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Bayern im Jahr 2050: Mehr Hitze und Starkregen

Wie aussagekräftig sind eigentlich Daten für Klimaprognosen? Und was prognostizieren die Daten für Bayern? Das Datenteam des BR hat Klimadaten für alle Landkreise Bayerns ausgewertet. So werden sich Hitzetage und Starkregen entwickeln.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach dem verregneten Frühjahr zeigte sich das Wetter in Bayern zuletzt ausgesprochen sommerlich: kaum Regen, viel Sonne und sehr warm - "ungewöhnlich warm" wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt. Erinnerungen an 2022 werden wach: Der vergangene Sommer war nach 2003 der zweitwärmste und zweitsonnigste Sommer, der jemals im Freistaat gemessen wurde.

Gleichzeitig kam es immer wieder zu wolkenbruchartigen Regenfällen, vor allem in Alpennähe. Wie etwa am 19. August in Wertach-Bichel im Allgäu, als an einem Tag 114,2 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel fielen.

Ist es Zufall, dass immer häufiger Temperaturrekorde purzeln? Dass sich lange Phasen der Trockenheit mit Tagen abwechseln, an denen es wie aus Kübeln gießt? Und wie geht diese Entwicklung weiter? Das Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) hat dazu viele Projektionsdaten gesammelt - für jeden bayerischen Landkreis. Das Datenjournalismus-Team des Bayerischen Rundfunks hat die Daten des LfU für jeden bayerischen Landkreis aufbereitet, so dass ein Blick in die Klima-Zukunft Bayerns möglich wird.

Zukunftsprognosen für drei Klimaszenarien

In den Daten sind drei Szenarien beschrieben: ein Bayern ohne zusätzlichen Klimaschutz, mit gemäßigtem Klimaschutz und mit starkem Klimaschutz. Wissenschaftler sprechen dabei von den Emissions-Szenarien RCP 8.5, 4.5 und 2.6. Wobei das Szenario RCP 8.5 der Annahme folgt, die Welt würde so weitermachen wie bisher und noch viele Jahrzehnte Öl, Gas und Kohle verbrennen. Das Szenario RCP 2.6 hingegen geht von ausgesprochen ehrgeizigen und schnellen Klimaschutzmaßnahmen aus - nach heutigem Stand ist bereits unwahrscheinlich, dass es noch eintritt.

Interaktive Grafik: Hitzetage im Jahr 2050

Überall in Bayern wird es nach den Berechnungen des LfU 2050 mehr Hitzetage geben als heute. Regional gibt es allerdings deutliche Unterschiede: Besonders viele Tage, an denen die Temperatur über 30 Grad steigt, wird es in manchen Gegenden Mittelfrankens und Oberbayerns geben. Bei starkem Klimaschutz ist zu erwarten, dass die Entwicklung deutlich milder ausfällt.

Die Daten des LfU sind da eindeutig, so Sprecher Bäse: "Wir messen bereits jetzt zwischen 1951 und 2019 eine Erhöhung um 1,9 Grad. Und diese Erwärmung setzt sich fort. Und eben je nachdem, wie stark wir Klimaschutz betreiben, wird sich das eben stärker oder weniger stark fortsetzen."

Interaktive Grafik: Zunahme der Starkregen-Tage im Jahr 2050

Vor allem im Alpenraum wird es 2050 mehr Tage geben, an denen Starkregen fällt. In vielen bayerischen Landkreisen erscheint die Veränderung nicht besonders deutlich auszufallen, mit einem oder rechnerisch sogar weniger als einem zusätzlichen Starkregentag. Doch bereits ein einzelnes Starkregenereignis kann für hohe Sachschäden sorgen und im schlimmsten Fall sogar Menschenleben kosten.

Genau das ist auch der Grund, warum Klimaprojektionen wichtig sind: "Viele Entscheidungen, auch vor Ort im Lokalen, haben einen langfristigen Planungshorizont, wenn es um Investitionen geht. Dazu müssen wir wissen, was auf uns zukommt", begründet Harald Kunstmann die aufwendige Arbeit mit Klimadaten. Er ist Lehrstuhlinhaber für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg.

Regionale Vorhersagen sind wichtig

Damit die Forschung regional sinnvoll einsetzbar ist, müssen große Modelle, die die ganze Welt beschreiben, für kleinere Regionen wie Bayern verfeinert werden. Daran forscht Professor Harald Kunstmann. Er vergleicht die Verfeinerung der Modelle mit einer Brille mit eingebautem Zoom: "Das Loisachtal hat eine Ausdehnung von drei oder vier Kilometern. Wenn ich da mit einer Brille hinschaue, die 50 Kilometer Auflösung hat, dann sehe ich gar kein Loisachtal. Da sind Innsbruck und Garmisch fast eins, dabei ist das ein Riesenunterschied."

Genau so eine Verfeinerung hat das LfU berechnet. Mit Hilfe von Wetter-Messdaten werden über Klimamodelle Zukunftsprognosen berechnet. Das Ergebnis sind die gezeigten drei Szenarien für ein zukünftiges Bayern. In diese Szenarien fließen neben Annahmen zum Klimaschutz auch solche zur Bevölkerungsentwicklung, Landnutzung und technologischen Entwicklung ein. Aus diesem Zusammenspiel - Messdaten, Szenarien und Klimamodelle - ergeben sich Projektionen, wie Bayern zukünftig aussehen könnte.

Damit diese Projektionen für Bayern auch passen, haben Experten des LfU ein Prüfverfahren entwickelt: Dabei wurde getestet, ob die Klimamodelle in der Vergangenheit richtig lagen. Denn gerade Bayern stellt eine Herausforderung dar, erläutert der Sprecher des LfU, Frank Bäse: "Wir haben in Bayern die Situation, dass wir ein sehr starkes Relief haben. Wir haben Teile der Alpen, Mittelgebirge und auch tiefere Lagen. Und das ist für verschiedene Modelle unterschiedlich gut abbildbar."

Der Mensch ist der entscheidende Faktor

Die hier gezeigte Entwicklung wird natürlich auch nach dem Jahr 2050 nicht aufhören, sondern sich in vielen Bereichen sogar beschleunigen. In manchen Regionen Bayerns eher langsam oder sogar fast unmerklich, in anderen dagegen schneller und mit deutlichen Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Offen ist, welches Szenario im Jahr 2050 tatsächlich eintreten wird. Das hängt vor allem am Menschen und den Klimaschutz-Maßnahmen, die heute beschlossen werden. Denn in den berechneten Szenarien sind genau das die großen Unbekannten.

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