Risse in der Erdkruste eines Ackers
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Philipp von Ditfurth

Klimawandel und Konkurrenz aus dem Ausland setzen der regionalen Landwirtschaft zu.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Ernteeinbußen: Verdorrt die regionale Landwirtschaft?

Im Frühjahr war es zu nass, jetzt ist es zu trocken: Die Landwirtschaft ist wegen des Klimawandels Extremen ausgesetzt und rechnet heuer mit einem schlechten Erntejahr. Außerdem schwächt die Konkurrenz aus dem Ausland die regionale Landwirtschaft.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Momentan scheinen die Kulturen auf den Äckern zu vertrocknen und deshalb an Wert zu verlieren: Mickrige Kartoffeln; Brotweizen, der wegen der Trockenheit einen zu geringen Eiweißgehalt hat und sich damit nicht optimal zum Backen eignet; Braugerste mit sichtbaren Trockenschäden. Ist die Qualität zu gering, würden Lebensmittelhersteller die Rohstoffe lieber von anderen Landwirten – auch aus dem Ausland – kaufen, die derzeit eine bessere Ernte einfahren können, sagten die Landwirte am Dienstag beim Erntepressegespräch des Bauernverbands für Regensburg und Schwandorf.

Die Versorgungssicherheit sei also noch nicht gefährdet, doch die heimischen Bauern müssten große Einbußen hinnehmen.

Mangelhaftes Getreide nur noch Tierfutter

Getreide, aus dem zum Beispiel eigentlich Brot für Menschen werden sollte, landet nun wegen der Qualitätsminderung durch die Trockenheit im Trog. Den heimischen Landwirten bleibe nur noch die weniger lukrative Verwertung über die Biogasanlage oder als Tierfutter. Somit sei gerade in solchen Situationen die Tierhaltung sehr wichtig, erklärt Thomas Scheuerer, stellvertretender Kreisobmann beim BBV Regensburg.

Die durch den Klimawandel bedingten Wetterextreme machen den Landwirten große Probleme: Im Frühjahr regnete es sehr viel. Es gab Probleme, Sommerpflanzen wie Kartoffeln, Mais, Soja und Zuckerrüben auszubringen, so Scheuerer. Weil genug Wasser in den oberen Bodenschichten verfügbar war, bemühten sich die Pflanzen nicht, tief zu wurzeln.

Psychische Belastung: Zu wenig Winter-Vorräte für Rinder

Und nun: Trockenheit. Die ist für die Landwirte eine extreme Belastung, erklärt Franz Obeth, BBV-Kreisobmann in Regensburg und Milchviehhalter. Er ist darauf angewiesen, dass das Gras auf seinen Wiesen gut wächst. Doch das tut es nach einem guten, ersten Schnitt nicht mehr. Es ist zu trocken, so Obeth: "Das geht schon auf die Psyche der Landwirte. Als Viehhalterbetrieb müssen die Silos im Herbst voll sein. Wenn ich kein Futter mehr habe, dann kann ich nur noch zukaufen, mit hohen Kosten und dann wird das richtig zum Problem."

Besonders rund um Amberg, Schwandorf, Straubing oder Hemau würden sich laut dem BayWa Dürremonitor richtige "Dürrenester" zeigen, so Josef Wittmann, Geschäftsführer des BBV Regensburg-Schwandorf. Er befürchtet, dass langfristig bestimmte Kulturen in der Region nicht mehr angebaut werden. Landwirte hätten ihm zum Beispiel berichtet, dass sich der Kartoffelanbau aufgrund der Trockenheit nicht mehr lohne.

Zwar könnten tiefwurzelnde oder exotische Kulturen, die besser mit Hitze klarkommen, eine Alternative sein. Doch letztendlich bräuchten auch sie Wasser, und für Produkte wie regionales Bier brauche es nun einmal heimische Braugerste.

Forderung nach künstlicher Beregnung

Die Trockenheit werde die Landwirte auch die nächsten Jahre begleiten, hieß es auf der Konferenz. Um weiterhin die Qualitätsstandards einhalten zu können, forderten manche Landwirte, dass eine künstliche Bewässerung einfacher möglich sein sollte - besonders auf leichten Böden mit schlechter Wasserspeicherung. Ohne die seien künftig keine zufriedenstellenden Erträge mehr möglich, weder im Ackerbau und schon gar nicht im Gemüsebau, erklärt Scheuerer. Eine Beregnung werde aber nur selten genehmigt. Außerdem brauche die Bewässerung Energie. Es sei fraglich, ob die Gesellschaft das akzeptiert.

Bei der Bewirtschaftung von Äckern werde es in Zukunft noch wichtiger sein, Wasser im Boden zu halten, so die einhellige Meinung. Das geht zum Beispiel durch Mulchsaat. Dabei bleibt der Boden von der Zwischenfrucht bedeckt, sodass die Austrocknung verringert wird. Wichtig sei auch Humusaufbau. Humus kann viel Wasser speichern und liefert den Pflanzen auch viele Nährstoffe.

Verbraucher und Landwirte sollten zusammenhalten

Laut den Landwirten ist der Klimawandel eine der größten Herausforderungen für die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung. Die Klimakrise müsse gesamtgesellschaftlich angepackt werden, so der Regensburger Bauernverbands-Kreisvorstand und Biolandwirt Michael Beer.

Er wünscht sich, dass sich Verbraucher und Landwirte nicht mehr gegenseitig die Schuld zuweisen, sondern zusammenhalten. Landwirte in Deutschland würden einen außerordentlich guten Job machen. Verbraucher sollten die Landwirtschaft durch den Einkauf regionaler Produkte unterstützen. Um Ernten zu sichern, müsse sich die ganze Gesellschaft dafür einsetzen, die Folgen des Klimawandels abzumildern, so die Landwirte.

Bildrechte: BR/Anne-Lena Schug
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Sprecher des Bauernverbands für Regensburg und Schwandorf schildern beim Erntepressegespräch die Folgen der aktuellen Trockenheit.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!