Moving Fields: Getreidezucht für den Klimawandel
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Moving Fields: Getreidezucht für den Klimawandel

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Trockenheit im Gewächshaus: Getreidezucht für den Klimawandel

Pflanzenkisten mit Weizen, die wie von Geisterhand durchs Gewächshaus fahren: Was nach Getreidezucht der Zukunft klingt, ist ein Forschungsprojekt der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising. Das Ziel: Die Zucht trockenresistenter Sorten.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Moving Fields heißt das Gewächshaus der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising, denn kleine Getreidefelder in Plastikkisten fahren hier mehrere Male pro Tag kreuz und quer durchs Gewächshaus. Sie erinnern ein bisschen an rangierende Bierkästen - hübsch bepflanzt mit dekorativem Grün. Aber das, was in diesem Gewächshaus passiert, ist Pflanzenforschung. Auf ihrer Fahrt werden die Getreidepflanzen gewogen, gedüngt, in einer Fotobox immer wieder fotografiert und an einer anderen Station bewässert - oder auch nicht.

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Dem Weizen wird gezielt Wasser verweigert

Seit fast zehn Jahren gibt es dieses Forschungsprojekt. Das Ziel: Nutzpflanzen zu züchten, egal ob Kartoffeln, Gerste oder Weizen, die fit sind für den Klimawandel.

In jeder Kiste sind 30 Pflanzen, ähnlich dicht gesät wie draußen auf dem Acker, sogenannte Mikro-Felder. Der Computer entscheidet, wie viel Wasser ein Kasten bekommt. Dr. Markus Herz betreut das Projekt: "Wir verweigern einigen Pflanzen gezielt das Wasser und können die Reaktion sowohl der Wurzeln als auch das überirdische Wachstum tagesgenau nachverfolgen."

Weizen mit Roggen-Genom

In diesem Jahr stehen in dem Gewächshaus in Freising ganz besondere Getreidepflanzen: Winterweizensorten, in die durch normale konventionelle Züchtung Bruchstücke von Roggen-Chromosomen eingebracht wurden, 20 verschiedene Zuchtstämme. "Weil Roggen eine sehr genügsame Pflanze ist, versuchen wir hier herauszufinden, ob dieser Anteil von Roggen-Genom im Weizen einen Einfluss auf die Reaktion auf Trockenstress hat", erklärt Projektleiter Herz.

Wachstum wird täglich auch mit der Kamera festgehalten

Das Herzstück der Moving-Fields-Anlage ist eine Kamera, versteckt in einer großen Box, durch die die Kisten auf ihren Weg durchs Gewächshaus regelmäßig fahren. Die Kamera macht von jeder Kiste mit dem Mikro-Weizenfeld täglich Fotos: einmal in 3D, von oben und von unten. Alle Kisten haben auf einer Seite eine Glasscheibe, durch sie sieht man das Wurzelwachstum. Mit einer speziellen Software kann Wissenschaftler Herz die Bilder auswerten, rund 350.000 werden es bis Juli sein.

Bis zur "Supersorte" kann es noch dauern

Doch die Eigenschaft "Trockenresistenz" alleine reicht nicht. "Das Ziel ist ein trockentoleranter Zuchtstamm, der auch einen guten Ertrag hat und möglichst resistent gegen Schädlinge ist", sagt Markus Herz. "Ich gehe davon aus, dass wir hier keine Supersorte finden, aber interessante Kreuzungspartner." Damit könne man dann weiterzüchten. Bis die Landwirte dann allerdings eine neue zugelassene Sorte zur Verfügung hätten, dauere es acht bis zehn Jahre, so der Freisinger Pflanzenzüchter.

Im Video: Gespräch mit Projektleiter Dr. Markus Herz

Projektleiter Dr. Markus Herz von der Bayerischen Landeanstalt für Landwirtschaft in Freising im Gewächshaus mit den Moving Fields
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Projektleiter Dr. Markus Herz von der Bayerischen Landeanstalt für Landwirtschaft in Freising im Gewächshaus mit den Moving Fields

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