Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Standort Aschaffenburg
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"Alarmstufe rot"-Aktionstag in Klinik Aschaffenburg-Alzenau

Mit einem bundesweiten Protesttag "Alarmstufe rot" machen die deutschen Krankenhäuser auf ihre ernste wirtschaftliche Lage aufmerksam. Auch das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau rechnet für dieses Jahr mit einem Defizit von 25 Millionen Euro.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Mit Aktionen überall in Deutschland machen Krankenhäuser auf ihre schwierige finanzielle Situation aufmerksam. Ohne Reformen fürchten die Krankenhausbetreiber ein Kliniksterben, so auch am bayerischen Untermain. Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau ist eines von mehr als 20 Krankenhäusern in Bayern, das sich laut der Bayerischen Krankenhausgesellschaft am Aktionstag "Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not" beteiligt. Es lässt heute direkt am Klinikum große rote Fahnen wehen.

Kostenlose E-Autos als Anreiz

Die Aktion, kostenlose Elektro-Dienstwagen auszugeben, hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Als Anreiz und um ein Zeichen der Wertschätzung zu setzen, hat das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau im März dieses Jahres die ersten kostenlosen E-Dienstwagen an Pflegekräfte ausgegeben. Mehr als 600 sollen es insgesamt sein. Das Ziel: Mehr Pflegekräfte gewinnen. Und das habe geklappt, sagt Geschäftsführer Sebastian Lehotzki. 41 Neueinstellungen habe die Klinik seit dem vergangenen Oktober über die Fahrzeuge gewinnen können. Für ihn ist das ein wichtiger Schritt für mehr Personal in der Pflege: "Wir wollen auf der einen Seite zusätzliche Pflege gewinnen, denn es sind nicht alle Stellen bei uns besetzt. Und wir möchten die Pflege, die bei uns ist, auch behalten.“

350 Autos sind bereits ausgeliefert. Der stellvertretende Leiter der Intensivstation Adrian Hupe war einer der ersten, die ein Elektroauto bekommen haben. Er sieht das Angebot als Zeichen der Wertschätzung. "Das ist eine tolle Unterstützung, wir konnten dadurch ein Auto abschaffen", sagt er. Das kommunale Krankenhaus zahlt aus Eigenmitteln und Fördergeldern Versicherung, Wartung, Reparaturen und Steuern. Zwei Millionen Euro kosten die Leasingverträge, die vorerst für zwei Jahre abgeschlossen sind.

Aschaffenburg plant Akademie der Gesundheitsberufe

Die rund 1.900 Krankenhäuser in Deutschland sind laut Klinikum alle mit ähnlichen Problemen bei der Nachwuchssuche konfrontiert und die Herausforderungen würden immer größer. Mit einer neuen Akademie der Gesundheitsberufe will sich das Klinikum mehr für die Aus-, Weiter- und Fortbildung einsetzen. Sie könnte bereits 2024 starten und soll die verschiedenen Aus- und Fortbildungsangebote stärker miteinander verzahnen. "Wir möchten Menschen am Beginn ihres Berufslebens, aber auch Quereinsteiger oder Alleinerziehende in Teilzeit gewinnen und für die Berufe begeistern", sagt Lehotzki.

Schließen bald bis zu ein Fünftel der Kliniken in Deutschland?

Mit 2.100 Beschäftigten zählt das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau zu den größten Arbeitgebern in der Region und ist auch einer der größten Ausbildungsbetriebe in und um Aschaffenburg. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet innerhalb von 10 Jahren die Schließung von bis zu einem Fünftel der Kliniken in Deutschland.

Nach dem vergangene Woche veröffentlichten Krankenhaus-Rating-Report hat sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland 2021 verschlechtert. 11 Prozent der Häuser lagen laut Studie im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr, 16 Prozent im "gelben" und 73 Prozent im "grünen Bereich". Im Jahr zuvor lagen 7 Prozent im "roten", 25 Prozent im "gelben" und 68 Prozent im "grünen Bereich". Auch die Ertragslage hat sich negativ entwickelt: 32 Prozent der Kliniken schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. 2020 waren es 22 Prozent.

Aschaffenburg und Alzenau fusionierten bereits 2015

Seit Januar 2015 laufen das Klinikum Aschaffenburg und das ehemalige Kreiskrankenhaus Alzenau-Wasserlos unter einem Dach. Hintergrund des Zusammenschlusses waren der harte Wettbewerb auf dem Krankenhausmarkt und die Wirtschaftlichkeit beider Häuser, sowie das Bemühen, sie in kommunaler Hand zu behalten. Ein Zweckverband, der sich aus Vertreter der Stadt Aschaffenburg und des Landkreises zusammensetzt, trägt das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, das inzwischen eine gemeinnützige GmbH ist.

Mit dem Zusammenschluss hat sich der Einzugsbereich beider Krankenhäuser auf etwa 350 000 Patienten vergrößert. Das Klinikum zählt an seinen beiden Standorten mehr als 800 Betten. Die Fusion war richtig und wichtig, sagt der Geschäftsführer. Aber noch immer schreibe das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau seit Jahren rote Zahlen. "Den Preis- und Tarifsteigerungen der letzten Jahre steht nur eine unzureichende Finanzierung entgegen", sagt Sebastian Lehotzki BR24. Für das Jahr 2023 rechnet er mit einem Defizit von rund 25 Millionen Euro. "Mit anderen Worten: Die Lage ist prekär." Nötig sei deshalb eine nachhaltige Finanzierung der Krankenhäuser.

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