Blick von oben auf eine große Solaranlage. (Symbolbild)
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Der Solarpark Poxstall im Landkreis Forchheim ist nach neunmonatiger Bauzeit jetzt fertiggestellt worden. (Symbolbild)

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Einer der größten kommunalen Solarparks Bayerns geht ans Netz

Der Solarpark Poxstall ist mit 20 Hektar eine der größten kommunalen Freiflächen-Photovoltaikanlagen Bayerns. Seine Entstehungsgeschichte macht deutlich, woran der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland derzeit krankt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Solarpark Poxstall im Landkreis Forchheim wurde nach neunmonatiger Bauzeit jetzt fertiggestellt. Es ist mit 20 Hektar eine der größten kommunalen Freiflächen-Photovoltaikanlagen Bayerns. Pro Jahr sollen dort 31.000 Solarpanels gut 21,5 Millionen Kilowattstunden regenerativer Strom erzeugen, was dem Verbrauch von etwa 7.000 Haushalten entspricht.

Damit entwickelt sich Oberfranken mehr und mehr in Richtung einer Vorzeigeregion in Sachen Erneuerbarer Energien. So entsteht am Rennsteig bei Kronach der bislang leistungsstärkste Windpark Bayerns. In Wunsiedel soll Bayerns größte Anlage für "grünen Wasserstoff" nach anfänglichen Schwierigkeiten bald in den Regelbetrieb übergehen.

Kommunale Betreiber statt großer Investoren

Der Solarpark Poxstall befindet sich vollständig in kommunaler Hand. Betreiberin ist ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Ebermannstadt GmbH, die wiederum der Stadt gehört. Mit dem Solarpark Poxstall will der lokale Versorger einen weiteren Meilenstein für importunabhängige Stromversorgung in Bayern setzen. "Spätestens mit dem bundesweiten Ausstieg aus der Atomkraft, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien keine Frage des Könnens oder Wollens mehr, sondern zu einem Müssen geworden", sagt Jürgen Fiedler, der Geschäftsführer der Stadtwerke Ebermannstadt. Der Ausbau solle jedoch nicht in die Hände großer Investoren gelegt werden. Die Wertschöpfung müsse in der Region bleiben, so Fiedler weiter.

Solarpark Poxstall: Mehr als zwei Jahre lang geplant

Mehr als zwei Jahre lang ist der Solarpark Poxstall geplant worden. Experten gilt er auch als ein Beispiel dafür, wie Bürokratie die Energiewende ausbremst. Nach der baurechtlichen Genehmigung wurden Bodendenkmäler auf dem Areal vermutet. Archäologen untersuchten die Fläche vier Wochen lang. Danach folgte die Ausschreibung bei der Bundesnetzagentur.

Im Februar 2022 schließlich begann der Krieg in der Ukraine und die Stadtwerke Ebermannstadt mussten plötzlich mit höheren Rohstoffpreisen kalkulieren. 700 Tonnen Stahl benötigte der Solarpark, die Preise dafür waren in die Höhe geschnellt. Neben der Inflation stiegen die Zinssätze für Kredite. Zu guter Letzt steckten die Solarmodule wegen eines Streits zwischen dem südkoreanischen Hersteller und dem Produktionsland China im Hafen von Rotterdam fest.

Politik will bürokratische Hürden abbauen

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz weiß um solche Schwierigkeiten. Auf seiner Website schreibt die Behörde daher: "Wichtigste Stellschraube für den längerfristig erfolgreichen Ausbau erneuerbaren Energien sind der Abbau bürokratischer Hürden, höhere Förderungen und die engere Einbeziehung der Bundesländer."

Im Koalitionsvertrag haben sich die Parteien dazu verpflichtet, den Ausbau drastisch zu beschleunigen. Schließlich soll Deutschland im Jahr 2030 80 Prozent seiner Strommenge aus Erneuerbaren Energien beziehen, vorrangig aus Wind und Sonne. Der Anteil im vergangenem Jahr lag bei 46 Prozent.

Anfang Juli wird der Solarpark Poxstall nun endlich an das Stromnetz geschaltet. Der vor Ort erzeugte Ökostrom entspricht dann bereits 80 Prozent des Verbrauchs der Stadt Ebermannstadt. Abgeschlossen ist die Baustelle bei Poxstall jedoch noch nicht. Im Herbst werden heimische Sträucher, Hecken und Obstbäume rund um das Gelände gepflanzt. Rund 90 Schafe sollen das Areal beweiden.

Bürger können sich am Solarpark beteiligen

Vorerst wird der Solarstrom aus Poxstall noch überregional vermarktet. Langfristig soll die Region durch den Ausbau erneuerbarer Energien autark werden. Dazu müssen sich Energiespeicher aber erst noch weiterentwickeln, um wirtschaftlich rentabel zu sein. Die nötige Infrastruktur dafür wurde mit der neuen Photovoltaikanlage bereits geschaffen.

Und: Bürgerinnen und Bürger aus der Region sollen sich an dem Solarpark beteiligen können. Derzeit laufe dafür ein sogenanntes Nachrangdarlehen. Zudem zahle die Betreiberin, die Solarstrom FS GmbH & Co. KG, zusätzlich zu der Gewerbesteuer eine Kommunalabgabe in Höhe von rund 860.000 Euro an die Gemeinde Ebermannstadt, heißt es von den Stadtwerken.

Auf den Solarpark soll ein Windpark folgen

Die Stadt Ebermannstadt will sich trotz der bürokratischen Hürden nicht zurücklehnen und plant weiter. Gleich neben dem Solarpark Poxstall soll auch noch ein Windpark entstehen.

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Joachim Goldbeck ist seit 1998 als Unternehmer in der Solar-Branche.
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