermeisterin Gertrud Knoll zeigte sich ratlos: "Klar können wir selber auch Wasserproben nehmen und ans Labor geben. Das haben wir auch im vergangenen Jahr an verschiedenen Stellen gemacht, wo wir gemeint haben, da könnte vielleicht eine Ursache dafür sein. Aber die Proben haben keine Erkenntnisse gebracht."

Knolls Wunsch: Dass der See in Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt im Herbst ausgebaggert werden kann. Dann wäre er im Mündungsbereich nicht mehr so niedrig und das Wasser könnte sich besser durchmischen. Auch die Campingplatzbetreiberin und ihre Gäste hätten dann zumindest die Hoffnung, dass im kommenden Jahr kein Badeverbot nötig ist.

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