Notenblätter liegen gestapelt am Eingang einer Kirche.
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Ob vor dem Rathaus, am Christkindlmarkt oder im Stadion: An Weihnachten treffen sich Gruppen, um gemeinsam zu singen - nicht nur in der Kirche.

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"Brauchen Hoffnung": Darum singen wir an Weihnachten gemeinsam

Ob vor dem Rathaus, auf dem Christkindlmarkt oder im Stadion: In dieser Vorweihnachtszeit treffen sich viele verschiedene Gruppen, um gemeinsam zu singen – nicht nur in der Kirche. Doch: Wieso singen wir in der Weihnachtszeit gerne miteinander?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Im Olympiapark in München, im Nürnberger Max-Morlock-Stadion oder auch in der Landshuter Eishalle: Auch kurz vor Heiligabend treffen sich allerorts Leute, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen – und das nicht nur in der Kirche.

Für Gunther Hirschfelder, Kulturwissenschaftler an der Universität Regensburg, ist das verwunderlich, denn: "Ich hatte immer gedacht, das stirbt langsam aus. Singen ist aber aktueller denn je."

Gefühl von Verbundenheit wird geschaffen

Das gemeinsame Singen hat laut Hirschfelder zwei Funktionen: Auf der einen Seite wird dabei etwas gemeinsam getan. "Und das Singen schafft ein starkes Gefühl, eine starke Emotionalität, eine starke Verbundenheit."

Etwas, wonach Menschen Sehnsucht haben, auch weil die Gesellschaft immer digitaler wird. "Wir treffen uns kaum noch, wir kommunizieren nur über unsere Geräte. Der Mensch ist aber ein soziales Wesen, wir haben ein Bedürfnis nach Zwischenmenschlichkeit", so Hirschfelder. Und diese Zwischenmenschlichkeit finde im gemeinsamen Singen besonders statt.

Weihnachtslieder transportieren Hoffnung

Auf der anderen Seite habe das gemeinsame Singen von Weihnachts- und Adventsliedern auch etwas mit der Nachricht zu tun, die die Lieder transportieren. "Wir sehnen uns nach Frieden und Geborgenheit und nach einer schönen Zeit miteinander. Wir brauchen Hoffnung und all das ist doch im Weihnachtslied", sagt Gunther Hirschfelder.

Raus aus der Kirche und doch spirituell?

Als Forscher beobachtet Hirschfelder hier eine fast schon paradoxe Situation: Zum einen ein dauerhaftes Herauslösen aus christlichen Sinngehalten, Bekenntnissen und Symbolen im Alltag. Und zum anderen eine tiefe Sehnsucht nach Spirituellem. In dieser Kombination sieht er Weihnachtslieder auch als eine Art Exit-Strategie.

"Im Alltag trauen wir uns kaum, sentimental zu sein. Das Sprechen über Glaube und Gott ist im Mainstream ziemlich out. Das würden wir auch nicht posten", sagt Hirschfelder. Doch Weihnachtslieder? Kein Problem. Auch nicht, wenn die Texte kirchlich sind.

Weihnachten als "Traditionsanker"

Weihnachten sei laut Hirschfelder auch deshalb so wichtig, da man sich dabei an schöne Weihnachtserlebnisse aus der Kindheit erinnere, Gruppen und Familien kommen in einer bestimmten Atmosphäre zusammen. Weihnachten sei ein "Traditionsanker", so Hirschfelder. "Wenn es Weihnachten nicht gäbe, dann müsste man es eigentlich erfinden."

Auch dieses Jahr wieder und damit zum sechsten Mal erschallen im Max-Morlock-Stadion Weihnachtslieder statt Fangesänge. Rund 15.000 Menschen sind da - es kann nur großartig werden. Live vor Ort Daniel Peter
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Auch dieses Jahr wieder und damit zum sechsten Mal erschallen im Max-Morlock-Stadion Weihnachtslieder statt Fangesänge.

Mit Informationen von dpa.

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