Ein komplettes, unbenutztes Set des sogenannten "Lolli-Test" (PCR-Pooltest) steht im Klasenzimmer einer bayerischen Grundschule.
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Ein komplettes, unbenutztes Set des sogenannten "Lolli-Test" (PCR-Pooltest) steht im Klasenzimmer einer bayerischen Grundschule.

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Corona-Lage an den Schulen: Maske, Homeschooling, Quarantäne?

Die Zahl der positiven Corona-Tests bei Schülerinnen und Schülern ist vergleichsweise hoch, die Zahl der schweren Verläufe hingegen niedrig. Welche Konsequenzen hat das für Bayerns Schulen und den Unterricht? Die wichtigsten Antworten.

Wie in der ganzen Gesellschaft gehen auch in der Elternschaft die Meinungen über die Corona-Lage deutlich auseinander. Während die einen vor einer "Durchseuchung" der Schulen warnen, halten andere die mehrmaligen wöchentlichen Tests für übertrieben - und drängen angesichts häufig geimpfter Großeltern und Eltern auf mehr Gelassenheit. Was folgt aus den aktuellen Infektionszahlen für Maskenpflicht, Wechselunterricht & Co? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Situation an Bayerns Schulen:

Wie sind aktuell die Corona-Zahlen bei Schülerinnen und Schülern?

Eine detaillierte Auflistung nach Altersgruppen gab es vom Robert-Koch-Institut (RKI) und dem Landesamt für Gesundheit (LGL) zuletzt vor einer Woche: Demnach gab es bayernweit die höchste 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen – sie betrug 255. Es folgten die 12- bis 15-Jährigen mit 247 und die 16- bis 19-Jährigen mit 224. Dabei gibt es regionale Unterschiede: In einzelnen Kreisen in Bayern lag die Inzidenz bei Minderjährigen zuletzt deutlich über 500.

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Eine tagesaktuelle Tabelle des RKI mit einer gröberen bayernweiten Altersunterteilung zeigt insbesondere bei den 5- bis 14-Jährigen einen starken Anstieg der 7-Tage-Inzidenz an: von 191 vor einer Woche auf 287. Das LGL weist allerdings darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler wegen der Testpflicht auch deutlich öfter getestet werden als andere Altersgruppen. Das sonst zu erwartende Dunkelfeld an unerkannten Infektionen falle bei Kindern und Jugendlichen damit weitgehend weg, teilte das Landesamt dem BR mit. "Dies ist bei einem Vergleich zum Beispiel mit den Inzidenzen in anderen Altersgruppen zu berücksichtigen."

Bei Kindern unter fünf ist die 7-Tage-Inzidenz im Freistaat vergleichsweise niedrig (71). Dafür gibt es in dieser Altersgruppe aktuell generell eine enorm hohe Zahl an Atemwegserkrankungen: Laut Michael Hubmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Bayern sind mehr als 20 Prozent betroffen. "Das entspricht einer Inzidenz von über 20.000 für normale Atemwegsinfekte."

Steigen die Zahlen seit der Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht Anfang Oktober?

Nach Auskunft des Kultusministeriums beträgt der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Bayern, die wegen eines positiven Corona-Tests nicht in den Unterricht können, aktuell 0,35 Prozent. Unmittelbar vor der Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht vor knapp drei Wochen war diese Quote mit 0,27 Prozent etwas niedriger. Allerdings ist im selben Zeitraum auch die 7-Tage-Inzidenz in nahezu allen Altersgruppen gestiegen.

Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) sagte in dieser Woche nach einer Kabinettssitzung, an den bayerischen Schulen gebe es "relativ geringe Beeinträchtigungen". Hier zahlten sich die regelmäßigen Tests an den Schulen aus. "Die Schule, die ja generell ein geschützter Ort sein soll, ist jetzt nicht der Ort der Ansteckung."

Wie viele Schülerinnen und Schüler sind derzeit in Bayern wegen Covid im Krankenhaus?

Aktuell werden in Bayern laut Divi-Intensivregister drei Unter-18-Jährige im Zusammenhang mit einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus intensivmedizinisch betreut. Niemand davon muss invasiv beatmet werden. Bundesweit sind aktuell demnach zwölf Nicht-Erwachsene wegen Covid in intensivmedizinischer Betreuung. Anfang Oktober lag der Wert bei 18, in den Monaten zuvor war er stets niedriger, im Sommer waren es zeitweise bundesweit zwei Fälle.

Prozentual gesehen machen Patienten unter 18 Jahre aktuell nur einen sehr geringen Teil der Covid-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung aus - rund ein Prozent. Das ist seit Beginn der Pandemie so. Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz (Krankenhauseinweisungen mit oder wegen Corona in den letzten 7 Tagen bezogen auf 100.000 Menschen) ist laut LGL bei Kindern und Jugendlichen zwischen 0 und 19 Jahren bayernweit verglichen mit den anderen Altersgruppen am niedrigsten.

Was passiert, wenn ein Kind in der Schule positiv getestet wird?

Seit diesem Schuljahr muss nicht mehr automatisch die ganze Klasse in Quarantäne, wenn eine Schülerin oder ein Schüler positiv getestet wurde. Lediglich "enge Kontaktpersonen" wie zum Beispiel Tischnachbarn müssen in den folgenden Tagen zu Hause bleiben. Diese Quarantäne dauert zehn Tage, kann aber mit einem negativen Test nach fünf Tagen vorzeitig beendet werden. Geimpfte und Genesene sind von der Quarantäne-Pflicht ausgenommen, es sei denn, sie entwickeln Symptome.

Maskenpflicht im Unterricht: Welche Pläne gibt es?

In Bayern gilt weiterhin eine allgemeine Maskenpflicht im Schulgebäude, also auf den Fluren und Toiletten. Am Platz im Klassenzimmer müssen Bayerns Schülerinnen und Schüler seit Anfang Oktober keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Das bayerische Kultusministerium teilt auf BR-Anfrage allerdings mit: "Wenn es aus Infektionsschutzgründen geboten und erforderlich ist, können die zuständigen Behörden weiterhin abweichende Maßnahmen anordnen."

Tatsächlich gibt es Schulen, in denen für Klassen mit einem Corona-Fall die Maskenpflicht im Unterricht für einige Zeit wieder gilt - als Reaktion auf einen positiven Fall: Die verbliebenen Schülerinnen und Schüler müssen für zunächst 14 Tage auch am Sitzplatz Maske tragen. Dazu kommt ein "intensiviertes Testregime" mit täglichen Tests an den nächsten fünf Schultagen. Beide Maßnahmen sind auch für vollständig Geimpfte und Genesene verpflichtend.

Kann es erneut Wechsel- oder Distanzunterricht geben?

Im Gegensatz zum vergangenen Schuljahr haben die Schülerinnen und Schüler derzeit überall in Bayern unabhängig von der 7-Tage-Inzidenz Präsenzunterricht. Wie im Fall der Maskenpflicht gilt aber auch hier: Je nach Infektionsgeschehen können Gesundheitsämter für einzelne Klassen, Jahrgangsstufen oder Schulen Einschränkungen anordnen. Auch ein Wechsel- oder Distanzunterricht ist somit möglich.

Von dieser Möglichkeit hat beispielsweise der Landkreis Straubing-Bogen Gebrauch gemacht: Wegen vieler Corona-Fälle gibt es an der Grundschule in Sankt Englmar aktuell keinen Präsenzunterricht. Alle Schüler sind in dieser Woche komplett im Homeschooling. Laut Gesundheitsamt handelt es sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme.

Gelten die jetzigen Regeln sicher für das ganze Schuljahr?

Das ist offen. Klar ist: Vollständiger Präsenzunterricht ist die zentrale Zielsetzung Bayerns für das laufende Schuljahr. Mit diversen Schutzmaßnahmen (Testen, Lüften, Hygieneregeln, teilweise Maskenpflicht usw.) soll dieses Ziel erreicht werden. Eine mögliche Verschärfung der jetzigen Maßnahmen lässt das Kultusministerium auf BR-Anfrage offen: "Die bayerische Staatsregierung behält das Infektionsgeschehen genau im Blick und wird auch weiterhin alle erforderlichen Maßnahmen zur Gewährleistung eines vollständigen Präsenzunterrichts ergreifen."

An den regelmäßigen Corona-Tests an den Schulen will die Staatsregierung jedenfalls bis auf Weiteres festhalten, wie Staatskanzleichef Herrmann am Dienstag betonte. Bisher sei das Ziel, vollständigen Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten, gut erreicht worden. Insofern hätten sich die breitflächigen Tests an den Schulen bewährt. Das daraus resultierende Sicherheitsgefühl sei "für die ganze Schulfamilie hilfreich". An Grundschulen werden aktuell in der Regel zwei Mal pro Woche PCR-Pooltests vorgenommen, an weiterführenden Schulen drei Mal pro Woche Antigen-Schnelltests.

Statt der Inzidenzwerte ist im Freistaat mittlerweile die Krankenhaus-Ampel entscheidend, die die Belegung von Krankenhäusern und Intensivstationen mit Corona-Patienten anzeigt. Sie steht derzeit auf Grün. Sollte sie auf Gelb oder Rot springen, will die Staatsregierung verschärfte Corona-Regeln beschließen. Wie stark die Schulen davon betroffen wären, ist offen.

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Wie umgehen mit Testverweigerern?
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Schule: Wie umgehen mit Testverweigerern?